Mülheim. . Mülheimer Bildungsdezernent will nach Vorlage der Brandschutz-Kosten über einen möglichen Umzug der VHS an einen Interimsstandort diskutieren.

Die Bürgerinitiative „Erhalt unserer VHS in der Müga“ macht weiter – auch nach der Entscheidung der Jury, den Mülheimer Standort an der Bergstraße nicht für einen Neubau der Sparkassen-Akademie zu nutzen. Doch die Initiative sieht die Bildungsstätte erst dann gerettet, wenn die VHS vor weiteren Vermarktungswünschen geschützt wird und die zwei Millionen Euro, die seit Jahren im Haushalt vorgesehen sind, für Sanierungsmaßnahmen am Gebäude eingesetzt werden. „Es muss außerdem ein Gesamtsanierungskonzept aufgestellt werden“, fordert Lothar Reinhard, ein Sprecher der Initiative.

Aus ihrer Sicht ist die VHS keineswegs baufällig, sondern voll funktionstüchtig. Das wird in den Fachabteilungen der Stadtverwaltung jedoch anders gesehen, dort und von einem unabhängigen Ingenieurbüro wurde ein Sanierungsaufwand für dringende Arbeiten von rund 11,5 Millionen Euro festgestellt. In der Spitze werden gar Summen von 16 Millionen genannt, weil an der Immobilie seit Jahrzehnten kaum etwas getan worden ist. Es ist Geld, das die Stadt angesichts von 80 Millionen Euro neuen Schulden in 2015 nicht hat und auch nicht bereitstellen will.

Kein Geld für eine Sanierung da

Der Stadtrat hat in einer Prioritätenliste festgelegt, dass die wenigen Investitionsmittel zunächst in die Schulen, dann in den Erhalt des Friedrich-Wennmann-Bades, dann in die Sanierung des Kunstmuseums gesteckt werden. Erst an vierter Stelle der Prioritätenliste taucht die VHS auf: Derzeit ist dort eine Modernisierung nicht finanzierbar, urteilen SPD und CDU in einem gemeinsamen Papier. Der Politik geht es jetzt darum, dass lediglich die Verkehrssicherungspflicht in der VHS gewährleistet wird.

Bildungsdezernent Ulrich Ernst will die Zukunftsfrage der VHS an der Müga zügig angehen. In Kürze werde zunächst die Leitungsposition neu besetzt, die Bewerbungsfrist ist abgelaufen, das Auswahlverfahren beginnt. Zwei Dinge, so Ernst, müssten dann in den nächsten Wochen geklärt werden: Was ist an gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutzmaßnahmen in dem Gebäude erforderlich, und was kostet es. Sollte dies günstiger sein als eine Interimslösung in der Stadtmitte, werde der Lehrbetrieb dort weiter fortgesetzt.

Andernfalls soll ein Umzug an einen Interimsstandort erfolgen, bis mit der neuen VHS-Leitung geklärt sei, wie das neue Konzept aussehe und welcher Raumbedarf dafür erforderlich sei. „Wir können nicht hingehen“, so Ulrich Ernst, „und den Raumbedarf aus den 70er Jahren an anderer Stelle einfach übernehmen.“ Die heutigen Anforderungen an eine Volkshochschule seien völlig andere. Fest steht auch für den Bildungsdezernenten: „Für eine Sanierung des Gebäudes ist in den nächsten Jahren kein Geld in Sicht.“

Zweifel an Gutachten

Der Dezernent folgt mit dem Vorgehen auch den Forderungen der Ratsmehrheit, die allerdings seit fast zwei Jahren auf ein Konzept für die VHS von morgen wartet. Ein Grund dafür: Lange Zeit agierte die Mülheimer VHS ohne Leitung.

Bei der Bürgerinitiative indes herrschen große Zweifel an den genannten Sanierungskosten, die allerdings auch zahlreichen Politikern nicht ganz einleuchten. Vertreter der Initiative wollen nächste Woche Akteneinsicht in das Sanierungsgutachten nehmen. „Man darf gespannt sein, denn ein gewisses Geschmäckle ist vorhanden, weil das Gutachten vom gleichen Architekten stammt, der auch die Bewerbung des VHS-Geländes für die Akademie ausgearbeitet hatte“, so Reinhard. Der unausgesprochene Verdacht dahinter: Wurde das VHS Gebäude gezielt marode gerechnet?