„Ich wollte immer in den Verkauf“, sagt Dorothea Schaaf. Auch wenn sie zunächst an den Lebensmittel-Einzelhandel bei Tengelmann oder Aldi gedacht hatte, stieg sie nach ihrem Hauptschulabschluss in Speldorf in das Geschäft ihrer Eltern Gerhard und Agnes Scholl ein. Ihren Zeitungskiosk eröffneten die Scholls am 21. Januar 1949 dort, wo sich heute die Neue Mitte Broich befindet. Doch schon wenige Jahre später zogen sie mit ihrem kleinen Zeitungsgeschäft in die Innenstadt, wo sie ihren Standort zunächst auf dem Berliner Platz und später dann an der unteren Schloßstraße fanden, zunächst dort, wo heute die Nationalbank ansässig ist und ab 1972 dann auf dem heutigen Platz zwischen Kaufhof und Hotel Noy.

Dorothea Schaaf hat ihre Entscheidung, beruflich in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten, nie bereut. „Seien sie froh, dass Sie für sich alleine arbeiten können“, hört sie öfter von Kunden, die über Mobbing am Arbeitsplatz klagen. Doch ihre berufliche Selbstständigkeit, die sie, wenn die Gesundheit mitspielt, noch zehn Jahre weiterführen möchte, hat auch ihren Preis. Ihr Arbeitstag beginnt um 5.45 Uhr und endet werktags erst um 18.30 Uhr. Wenn die verwitwete und kinderlose Zeitungshändlerin ihren Kiosk samstags um 14 Uhr zusperrt, hat sie in der Regel eine 70-Stunden-Woche hinter sich. Nach Feierabend und am Wochenende entspannt sie sich bei der Arbeit im eigenen Garten oder indem sie es sich zu Hause „einfach gemütlich macht“ und es genießt, die Füße hochzulegen. Sie selbst sagt von sich: „Ich bin kein Wandervogel, sondern bodenständig und häuslich.“ Deshalb vermisst sie auch keine Urlaubsreisen, „weil ich sie nicht kenne.“ In den 40 Jahren, die sie den Zeitungskiosk an der unteren Schloßstraße führt, war sie nur einmal 14 Tage krank. Zu den kuriosesten Erinnerungen ihres Arbeitslebens gehören zwei Drehtage mit Helge Schneider, der ihren Kiosk, im Oktober 2012 für seinen Film „00 Schneider im Wendekreis der Eidechse“ in einen Tatort verwandelte und mit hellen Scheinwerfern ausleuchtete.