Mit dem kürzlich verstorbenen Udo Jürgens ist er einmal zusammen in einer Show aufgetreten. In Ilja Richters „Disco“ - Ende der 70er Jahre. Kim Merz tourte damals mit „Wallenstein“ durch die Republik, ihr größter Hit: „Charlene“. Udo hat damals mit uns hinter der Bühne geplaudert. Er war sehr nett und hat sich für unsere Musik interessiert. Er hat damals „Griechischer Wein“ gesungen. Das war ja schon etwas anderes als das, was wir gemacht haben. Aber man hat sich gegenseitig respektiert. In der gleichen Show ist auch Motörhead aufgetreten. Für Kim Merz gilt auch heute noch: Ich bewerte Musik nicht nach Richtungen. Es gibt nur gut gemachte oder schlecht gemachte Musik. Und wenn man auch auf seine Musiker-Karriere schaut, ergibt sich eine musikalische Bandbreite. Da war zuerst der Erfolg mit „Wallenstein“ und „Charlene“. Der zweite Song, mit dem es Merz dann in die Charts schaffte, hieß „Der Typ neben ihr“. Ich bin ein großer Willy DeVille-Fan und habe dann für dessen Song ,Just to walk that little girl home’ eine deutsche Übersetzung geschrieben. Er war mit dem Text einverstanden und dann habe ich das gemacht.
Es folgen Auftritte in der Hitparade, aber auch im WWF-Club. Da moderiert damals jemand, mit dem Kim Merz auch heute noch eng zusammenarbeitet: Jürgen von der Lippe. Jürgen war, als er in Aachen studiert hat, ein Wallenstein-Fan. Er hat mehrere Konzerte besucht. Ich bin dann später ein paar Mal im WWF-Club aufgetreten. Aber auch danach ist der Kontakt nicht abgebrochen. Heute ist Kim Merz von der Lippes Veranstaltungsmanager: Wenn der Komiker irgendwo in NRW, Schleswig-Holstein oder Niedersachsen einen Auftritt hat, dann hat ihn Merz organisiert.
Vor dieser Station steht aber noch ein dritter Hit - dieses Mal als Texter: I ch war bei der gleichen Plattenfirma, bei der auch Wolfgang Petry gesungen hat. Eines Tages bekam ich um ein Uhr einen Anruf. Petry stand im Studio, kam aber mit dem Text für sein neues Lied nicht klar. Der Text gefiel ihm einfach nicht, dann konnte er ihn nicht singen. Aber die Aufnahme musste unbedingt noch fertig gemacht werden, denn die Zeiten für die CD-Produktion standen unverrückbar fest. Also wird Merz angerufen. Er soll den Text umschreiben. Merz fährt ins Studio, setzt sich in die Kantine, um vier Uhr ist er fertig: „Das ist Wahnsinn, für Dich gehe ich in die Hölle.“ Das Lied wird ein Hit. Wer kennt nicht den Refrain „Hölle, Hölle, Hölle“ - auch heute noch bei jedem Schützenfest, im Karneval oder auch in der Disko zu hören. Ich bin der Ein-Hit-Mann, erzählt Merz lächelnd. Ein Hit mit „Wallenstein“, dann einen als Solo-Künstler, schließlich einen als Texter. Und trotzdem hat er dann die Seite gewechselt. Allerdings mit einer Zwischenstation: Kurze Zeit Anfang der 90er Jahre, hat sich Merz bei Radio Zorn beteiligt, damals mit einem Geschäft am Berliner Platz. Es war die Zeit, als die Schallplatte immer mehr durch die CD abgelöst wurde. So ging der Umsatz zurück und Merz stieg wieder aus. Allerdings eine Erfahrung hat er gemacht: Ich habe neue Musik kennengelernt. Viele Leute haben Schlager gekauft, da kannte ich die Interpreten vorher gar nicht.
Jetzt steht er hinter der Bühne als Veranstaltungsmanager - nicht nur bei Jürgen von der Lippe, sondern auch bei Herbert Knebel oder Helge Schneider. Aber so viel hat sich eigentlich nicht geändert: „Mich unterscheidet von anderen in diesem Metier, dass ich weiß, was ein Künstler bei einem Auftritt braucht. Ich kenne besser die Befindlichkeiten, schließlich stand ich ja selbst auf der Bühne. Das wissen die Künstler zu schätzen. Überhaupt, die Bühne. Sie war schon immer der Ort, auf dem sich Kim Merz gerne aufgehalten hat. Auch zu der Zeit, als er noch seinen bürgerlichen Vornamen Joachim getragen und eine Lehre als Schriftsetzer gemacht hat. I ch bin Schlagzeuger, aber ich war in den Bands immer der, der am besten mit dem Publikum umgehen konnte. So war das auch bei Wallenstein. Mir hat es Spass gemacht, die Leute zu unterhalten. Es gibt andere, die können sicherlich besser singen. Aber ich konnte immer gut Stimmung erzeugen. Solche Entertainer-Qualitäten werden ge braucht. Und nach solchen Kriterien werden Bands auch zusammengestellt. Casting gibt es nicht erst seit „Deutschland sucht den Superstar“ - auch „Wallenstein“ wurde damals von der Platten-Firma zusammengestellt. Bewerber kamen aus ganz Deutschlands als sie sich zum Vorsingen versammelten. Jeder in der Band hatte sein eigenes Talent. Bei Kim Merz war es eben die Fähigkeit, das Publikum zu unterhalten. Deswegen hat er auch gesungen. Ich war aber nicht der Chef. Das war Jürgen Dollase, der mittlerweile nichts mehr mit Musik zu tun hat, sondern Gastronomie-Kritiken für die Frankfurter Allgemeine schreibt.
Kim Merz hat so einen Schlussstrich noch nicht gezogen. Er steht nicht nur gerne in den Kulissen und schaut zu, wie sich der Star, für den er den Auftritt organisiert hat, feiern lässt. Merz zieht es auch immer wieder selbst auf die Bühne - am liebsten zusammen mit seiner Cover-Band FKK. Den Musikern geht es um gute Laune. Beim Publikum, aber auch ihnen soll es Spaß machen. Das geht auch deswegen gut, weil keines der Bandmitglieder von den Auftritten leben muss. Die haben alle ihre eigenen Projekte. Wir spielen einfach gerne miteinander. Jahrelang füllte FKK zur Weihnachtszeit die Volkshochschule. Seit 2011 gibt es diese Tradition aber nicht mehr.
Merz würde sie gerne wieder aufnehmen. Im Sommer haben wir unseren 20.Geburtstag mit einem großen Konzert in der Kranhalle gefeiert. Uns gibt es also noch. Man kann uns auch noch buchen. Es ist nur schwierig, einen geeigneten Veranstaltungsort zu finden. Gerne würde Merz wieder in die VHS gehen. Aber durch das Rauchverbot und auch andere Brandschutzbestimmungen ist es aufwendiger geworden, so ein Konzert zu organisieren. Aber Merz will es dieses Jahr noch mal angehen. In seine musikalischen Fußstapfen ist derweil sein Sohn David gestiegen: Der hat eine eigene Band: Eyevory in Bremen. Da kann ich ihm natürlich einige Tipps geben. Der 62-Jährige lächelt: Es ist erstaunlich, aber er hört die gleiche Musik, die auch ich gemocht habe, als ich jung war.