Mülheim. Auch die Mülheimer Wirtschaft warnt vor einer zu starken Akademisierung und will stärker für eine duale Ausbildung werben.

Viele junge Leute ziehen ein Studium der Ausbildung vor. Die Unternehmer sehen darin ein wachsendes Problem angesichts des zunehmenden Mangels an Facharbeitern und beklagen eine zunehmende Akademisierung.

Der Unternehmerverband fordert daher ein Umdenken zugunsten der dualen Ausbildung. „Wir können nicht oft genug den Wert einer Ausbildung und die guten Perspektiven dort unterstreichen.“ Diese Botschaft müsse verstärkt Schulen und Elternhäuser erreichen, fordert der Sprecher der regionalen Wirtschaft, der Mülheimer Heinz Lison. Er bezweifelt, ob es wirklich eine positive Nachricht sei, dass NRW bei der Anzahl der Abiturienten Spitzenreiter sei. „Es gibt auch ein Leben ohne Abitur – und es kann sehr gut sein.“

Perspektiven aufzeigen

Auch die Präsidentin der IHK, Jutta Kruft-Lohrengel hat zuletzt davor gewarnt, zu stark auf die Akademisierung zu setzen. „Die duale Ausbildung und die Weiterbildung zum Fachwirt und Meister sind Pfunde, mit denen wir wuchern können.“

Die Wirtschaft will sich künftig noch stärker an Schulen engagieren. „All unsere Bemühungen an den Schulen haben das gemeinsame Ziel, den Schülern Perspektiven aufzuzeigen und sie bei der Berufswahl in einer immer komplexer werdenden Welt zu unterstützen“, betont Elisabeth Schulte, beim Unternehmerband zuständig für den Bereich Schule und Wirtschaft. Nach jüngsten Umfragen, bedauert sie, wüsste die Hälfte der befragten Schüler nicht, welche Berufe gute Zukunftsaussichten bieten. Auch hier zeige sich, dass die Chancen einer betrieblichen Ausbildung verkannt würden.

Hohe Zahl von Ausbildungs- und Studienabbrechern

Schule und Wirtschaft, so wünschen es sich die Unternehmen, müssten noch enger zusammenrücken. Schulen bräuchten mehr Zeit, um sich mit der Berufswelt zu befassen. Das gelte auch für Lehrer. Gerade Lehrer bekämen immer mehr Aufgaben übertragen und hätten dadurch zu wenig Zeit, sich um die Berufsorientierung ihrer Schüler zu kümmern, heißt es. Mehr noch: „Viele Angebote aus der Wirtschaft zur Berufsorientierung werden gar nicht genutzt, weil Schulen keine Zeit dafür haben“, bedauert Elisabeth Schulte.

„Aus Unternehmersicht kann die Aufklärung von jungen Leuten über Berufe und Berufschancen nicht eine freiwillige Aufgabe von Schule sein. „Es ist elementar für ihre Zukunft, frühzeitig die Weichen richtig zu stellen“, ergänzt Wolfgang Schmitz, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes. Er verweist dabei auch auf die hohe Zahl an Ausbildungs- und Studienabbrechern.

Die Hochschule Ruhr West und die Uni Duisburg-Essen sowie die Arbeitsagenturen und Kammern aus den Städten wollen nun enger zusammenarbeiten, damit Studienabbrecher und Ausbildungsbetriebe besser zueinander finden. Auch dort heißt es: Es fehle vielen Jugendlichen eine Orientierungsphase.