Pro Bahn warnt davor, die Kosten für einen Umstieg von der Straßenabhn auf Busse zu unterschätzen. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert das von der CDU und SPD beschlossene Sparkonzept für die Mülheimer Verkehrsgesellschaft und startet eine Postkartenaktion am MVG Kundencenter.

Das von CDU und SPD beschlossene Sparkonzept für die Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) stößt auf massive Kritik. Die Gewerkschaft Verdi wird am Montag ab 14.30 Uhr am MVG Kundencenter am Hauptbahnhof eine Postkartenaktion starten und verweist darauf, dass sie bereits über 10 000 Unterschriften für den Erhalt der Straßenbahn in Mülheim gesammelt hat. Die Grünen erinnern an mit der Abschaffung der Tram verbundene Probleme wie Rückzahlungsforderungen in Millionenhöhe, Streit mit Nachbarstädten und „einen riesigen Investitionsbedarf, den CDU und SPD beiseite wischen“, so Fraktionschef Tim Giesbert.

Der Fahrgastverband Pro Bahn warnt davor, die Kosten für einen Umstieg von Bahn auf Bus zu unterschätzen. Er zeigt sich „entsetzt über die erneute unproduktive Debatte über den möglichen Ausstieg aus dem kommunalen Schienenverkehr in Mülheim.“ Er kritisiert den Beschluss, Investitionen auf das allernötigste zum Erhalt der Verkehrssicherheit zu beschränken. „Wenn die Infrastruktur nur notdürftig repariert wird, wird es am Ende besonders teuer. Gerade dadurch ist in den letzten Jahren die Misere der MVG entstanden“, so Johannes Gith vom Pro Bahn-Regionalvorstand Ruhr.

Ausgeblendet

Hauptkostentreiber seien die Tunnel, nicht die oberirdischen Schienenstrecken, deren Unterhaltung aber jahrelang vernachlässigt wurde“, so Gith weiter. Auch sei es ein Unding, ein Jahr nach der Verabschiedung des Nahverkehrsplans die hier vorgesehenen Investitionen wie die Umsteigehaltestelle Bus – Bahn am Hauptfriedhof wieder zu blockieren.

Es sei erstaunlich, „dass bei den Vergleichen mit Referenzstädten und -betrieben nicht beachtet wird, wie hoch die Fahrgastzahlen seien“, sagt Johannes Gith. So befördere die Kraftverkehr Wupper-Sieg (Wupsi) in ihrem Bedienungsgebiet Leverkusen und Rheinisch-Bergischer Kreis bei 438 000 Einwohnern gerade einmal 31 Millionen Fahrgäste pro Jahr, die MVG bei 166 000 Einwohnern hingegen 28 Millionen. In Leverkusen werden pro Einwohner rund ein Drittel weniger Fahrten mit dem ÖPNV zurückgelegt als im gleich großen Mülheim.

Weiterhin werde in der Diskussion ausgeblendet, dass eine Umstellung auf Busse große Investitionen in Haltestellen, Wendeschleifen und Werkstätten erfordere. So könnten an der Haltestelle Stadtmitte keinesfalls noch weitere Busse als Ersatz für die Straßenbahnlinien 102 und 901 abgewickelt werden. „Es ist blauäugig zu glauben, für diese Investitionen stünden hohe Fördermittel bei Land und VRR bereit,“ so Dirk Grenz, Vorsitzender von Pro Bahn Ruhr.

Längere Fahrzeiten

Auch würden sich die Fahrzeiten deutlich verlängern. Auf der Linie 102 müssten statt sechs Bahnen acht Busse eingesetzt werden. Durch die geringeren Kapazitäten der Busse käme es auch zum vermehrten Einsatz von E-Wagen im Schülerverkehr, was wenig wirtschaftlich sei. Pro Bahn fordert die Veröffentlichung des Civity-Gutachtens über die mögliche Systemumstellung von Bahn auf Bus. Der Verband wolle prüfen, ob neben den finanziellen Auswirkungen auch die verkehrlichen Konsequenzen aufgezeigt worden seien. Dieser Aspekt müsse auch in dem neuen Gutachten schwerpunktmäßig untersucht werden.