Ja, es gibt Menschen, die schreien, wenn sie ein Paket mit Schuhen bekommen. Aber derzeit freut sich eigentlich jeder, Dennis Klemt zu sehen. Der DHL-Paketzusteller kommt meist mit Geschenken.
Dennis Klemt hat einen ganz schönen Schritt drauf. Die Sackkarre vor sich her schiebend marschiert er so schnell an den Häusern vorbei, dass sonst sitzend tätige Journalisten kaum mitkommen. Und dann sagt er auch noch: „Normalerweise bin ich schneller.“ Er hat eben keine Zeit zu verlieren, und in diesen Tagen drückt der 27-Jährige noch mehr aufs Tempo als sonst: Als Paketzusteller bei der Deutschen Post steckt der Speldorfer mitten im Weihnachtsgeschäft.
Feierabend ist erst, wenn der Wagen leer ist. Ein Blick auf die Regale rechts und links zeigt, wie weit der noch entfernt ist: Pakete stapeln sich da. Dennis Klemt hat sie selbst hineingeräumt. Morgens um halb neun begann sein Arbeitstag in der Sortierstelle. 228 Pakete warteten dort auf ihn für die Route 0831, die ihn erst nach Holthausen und Menden sowie weiter nach Essen führt. Ein paar Päckchen konnte er einem anderen Mitarbeiter überlassen; jetzt in der Adventszeit hat DHL zusätzliche Fahrer eingestellt und die Routen anders zugeschnitten. Rund 200 Pakete, schätzt Dennis Klemt, hat er dennoch im Wagen – und im Kopf.
Einen Fahrplan hat er nicht. Er kennt die Route aus dem Effeff, legt sich, bevor er seinen gelben Transporter in die nächste Straße lenkt, die für deren Anwohner bestimmten Pakete zurecht. „Wenn man sich auskennt und die Sachen im Kopf hat, geht das und man kommt relativ zügig durch“, sagt Dennis Klemt. Soll heißen: Es hilft, wenn man sich auskennt und weiß, dass Hausnummer 2b im Hinterhof liegt. Sonst muss man suchen – und gerade vor Weihnachten, wenn neun Stunden Arbeitszeit oft nicht ausreichen, um den Wagen zu leeren, gilt es, keine Zeit zu verlieren.
Der Ablauf ist immer derselbe: Mit dem Paket unterm Arm geht er zur Haustür, klingelt, wartet ab, ob jemand öffnet, scannt derweil den Barcode auf dem Paket. 200 Pakete heißt 200 Mal diese Handgriffe – nur die wenigsten Menschen bekommen nämlich mehr als ein Paket zugleich. Im Sommer, was für Paketzusteller praktisch Nebensaison ist, sind es mit geschätzt 150 Paketen circa 50 Stopps weniger.
Dennoch mag Dennis Klemt seine Arbeit. „Die meisten Leute sind sehr nett“, sagt er. „Sie freuen sich, uns zu sehen.“ Klar, kommen die Paketzusteller doch derzeit meist mit Geschenken. Ist niemand zu Hause, versucht der 27-Jährige es beim Nachbarn. „Für die Kunden ist es natürlich schöner.“
Die meisten Pakete wird er an diesem Morgen tatsächlich los. Nur eine Nachbarin verweigert die Annahme: „Mein Mann möchte das nicht.“ Dennis Klemt wünscht dennoch schöne Feiertage: „Das muss man akzeptieren. Das Wichtigste ist, immer die Nerven zu bewahren.“ Besonders wenn man das gelbe Auto durch enge Straßen manövriert. Doch letztlich laufe man mehr, als dass man fahre – und das immer sehr strammen Schrittes.