Im Streit mit dem Land über den Ausstieg aus dem Flughafenbetrieb hat der Rat der Stadt den Druck erhöht. Sollte das Land als Flughafen-Gesellschafter, wie angekündigt, ab Januar die Zahlungen für die Flughafen-Gesellschaft einstellen, so fordert der Rat die anderen beiden Gesellschafter – die Städte Mülheim und Essen – auf, ein Klageverfahren gegen das Land einzuleiten.

Um die Flughafen-Gesellschaft bei einer Weigerung des Landes nicht in die Insolvenz gehen zu lassen, haben sich die beiden Städte bereit erklärt, den Anteil des Landes – jährlich 200 000 Euro – vorübergehend zu tragen. Ein Gutachter wird zudem beauftragt, die rechtliche Lage der beiden Städte in dem Verfahren zu bewerten.

Um den Ausstieg aus dem Flughafenbetrieb, der vor zwei Jahren von allen drei Gesellschaftern beschlossen wurde, endlich in Angriff zu nehmen, hat der Stadtrat die Verwaltung aufgefordert, „schnellstmöglich“ mit dem Aero-Club über eine einvernehmliche Beendigung des Erbbau-Rechtsvertrages zu verhandeln. Der Aero-Club hat noch einen Vertrag für die Nutzung eines Teils des Flughafengeländes bis zum Jahr 2034. Der Vertrag für das Luftschiff-Unternehmen WDL läuft bis 2025. Stadt und Aero-Club sind bislang unterschiedlicher Ansicht darüber, welche Infrastruktur am Flughafen für den Hobby-Betrieb vorzuhalten ist – obwohl es dazu längst eindeutige Entscheidungen der Gerichte gibt.

Einen klaren Auftrag vom Rat auch an die Oberbürgermeisterin als Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafen GmbH und als Vertreterin der Stadt in der Gesellschafterversammlung. Es dürfen ab sofort keine Verträge mit Unternehmen mehr am Flughafen abgeschlossen werden, die eine „über drei Jahre währende vertragliche Laufzeit“ ausweisen. Damit will die Politik verhindern, dass es durch mögliche Neuverträge zu einer weiteren Verzögerung am Flughafen kommt und neue Entwicklungen blockiert werden.

Darüber, was auf dem Gelände nach dem Kapitel „Flughafen“ entstehen könnte, soll die Stadt Mülheim mit der Nachbarstadt Essen nun Gespräche führen und dabei die rechtlichen, wirtschaftlichen sowie städtebaulichen Möglichkeiten ausloten. In Politik werden die Chancen auf den Ruhrhöhen unterschiedlich bewertet. Während die einen auf den Wert der Freifläche auch als Frischluftschneise verweisen, halten andere das Gebiet wegen der Nähe zu den Autobahnen für eine der besten Flächen im Ruhrgebiet und könnten sich dort einen Mix aus Gewerbe, Wissenschaft und Wohnen vorstellen.