Mülheim. . An der Jahnstraße und der Dimbeck – aber auch an anderen arg gebeutelten Straßen – sind zurzeit die Gärtner zugange. Und die Anwohner freuen sich, dass sich endlich etwas tut. Ein Rundgang über den Kahlenberg.

Am Pfingstmontag streckte Ela Tausende stattliche Bäume in Mülheim nieder; allein 802 Riesen entlang der Straßen fielen dem Sturm zum Opfer. Hässliche Stümpfe blieben zurück, tiefe Narben in einst prächtigen Alleen. Zum Adventswochenende gibt’s erstmals gute Nachrichten: Nach umfangreichen Vorarbeiten hat die Stadt damit begonnen, die ersten Lücken zu schließen. 126 Ela-Ersatz-Bäume werden bis Anfang 2015 gepflanzt.

Zum Beispiel an der Jahnstraße, wo sich ab sofort neun junge Stadtlinden mit den paar alten messen müssen, die dem Sturm die Stirn geboten haben. Anwohner Peter Dorozok (64), der seit seiner Geburt gegenüber vom Tennisclub wohnt, gefällt die Perspektive. Er hofft, dass die beschauliche Straße eines Tages wieder so schön sein wird wie vor dem verheerenden Unwetter. Es sei auch toll, dass das Ganze so zügig vorangehe, „damit hatten wir hier nicht gerechnet“.

An der besonders übel zugerichteten Dimbeck wurden gleich 15 Linden ersetzt. Die Menschen im Viertel sind froh. „Ich freue mich so sehr über den Kleinen“, sagt etwa Cornelia Reichenberg, die an der Dimbeck wohnt und direkt auf einen der Neuankömmlinge blickt.

Für die 51-Jährige ist es nach wie vor „unglaublich, dass ich von dem Sturm gar nichts mitbekommen habe“. Sie ist schwerhörig und saß vor dem PC, während draußen die Welt fast unterging. Eine Stunde nach dem Unwetter, so gegen halb elf abends, wollte sie ihre Terrasse betreten, „doch ich sah nur noch Grün“. Zwei Bäume lagen quer darüber, und Cornelia Reichenberg, die auch auf den Rollator angewiesen ist, saß bis zum Donnerstag in ihrer Wohnung fest.

Weihnachtsmarkt soll Geld für Bäume bringen

Die Interessengemeinschaft Holthausen, Menden und Raadt lädt am Sonntag, 30. November, 14 bis 19 Uhr, zum 1. Weihnachtsmarkt im Witthausbusch. Motto: „Bäume für Holthausen“.

Es gibt Erbsensuppe, Würstchen, Waffeln, Glühwein und Stände mit Handarbeiten, Blumen etc. Ein Großteil des Erlöses wird in neue Bäume investiert.

Als der Weg endlich wieder frei war, dachte sie nur: „Hier sieht’s ja aus wie im Krisengebiet.“ Seit Freitag ist das neue Bäumchen da, und so verblasst der Schrecken immer weiter – „aber ich werde es nicht mehr erleben, dass es wieder so viel Schatten wirft wie der Vorgänger“.

Nachbarin Christel Winnands und ihr Mann haben bei der WAZ-Spendenaktion für die Bäume mitgemacht. Die 73-Jährige freut sich bis heute, dass sie Glück hatten und auf der Seite der Straße wohnen, die der Sturm weitestgehend verschont hat. Dass das radikal veränderte Straßenbild vor ihrer Tür jetzt wieder in seinen Urzustand versetzt werden soll, sei gut. „Doch ich hoffe, dass die Bäume nicht wieder so hoch werden wie früher.“ Die Angst vor dem erneuten Umfallen sei groß – aber doch nicht so groß, dass sie ganz auf Bäume verzichten wolle.

Gärtner Abdeslam Mufaddal verankert derweil eine weitere Linde auf dem treffenderweise Kahlenberg getauften Hügel. Der 48-Jährige ist seit Pfingsten ununterbrochen in Mülheim im Einsatz und freut sich, „dass es endlich wieder grün wird – und ich dabei helfen kann“.

Langfristig soll das grüne Stadtbild wieder ganz hergestellt werden 

Insgesamt 250 Bäume pflanzt die Stadt bis Anfang 2015. Zum einen die 126, die Ela zerstört hat, zum anderen 124, die aus anderen Gründen ersetzt werden müssen. 48 der zuletztgenannten werden künftig an Straßen stehen – etwa an Cheruskerstraße, Schlossberg und Steinknappen, 13 in Grünanlagen, Schulen und Kitas.

Zudem werden 26 Bäume ersetzt, die Medl-Maßnahmen weichen mussten, und zwei, die nach Unfall bzw. Vandalismus zerstört waren. Aufgeforstet wird nach Ela nicht nur das Kahlenbergviertel. „Langfristig wollen wir das grüne Stadtbild wieder ganz herstellen“, sagt Sylvia Waage, Leiterin des Grünflächenamts. So pflanzen die Gärtner aktuell auch acht Ahorn-Bäume an der Max-Halbach-Straße und acht Vogelkirschen am Schloß Styrum. Das Geld für die Ela-Schäden stammt vom Grünflächen- und vom Umweltamt sowie den Bezirksvertretungen.

Sylvia Waage ist „froh und glücklich, dass wir schon so weit sind – trotz aller finanziellen und personellen Probleme“. Die letzten Monate seien ein Kraftakt für alle Mitarbeiter gewesen; dafür gebühre ihnen großes Lob. „Ich dachte zwischenzeitlich, dass wir das nie wieder hinkriegen.“