Mülheim. 50 Kilometer Kanalstrecke hat die Sem in Mülheim in den vergangenen zehn Jahren erneuert, seit sie von der Stadt das örtliche Kanalnetz übernahm. Viele Hausanschlüsse bei laufendem Abwasserbetrieb sind sehr arbeitsintensiv. Starkregen bringen Abflussprobleme.
Seit zehn Jahren regelt die Sem (Stadtentwässerung Mülheim) den Kanalbau in und unter der Stadt. Die großen Baugruben schieben sich im Schneckentempo durch die Straßen. Autofahrer werden ungeduldig. „Schneller geht das nicht, weil wir alles bei laufendem Betrieb abwickeln müssen“, beschreibt Gerd Bachmann, Geschäftsführer der Sem. Manchmal dauert eine Kanalbaustelle auch länger, weil wir trotz vorheriger Probebohrungen erst beim Aufreißen der Grube überrascht werden – beispielsweise von Wassereinbrüchen“, fügt Werner Broich, Leiter der Planung bei Sem, hinzu. Die meisten Baustellen bewegten sich im vorgegebenen Zeitraum oder dauerten kürzer.
„Wenn wir einen Kanal erneuern, gehört dazu immer eine Anliegerinformation“, sagt Gerd Bachmann. „Bei diesen Treffen können wir fast alle gestellten Fragen klären. Die meisten haben Verständnis für unsere Arbeit.“ Ein paar Tage bevor die Bagger anrollen, erhalten Anlieger einen Infozettel. „Spezielle Wünsche können wir vor Ort mit dem Bauleiter erledigen“, ergänzt Werner Broich. „Häufiger bringen die Nachbarn den Leuten an der Baugrube auch Kaffee. Das ist der Beweis dafür, dass sich alle an der Baustelle gut verstehen.“
Kanalplaner spüren deutlich den Klimawandel
Oft lässt die Sem neue Kanalrohre mit einem größeren Durchmesser unter die Erde verlegen. Weil jeder Hausanschluss vom alten Abfluss getrennt und später mit dem neuen Rohr wieder verbunden und abgedichtet werden muss, „können wir zeitlich da nichts beschleunigen“, schildert Werner Broich. Der beste Zeitplan sei schon ins Wasser gefallen. „Dann müssen wir unsere Fehler korrigieren, mit den Betroffenen reden“, so Bachmann.
50 Kilometer Kanalstrecke hat die Sem in den vergangenen zehn Jahren erneuert, seit sie von der Stadt das örtliche Kanalnetz übernahm. Das komplette Mülheimer Rohrnetz für den Abwassertransport ist 500 Kilometer lang. Das bedeutet: Die Sem braucht noch 90 Jahre, bis sie alle Kanäle der Stadt erneuert hat. Sonst müsste die Menge der großen Gruben in den Straßen steigen. Dabei „versenkt“ die Sem Millionen von Euros im Boden, die keiner sieht, aber den reibungslosen Abfluss seiner Abwässer als selbstverständlich betrachtet. Die Kanalplaner spüren bereits deutlich den Klimawandel.
„Die Starkregen mit großen Wassermengen in kurzer Zeit nehmen zu. Aber wir können die Kanäle nicht beliebig vergrößern, weil die Rohre nicht mehr in die Straßen passen. Die Gewichte der Betonteile sind kaum noch zu transportieren“, erläutern Bachmann und Broich. „Wir müssen schnell in Zusammenarbeit mit dem Umweltamt andere Lösungen für den geordneten Regenwasserabfluss finden“, fordert Gerd Bachmann. Mehr Versickerungsflächen seien wichtig. Hauseigentümer könnten Zisternen bauen, um aus ihren privaten Wasserspeichern Gärten zu bewässern. Für diese zukunftsorientierte Bürgerberatung müsse die Stadt bald eine Stelle schaffen.