Die Kluft zwischen Arm und Reich ist in dieser Stadt besonders groß und im Norden Mülheims trennt allein der Fluss die wohlhabenden Quartiere Speldorfs und das sozial benachteiligte Styrum. Die Landesstatistiker meldeten nun, dass die Armutsgefährdung insgesamt ansteigt. Betroffen sind davon vor allem Personen aus Haushalten von Geringqualifizierten. Als arm gilt demnach derjenige, dem weniger als 60 Prozent der mittleren Einkommens der Bevölkerung zur Verfügung stehen. Die Schwelle lag zuletzt bei 873 Euro. Auch in der Region Westliches Ruhrgebiet und Niederrhein ist der Trend steigend. Zahlen für Mülheim gibt es aber nicht.

Dass auch hier die Zahlen weiter steigen, zeigen andere Statistiken. Druckfrisch sind auch die Angaben der Landesstatistiker zur Entwicklung der Mindestsicherungsleistung. Unter diesem Titel werden neben den Beziehern von Hartz IV vor allem auch die erfasst, die Grundsicherung im Alter oder Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen. In Mülheim waren das im vergangenen Jahr 22302 Personen, macht 13,4 Prozent. Betroffen ist also jeder siebte. Seit 2008 gehen die Zahlen kontinuierlich nach oben. Mit dieser Quote liegt die Stadt zwar deutlich über dem Landeswert (11 Prozent) und sogar über dem Wert im Regierungsbezirk Düsseldorf (12,6 Prozent), aber immer noch günstiger als in den Nachbarstädten Oberhausen (15 Prozent), Essen (17,2 Prozent) und Duisburg (15,7 Prozent). Es gibt auch gegenteilige Beispiele: Im Kreis Kleve etwa liegt die Quote bei 7,8 Prozent.

Der Anstieg der Quote kommt zum einen durch den Anstieg beim Arbeitslosengeld II zustande: Mit 18282 waren über 400 Personen im Hartz IV-Bezug als ein Jahr zuvor. Aber auch die steigende Altersarmut ist aus der Statistik ablesbar: 2816 Mülheimer, 209 mehr als 2012, erhielten im Vorjahr Grundsicherung im Alter.

Auch mehr Aufstocker

Wie kürzlich im Sozialausschuss mitgeteilt wurde, ist der Trend in diesem Jahr grundsätzlich steigend. Im Oktober war er aber erstmals rückläufig. Ein anderes Phänomen sind die Aufstocker, die arbeiten, das Einkommen aber nicht zum Leben reicht. 2010 waren 3200 Leistungsberechtigte erwerbstätig, die meist 400 Euro verdienten. Seitdem stieg die Zahl pro Jahr durchschnittlich um 100 Personen. Im April waren 3537 Leistungsbezieher erwerbstätig – allerdings verdienen sie inzwischen etwas mehr. Und die Zahl der von der Sozialagentur betreuten Langzeitarbeitslosen ist im Herbst wieder über die Schwelle von 5000 Menschen gerutscht.