Das Lampenfieber steigt schon bei all den Mülheimer Grundschulkindern, die am Sonntag auf die Bühne der Stadthalle klettern dürfen, um kleine Szenen beim diesjährigen Familienkonzert zu spielen.

„Ein Haydn-Spaß“ steht auf dem Programm der Reihe, die lückenlos seit 2008 hier in der Stadt läuft und einem bewährten Konzept folgt. Konzertpädagogin Dr. Ulrike Schwanse, die die Aufführungen auch moderiert, begann damit in Essen schon einige Jahre früher. Inzwischen finden die Inszenierungen stets an beiden Orten statt, so geschehen am 8./9. November im prächtigen „Lichtburg“-Kino der Nachbarstadt.

Nun folgt Mülheim, mit etwas Abstand und anderen Mitwirkenden: Es spielt das Studentenorchester Münster unter der Leitung von Cornelius During. Da diese Familienkonzerte von Mitmach-Elementen leben, wirken Kinder aus der Hölter-, Brüder-Grimm-, Katharinen- und Schildbergschule sowie der Grundschulen am Saarnberg und an der Filchnerstraße live mit. Ulrike Schwanse hat die Erfahrung gemacht, dass sich bei kindgerechter Klassikvermittlung größere Ruhe im Auditorium ausbreitet, wenn man eine Inszenierung anbietet mit Spiel- und Tanzszenen oder projizierten Bildern. Sie nennt dies aber „eine Gratwanderung“. Getragen ist die Konzertreihe von durchaus ehrgeizigen Zielen: Familien, auch bildungsferne, an klassische Konzerte heranzuführen, Kinder zum Spielen eines Instrumentes anzuregen und die Qualität des Musikunterrichtes in Grundschulen zu verbessern, der ganz überwiegend von Lehrerinnen erteilt wird, die dieses Fach nicht studiert haben, betont Schwanse. In diesem Jahr hätten sich gut 50 Prozent der Mülheimer Grundschulen sowie auch die Ter­steegen-Förderschule beteiligt und ausgewählte Klassen auf das Konzert vorbereitet. Werke Joseph Haydns erklangen im Musikunterricht, passende Bilder und Bühnenaccessoires wurden in den Kunststunden gefertigt. Mehrere tausend Kinder, Eltern, Großeltern werden das Familienkonzert am Sonntag besuchen.

Ob das Konzept tatsächlich hilft, klassische Musik längerfristig in breitere Kreise zu tragen, lässt sich kaum wissenschaftlich messen, weiß auch Dirk Schneider, Leiter des Mülheimer Kulturbetriebes, der als Hauptsponsor auftritt, indem er die Kosten für die Nutzung der Stadthalle trägt. „Aber wir würden es nicht machen“, so Schneider, „wenn wir nicht das Gefühl hätten, es funktioniert.“ Getragen wird das Ganze in Mülheim von verschiedenen Sponsoren, derer man sich jedes Jahr aufs Neue versichern muss. Für 2015 werde jetzt schon geplant, verrät Ulrike Schwanse, mehr aber noch nicht.