Mülheim. . Die Volxbühne, ein Ensemble mit Darstellern jenseit der 50, feierte nun mit ihrer Eigenproduktion „Mülheim, Bombay, Satellites“ eine erfolgreiche Premiere im Theaterstudio an der Adolfstraße. Weitere Aufführungen gibt es in den kommenden Wochen.
Zwischen der Tristesse im biederen Wohnzimmer Marke deutsche Eiche und dem schillernd-bunten Treiben in der indischen Metropole macht die Volxbühne den dritten Weg auf. Bei ihrer fiktiven Reise ins ferne Bombay werden nicht zuletzt die Grenzen im Kopf überwunden. Ein quicklebendiges und spielfreudiges Ensemble zeigt uns erfrischende Einsichten zwischen den Kulturen. In „Mülheim, Bombay, Satellites“ hat die Volxbühne die Fühler ganz weit nach einer anderen Gesellschaft ausgestreckt.
Im Chor oder allein gehen die Darsteller (sieben Frauen und ein Mann zwischen 61 und 77 Jahren) direkt bis an die Rampe, räumen auf mit Vorurteilen und reißen die Mauern der Tabuthemen wie Tod und Vergänglichkeit ein. Und der Tod, der ja zum Leben gehört, kommt in dieser Inszenierung zwar ernst, aber auch leichtfüßig und mit Augenzwinkern daher. Mit der neuen Produktion ist das Theater der Generationen zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, eigene Stücke und Texte zu entwickeln. Hier und da hakt es bei der Premiere noch etwas, aber es wird sich schon einspielen. Schließlich hatte Regisseur und Theaterleiter Jörg Fürst während der Probephase mit einigen Ausfällen wegen Krankheit zu kämpfen, die schließlich noch vom Tod der ältesten Darstellerin überschattet wurde. In einem Ensemble weit jenseits der 50 erfährt das Thema Vergänglichkeit eine andere Dimension. Trotz des scheinbar erdrückenden Themas ist eine locker-flockige Inszenierung gelungen – mit reichlich aberkomischen Momenten, längst nicht seicht, sondern mit Tiefgang, nachdenklichen Einblicken und reichlich Lokalkolorit.
Daten, Fakten, Eindrücke
Schnelle Szenen im fliegenden Wechsel mit eingespielten Filmen, Bildern und farbenfrohen Animationen machen diese Inszenierung so kurzweilig. Egal, welche Götter wir anbeten, am Ende sind wir alle gleich, ob nun als Asche im Ganges verstreut, auf einem deutschen Friedhof zu Grabe getragen oder verbrannt. Nur: In Indien fragt wohl niemand danach, wem das Zahngold aus dem Krematorium gehört, womit sich deutsche Gerichte beschäftigen.
Kongress zum Thema Indien
Die nächsten Termine: 14., 15., 16. November, jeweils 19.30 Uhr, im Theaterstudio an der Adolfstraße 89a. Begleitend zur Produktion „Mülheim, Bombay, Satellites“ gibt es am 21. und 22. November einen Kongress zum Thema Indien mit Vorträgen, Lesungen, Tanz, Musik, indischem Essen und einem Theatergastspiel.
Karten und weitere Informationen gibt es unter 43 96 29 11, oder im Internet: www.volxbuehne.de
Viel erfährt der Zuschauer bei dieser Reise aus Improvisationstheater und Recherchen: Daten, Fakten und Eindrücke aus dem fernen Indien kommen wieder zurück zum Mülheimer Hauptbahnhof, wo ein Einspielfilm die indischen Tuck-Tucks als solides Straßenreinigungsfahrzeug zeigt, aus der großen Bahnhofshalle ein Service-Schalter mit Vorplatz wird. Mit einer bunten Bilderflut und großem Applaus endet die Premiere von „Mülheim, Bombay, Satellites“.