Moers/Kamp-Lintfort/Neukirchen-Vluyn. Die Grünen sind auch in Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn die Verlierer. Die AfD hat einen Stimmenzuwachs verzeichnet. So wurde gewählt.

Die Grünen sind die Verlierer der Europawahl. Auch in Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn haben die Wählerinnen und Wähler die Ökopartei abgestraft. Dafür hat die AfD einen enormen Stimmenzuwachs in den drei Kommunen erhalten. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat aus dem Stand heraus in allen Kommunen 4 bis 5 Prozent erzielt und rückt somit schon beim ersten Mal nahe an die FDP heran, die gleichbleibend bei rund 5 Prozent der Stimmen liegt.

Die SPD hält sich relativ stabil zwischen 20 und 26 Prozent und trotzt damit dem Bundestrend. Die CDU hat in Moers und Neukirchen-Vluyn die Nase vorn. In Kamp-Lintfort stehen die meisten Wählerinnen und Wähler treu zur SPD.

Das sind die Ergebnisse der Europawahl

Das vorläufige Ergebnis für Moers: Vorne liegt die CDU mit 27,7 Prozent. Die SPD kommt auf 22,2 Prozent. Die AfD bekommt 14,2 Prozent der Stimmen, während die Grünen auf 11,1 Prozent kommen. Die FDP schafft 5,7 Prozent, dicht gefolgt vom BSW mit 5,3 Prozent. Wahlbeteiligung: 60,95 Prozent.

Das vorläufige Endergebnis für Kamp-Lintfort sieht wie folgt aus: Die SPD behauptet sich mit 26,5 Prozent. Die CDU folgt denkbar knapp mit 25,2 Prozent. Die AfD erreicht 17,2 Prozent der Stimmen. Die Grünen liegen bei 8,1 Prozent. Die FDP liegt mit 4,7 Prozent gleich auf mit dem BSW. Wahlbeteiligung: 54,2 Prozent.

Das vorläufige Ergebnis für Neukirchen-Vluyn: Hier setzt sich die CDU mit 30,0 Prozent durch, die SPD kommt auf 21,0 Prozent. An dritter Stelle folgt die AfD mit 14, 4 Prozent. Die Grünen bekommen 11,1 Prozent der Stimmen, gefolgt von der FDP mit 5,6 Prozent der Stimmen. Das BSW liegt bei 4,2 Prozent. Wahlbeteiligung: 65,31 Prozent.

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Julia Zupancic, die Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes in Moers, blickt zufrieden auf das bundesweite Ergebnis der CDU, auch in Moers habe man es gut hinbekommen. „Wir investieren viel Zeit in die kommunalpolitische Arbeit“, sagt sie. „Man merkt, dass sich die Arbeit auszahlt.“ Mit Sorge blickt sie auf das Ergebnis der AfD. „Dass wir damit nicht glücklich sein können, ist selbstverständlich“, sagt sie und gibt den Ball direkt weiter: „Das hat die Ampel mitverschuldet.“ Man müsse bei den Bürgern sein.

Hanna Gewinner, Teil der Doppelspitze bei der Moerser SPD, klingt wenig zufrieden. Sie spricht von einem „niederschmetternden Ergebnis für die SPD“. Obwohl man die AfD in Moers „noch abhängen“ konnte, sei „jede Stimme für die AfD eine zu viel“, sagt sie weiter. Nun müsse aufgearbeitet werden, was man besser machen könne, und die Ärmel hochgekrempelt werden für die nächsten Jahre.

Der Kamp-Lintforter SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Thiele zeigte sich „entsetzt“ und „sprachlos“ über das Abschneiden der AfD: „Was mich besonders stört ist, dass man den Leuten sagen kann, dass diese Partei verfassungsfeindlich ist, und sie wählen sie trotzdem“, zeigt er sich ein wenig ratlos. Er vermutet, dass durchaus viele junge Wähler der rechten Partei viele Stimmen beschert haben. Erstmals waren junge Menschen ab 16 Jahren wahlberechtigt: „Die AfD ist in den sozialen Medien, etwa bei TikTok, stark.“ Als „ernüchternd“ bezeichnete Thiele das SPD-Ergebnis auf Bundesebene.

Gefasst nahm die Kamp-Lintforter Grüne Linda Wiedemann das schlechte Abschneiden ihrer Partei auf: „Das war absehbar, dass wir das Topergebnis vom letzten Mal nicht halten können. Ich freue mich, dass trotzdem viele Wähler uns vertrauen.“ Für sie persönlich sei es besonders „bitter“, dass die rechten Parteien so großen Zuspruch erfahren haben. „Ich glaube, die Menschen sind tief verunsichert und suchen die einfache Lösung.“ Auch sie sieht einen großen Einfluss der sozialen Medien und dort verbreiteten „Fake-News“.

Auch für den Neukirchen-Vluyner CDU-Vorsitzenden Albert Mallmann war weniger das Abschneiden der eigenen Partei im Fokus: „Das AfD-Ergebnis regt mich mehr auf als alles andere. Mit großer Sorge sehe ich den Rechtsruck europaweit. Das lässt nichts Gutes erahnen.“ Es sei nun wichtig, das Neukirchen-Vluyner AfD-Ergebnis bis zur Kommunalwahl zu reduzieren: „Wir müssen zeigen: Die demokratischen Parteien haben Lösungen.“ Dass das BSW im ersten Anlauf so viele Stimmen bekommen hat, habe ihn allerdings nicht überrascht. „Sahra Wagenknecht hat ja nun ein breites Spektrum. Sie ist die bessere Alternative zur Linken.“

Michael Terwiesche, der für die FDP angetreten ist, klingt beim Telefonat entspannt: „Das durchaus beachtliche Wahlergebnis für uns gibt Hoffnung für die Kommunalwahl im nächsten Jahr.“ Bedauerlich sei „natürlich die Stärke der Rechtsradikalen“, sagt er weiter. Daran müsse man arbeiten. Und mit Blick auf die Ampelkoalition sagt er: „Ich gehe nicht davon aus, dass die Ampel die nächste Bundestagswahl übersteht.“

Und hier geht es zu einer interaktiven Ergebnis-Karte: NRW bei der Europawahl 2024

Das war der Stand bis 19 Uhr:

Um 18.45 Uhr sind elf von 30 Bezirken in Kamp-Lintfort ausgezählt: 26,4 Prozent für die SPD. 22,1 Prozent für die AfD. 21,5 Prozent für die CDU. FDP: 2,9 Prozent. Und: Das BSW geht aus dem Stand mit 5,9 Prozent an den Start und liegt damit noch vor den Grünen mit 5,5 Prozent.

In Moers sind rund 30 Prozent der Bezirke ausgezählt. Danach liegt die CDU bei 25 Prozent, die SPD kommt auf 21,9 Prozent, die AfD erreicht 17, 8 Prozent, die Grünen schrammen mit 9,8 noch an den zehn Prozent vorbei, das BSW legt auch hier einen respektablen ersten Aufschlag mit 6 Prozent hin, während sich die FDP mit 4,7 bescheiden muss.

In Neukirchen-Vluyn zeigt sich folgendes Bild: Die CDU liegt mit 27,8 Prozent vorn. Danach folgen mit Abstand die AfD mit 18,9 und die SPD mit 18,8 Prozent. Die Grünen schaffen 9,2 Prozent, die FDP 5,4 Prozent. 26 Prozent sind hier ausgezählt. Das BSW erreicht um 19 Uhr schon 4,6 Prozent.

Weitere aktuelle Nachrichten aus Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn:

Die Ergebnisse der Wahl 2019 waren wie folgt. Neukirchen-Vluyn: 26,3 Prozent für die CDU. 23 Prozent für die SPD. 22,1 für die Grünen. 8,6 Prozent für die AfD und 6,4 Prozent für die FDP. Die Wahlbeteiligung lag bei 64 Prozent. In Kamp-Lintfort hatte die CDU 21,7 Prozent erzielt. Die SPD lag mit 28,8 Prozent vorn. Die Grünen schafften 17,3, die AfD lag bei elf Prozent. Die FDP errang 5 Prozent. Wahlbeteiligung: 52,8 Prozent. In Moers lag 2019 die SPD knapp vorn mit 24,2 Prozent, dicht gefolgt von der CDU mit 23,9. Die Grünen schlugen sich wacker mit 20,6. Die AfD bekam 10,1 Prozent. Die FDP schaffte 6,3 Prozent. Wahlbeteiligung: 59,8 Prozent.

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