Moers. Ein Paar aus Moers hat von der Enni rückwirkend eine Preisanpassung erhalten. Die hohe Summe hat überrascht. Auch weitere Kunden sind betroffen.
Olga Hügel ist erstaunt. Mit einer Mail haben sich die Moerserin und ihr Partner an die Redaktion gewandt. Hügel ist Kundin bei der Enni, ihre Wohnung an der Julius-Leber-Straße wird seit Jahren durch die Unternehmensgruppe mit Strom, Wärme und Wasser beliefert. „All die Jahre war das auch total in Ordnung. Als Kunde hat man sich gut bedient gefühlt“, schreibt sie.
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Dieser Eindruck kippte schlagartig, als im März Post im Briefkasten landete. In dem Dokument, das dieser Redaktion vorliegt, informiert die Enni über rückwirkende Preisanpassungen zum 1. Januar 2023. Betrug der Arbeitspreis für Wärme für das Jahr 2022/2023 noch 72,87 Euro pro Megawattstunde, beläuft sich die Summe durch die rückwirkende Preisanpassung jetzt auf 319,43 Euro. Änderungen greifen auch beim Warmwasser: Der Preis ist hier von 6,49 Euro pro Kubikmeter auf 18,53 Euro gestiegen. „Wir haben eine Rechnungskorrektur für den Zeitraum vom 01.01.2023 bis 12.02.2023 erhalten und die Nachzahlung für einen Zeitraum von 6 Wochen beträgt 952,17 Euro“, schreibt das Paar.
Moerser erstaunt über Rechnungskorrektur: Enni nimmt Stellung
Ein Umstand, der für Schnappatmung bei den Moersern sorgte. „Wie soll denn dann die Nebenkostenabrechnung für den Rest des Jahres aussehen?“, fragen sie sich. Kann die Rechnungskorrektur in diesem Umfang wirklich stimmen? Ja, wie eine Anfrage bei der Unternehmensgruppe ergibt. Die Sache ist allerdings kompliziert.
Die Familie Hügel gehöre zu den Kunden, die bei der Enni über ein sogenanntes „Contracting-Produkt“ Wärme beziehen. „Dabei bleiben Kunden Investitionskosten in die Heizungsanlage und deren spätere Wartungskosten erspart“, erklärt Vertriebsleiterin Susanne Pfeufer. Die Enni liefert dem Paar für ihre Wohnung Wärme und warmes Wasser. Wie alle Wärmekunden erhalten auch die Hügels einmal jährlich eine Abrechnung und zahlen hierauf im Vorfeld Monatsabschläge.
Der Wärmepreis in der Julius-Leber-Straße basiere auf einem bereits 2016 abgeschlossenen Vertrag. „Hauptbestandteil einer hier berücksichtigten Preisklausel ist der Gaspreis. Wie alle Gaskunden sind auch diese Nahwärmekunden somit von den Auswirkungen der Energiekrise betroffen“, sagt Pfeufer. „Leider ist uns bei 207 dieser sogenannten Nahwärmekunden in 2023 ein Fehler unterlaufen, durch den wir die für alle Energiekunden spürbaren Preissprung dort zunächst nicht weitergegeben hatten.“
Enni in Moers: Erdgaspreise haben „deutlich“ nachgelassen
Das heißt: Die Familie musste hierdurch erst jetzt die Preisentwicklungen nachholen, „in dem wir ihr zunächst die Preisanpassung ab dem 1. Januar 2023 bis zu dem eigentlichen Abrechnungszeitraum am 12. Februar 2023 nachberechnen mussten“, teilt die Vertriebsleiterin mit. Die aktuelle Rechnung sei demnach korrekt. „Der reguläre Abrechnungszeitraum der Familie Hügel verläuft jeweils von Februar bis Februar eines jeden Jahres.“ Ein wenig Hoffnung kann die Unternehmensgruppe aber machen: So habe der Erdgaspreis „glücklicherweise“ deutlich nachgelassen, das Paar kann in der kommenden Jahresabrechnung wieder eine Reduzierung der Preise vorfinden.
Konkret: Die Megawattstunde in der Wärmeversorgung kostete vom 1. Januar bis zum 31. März 2023 wie erwähnt 319,43 Euro. Am 1. April 2023 konnte Enni die Preise auf 168,77 Euro senken, zum 1. Juli 2023 folgte die Reduzierung auf 154,74 Euro pro Megawattstunde. „Auch wenn wir uns bei der Familie Hügel natürlich für unseren Fehler vielmals entschuldigen, trifft auch sie die Preisexplosion der Energiekrise. Glücklicherweise hat sich die Preissituation mittlerweile wieder deutlich entspannt, ohne derzeit das Vorkriegsniveau zu erreichen“, teilt Pfeufer mit. Sie kündigt zudem an, dass das Paar „in Kürze“ eine entsprechende Nachricht durch den Vertrieb erhält.