Moers. Ein Wohnungsloser ist in Moers verstorben. Jugendliche hatten ihn und einen weiteren Bedürftigen zuvor angegriffen. Besteht ein Zusammenhang?
- Eine Gruppe von Jugendlichen hat am Altweiberdonnerstag zwei Bedürftige in Moers attackiert.
- Eines der Opfer, ein 58-jähriger Wohnungsloser, starb acht Tage später in einem Moerser Krankenhaus.
- Die Polizei Duisburg ermittelt, ob der brutale Angriff auch die Ursache für den Tod des Mannes war.
Ein wohnungsloser Mann ist in einem Krankenhaus in Moers verstorben. Zuvor hatten Jugendliche den 58-Jährigen und einen weiteren Bedürftigen attackiert. Das bestätigte das Polizeipräsidium Duisburg, das Fälle aus dem Kreis Wesel mit dem Verdacht auf ein Tötungsdelikt behandelt, am Donnerstag auf Nachfrage unserer Redaktion. Dabei handelte es sich um drei Jugendliche im Alter von 15, 16 und 17 Jahren, wie die Polizei in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit der Staatsanwaltschaft Kleve mitteilt. Ob ein Zusammenhang des Angriffs zum Tod des Mannes besteht, werde derzeit geprüft. Die Untersuchungsergebnisse stehen noch aus (Stand: Montag, 26. Februar).
Die Jugendlichen hatten demnach am Abend des 8. Februar zwei wohnungslose Männer (51 und 58 Jahre alt) an der Mühlenstraße in Moers angegriffen. Dabei soll der 15-Jährige dem 51-Jährigen wiederholt Pfefferspray ins Gesicht gesprüht haben. Anschließend soll der Hauptbeschuldigte dem später Verstorbenen dann gegen den Kopf getreten haben. Er und sein 17-jähriger Komplize sollen die beiden Bedürftigen laut Mitteilung der Polizei zu Boden geschubst und im Anschluss gegen deren Köpfe getreten haben.
Der 16-jährige Beteiligte filmte währenddessen mit seinem Handy das gesamte Tatgeschehen. Dieses Video geriet in der Folge in Umlauf. Ein aufmerksamer Zeuge, der das Video der Tat am 9. Februar auf dem Handy eines Arbeitskollegen sah, verständigte unmittelbar die Polizei und gab Hinweise.
Wohnungsloser verstirbt in Moerser Klinik: Ist der Angriff von Jugendlichen die Ursache?
Am 16. Februar ist der 58-jährige Geschädigte in einem Moerser Krankenhaus verstorben. Die Staatsanwaltschaft Kleve - Zweigstelle Moers beantragte gegen den 15-jährigen Beschuldigten beim Amtsgericht Moers wegen des Verdachts der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung einen Haftbefehl, der antragsgemäß erlassen wurde. Das Ermittlungsverfahren richtet sich auch gegen die anderen beiden Tatbeteiligten, wie die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage unserer Redaktion ausführt.
Eine Ermittlungskommission der Duisburger und Weseler Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen und prüft, ob die Verletzungen durch den Angriffs auch die Ursache für den Tod waren. Die gerichtsmedizinischen Untersuchungensergebnisse stehen noch aus, so die Polizei.
Ehrenamtler: Bedürftige haben Hemmschwelle für Gang zu Polizei und Krankenhaus
Zuerst hatte Ulli Kahlert über die Facebook-Gruppe „Moerser helfen – gemeinsam sind wir stark“ von dem Todesfall und dem Angriff berichtet. Kahlert, der ehrenamtlich Essensausgaben für Bedürftige in einer Moerser Tiefgarage organisiert, kannte den Verstorbenen seit sieben Jahren, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet. „Er war so ein feiner Kerl, immer höflich und nett. Es macht mich fertig, dass es Menschen gibt, die die Ärmsten in unserer Gesellschaft angreifen.“
Unter dem Facebook-Beitrag gab es einige Stimmen, die eine frühere Information durch die Polizei gefordert hatten. Das Problem dabei: Die Tat ist erst nach mehreren Tagen zur Anzeige gebracht worden. Laut Ulli Kahlert ist es keine Seltenheit, dass Bedürftige den Gang zur Polizei oder ins Krankenhaus scheuen. „Viele Menschen haben eine hohe Hemmschwelle. Oftmals haben sie schlechte Erfahrungen gemacht oder haben Angst, mit einer Suchterkrankung negativ aufzufallen“, berichtet der Ehrenamtler.
Unabhängig von dem jüngsten Vorfall apelliert das Duisburger Polizeipräsidium an alle Menschen, die Opfer einer Straftat geworden sind, diese Vorfälle zur Anzeige zu bringen.
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