Moers. Wenn‘s am Stadtrand brennt, können hauptamtliche Kräfte nicht schnell genug da sein. Die zweite Wache soll helfen. Warum Kritiker Alarm schlagen.
Was passiert eigentlich, wenn es am äußersten Zipfel von Schwafheim oder in Vennikel tagsüber brennt? Oder in Achterrathsheide? Die Kameradinnen und Kameraden der Hauptamtlichen Feuerwehr zumindest brauchen mehr als acht Minuten, um von der Wache am Jostenhof zum Einsatzort zu fahren.
In einer Analyse der zeitkritischen Einsatzstellen sind in der jüngsten Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans aus dem Jahr 2020 der Süden und Teile des äußersten Ostens rot gekennzeichnet. Heißt: Das Schutzziel 1 wird nicht erreicht. Ausgewertet wurden laut Plan 376 Einsätze im Stadtgebiet, davon konnten 79 Prozent in rund acht Minten oder weniger erreicht werden.
Anders sieht es bei der Freiwilligen Feuerwehr aus. Durch deren Einsätze werden auch die äußeren Randgebiete der Stadt durch die jeweiligen Löschzüge in den Stadtteilen in weniger als acht Minuten erreicht. Allerdings – auch das ist in dem Plan dargestellt und wurde in den vergangenen Jahren politisch diskutiert – gibt es Optimierungsbedarf in dem, was im Amtsdeutsch Tagesverfügbarkeit heißt. Logisch, denn freiwillige Feuerwehrleute üben diesen wichtigen Dienst ehrenamtlich aus und müssen im Brandfall selbstredend erstmal zum Feuerwehrgerätehaus fahren.
In Moers sollen Einsatzzeiten optimiert werden
Neu ist diese Problematik nicht. Schon seit 2012 wird über eine Optimierung der Einsatzzeiten und über Neubau und/oder Sanierung der Hauptwache diskutiert. Und genau das ist das Problem. Denn noch immer liegen die genannten Randbereiche außerhalb der Schutzziel-1-Zone. Einigkeit besteht mittlerweile immerhin darin, dass künftig eine so genannte Zwei-Wachen-Struktur eingeführt werden soll. Heißt: Zusätzlich zu der Hauptamtlichen Wache am Jostenhof soll eine zweite Wache gebaut werden. Dafür vorgesehen ist die ehemalige Edeka-Fläche an der Chemnitzer Straße/Ruhrorter Straße.
Bis es so weit ist, soll eine Interimswache entstehen. Dieses nach aktuellem Stand auch dort auf der Fläche. Im Mai 2022 war davon die Rede, „ein schnell realisierbares Provisorium für Feuerwehr und Rettungsdienst“ zu schaffen. Nun ist der Fachausschuss für Bauen und Liegenschaften jüngst darüber informiert worden, dass sich der Bau des Interimsstandortes aus verschiedenen Gründen verzögert. In diesem Jahr rollt kein Bagger mehr, ob es 2025 etwas mit dem Bau wird, ist fraglich. Spätestens an der Stelle wird hinter vorgehaltener Hand Unmut in Teilen der Politik laut.
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Denn: Es gibt aus Sicht der Kritiker des Verfahrens schon lange alternative Möglichkeiten, deutlich schneller eine provisorische Lösung zu schaffen, mit der zum einen die Sicherheit in den Randgebieten erhöht und gleichzeitig das Ehrenamt in den Stadtteilen gestärkt werden kann. Der Standort an der Essenberger Straße, den sich die Einheiten aus Asberg und Stadtmitte teilen, böte sich an, beziehungsweise dränge sich geradezu auf, heißt es in Gesprächen mit der Redaktion. Das Gerätehaus wird laut Brandschutzbedarfsplan als gut bis sehr gut bewertet.
Bedeutet: Der Löschzug Asberg zieht mitsamt Fahrzeugen aus dem Gebäude aus und Teile der hauptamtlichen Feuerwehr ziehen in diese bereitstehende Immobilie ein. Wenn der Löschzug Asberg, für den es eine Immobilie gebe, somit wieder im Stadtteil selbst verortet wäre, würde das auch die Anfahrtswege der freiwilligen Feuerwehrmänner und -frauen zum Gerätehaus verkürzen.
Eine finale Lösung soll wohl mehr als 70 Millionen Euro kosten
So könnte die Stadt deutlich schneller und günstiger die Sicherheit im gesamten Stadtgebiet herstellen, heißt es in den informellen Gesprächen mit der Redaktion. Man bewege sich nun seit zwölf Jahren „im Bewusstsein mangelnder Sicherheit“, lautet eine deutliche Kritik.
Im Sommer 2020 wurde seitens der Stadt im Interview mit der Redaktion gesagt, dass sich die Situation in den Jahren noch verschärft habe. „Insbesondere durch die allgemeine Zunahme des Verkehrsaufkommens bei gleichzeitiger Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit vor allem im Hauptstraßennetz haben sich die Anfahrtswege zwischen Wache und Einsatzort zeitlich verlängert“, hieß es seinerzeit. Von einer südlichen Wache aus können die hauptamtlichen Kräfte Einsatzorte in Asberg, Scherpenberg und Kapellen viel schneller erreichen.
Ein genauer Zeitplan scheint offen. Dem Vernehmen nach soll eine finale Lösung mindestens 70 Millionen Euro kosten. Auch diese Dimension stößt in Teilen der Politik auf Unverständnis. Eine Sicherheit schaffende Lösung wäre preiswerter dimensioniert zu haben, heißt es dazu.