Kamp-Lintfort. In Kamp-Lintfort trafen sich fünf Ortsbauernschaften zur Winterversammlung und zogen ein Fazit aus den jüngsten Bauernprotesten. Wie es ausfiel.
„So viel Zustimmung haben wir noch nie erlebt“: Zum ersten Mal habe man bei den bundesweiten Protestaktionen der Landwirte in den letzten Wochen den Rückenwind der Bevölkerung gespürt, sagte der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Wesel, Johannes Leuchtenberg, auf der Winterversammlung der Ortsbauernschaften Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn, Borth-Wallach, Ossenberg-Budberg und Rheinberg am Donnerstag in Kamp-Lintfort. Auch im Kreis Wesel hatten zahlreiche Protestaktionen stattgefunden. Völlig zufrieden fiel das Fazit über die Wirkung des Protestes bei den anwesenden Landwirtinnen und Landwirten allerdings nicht aus.
Man habe noch Hoffnung, dass „im Bundesrat noch mal nachgearbeitet werde“, sagte Leuchtenberg mit Blick auf die im Bundestag bereits beschlossene schrittweise Regelung zum Wegfall der Subventionen auf Agrardiesel. Eine Hoffnung, die am Donnerstag offenbar nicht alle teilen mochten und auf den erfolgreichen Protest ihrer Kollegen in Frankreich verwiesen. „Mit den großen Demos gegen rechts waren wir raus aus den Medien“, konstatierte Leuchtenberg, sagte aber auch: „Ich sehe uns demnächst auch noch einmal auf der Straße.“
Sorgen über niedrige Investitionsquote
Dass den Landwirten noch mehr unter den Nägeln brennt als die Agrardiesel-Subventionen, machte der Vorsitzende der Kreisbauernschaft aber auch deutlich. So sorge den Verband die aktuell niedrige Investitionsquote. „Das ist ein Beleg dafür, dass die Landwirtschaft nicht weiß, wie es weitergeht“, sagte Leuchtenberg. Dazu käme unter anderem der steigende Preisdruck durch Importe, etwa bei der Schweinehaltung aus Spanien oder beim Obst- und Gemüseanbau ebenfalls aus Spanien, aber auch aus Portugal. „Allein wegen der Mindestlöhne können wir da nicht mehr mithalten.“
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Die Einladung zur Winterversammlung hatten auch die Bürgermeister von Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn, Christoph Landscheidt und Ralf Köpke, sowie der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider angenommen. Schneider sprach in seiner Begrüßung Klartext zum Thema Agrardiesel: „Das, was in Berlin gelaufen ist, war richtiger Mist und das machen wir im Nachhinein auch nicht mehr schön. Die Messe ist gelesen“, sagte Schneider. Er appellierte an die Landwirte, jetzt den Blick nach vorne zu richten, und für andere Vorschläge aus der sogenannten Borchert-Kommission, etwa beim Umbau der Nutztierhaltung, zu kämpfen.
Wünsche an die Politik vor Ort
Dass es seitens der Landwirte nicht nur Kritik an der Bundespolitik gibt, sondern auch konkrete Wünsche an die Politik vor Ort, machte unter anderem Kamp-Lintforts Ortsbauernvorsitzender Georg Brambosch deutlich. Er mahnte an, dass die landwirtschaftlichen Straßen und Wege seit Jahren in einem schlechten Zustand seien: „Da muss man ran.“ Hier konnte Landscheidt gute Nachrichten überbringen. So plane Kamp-Lintfort ganz aktuell dank eines Förderprogramms „Zug um Zug die landwirtschaftlichen Wege zu sanieren“.
Offenbar ein Dauerproblem: Hundehalterinnen und -halter, die sich auf Wirtschaftswegen und landwirtschaftlichen Straßen nicht an die Regeln halten oder sogar auf Fahrgassen und Feldern unterwegs seien. Wenn man auf seinem eigenen Grund und Boden „angemeckert“ werde, weil man diese Straßen befahre, sei das nicht besonders lustig, so ein Landwirt: „Ein bisschen Benehmen gehört dazu.“