Moers. Der neue Kreislaufwirtschaftshof in Moers nimmt schon bald seinen Betrieb auf. Vorab gab es exklusive Einblicke. Was bietet der Hof alles?
Noch sind die Bildschirme, die unter der Decke hängen, aus. Sie geben trotzdem einen Vorgeschmack auf das, was Kundinnen und Kunden hier schon bald erwarten können. Wenn am Montag, 5. Februar, der neue Kreislaufwirtschaftshof (KWH) am Jostenhof in Moers erstmals den Betrieb aufnimmt, dann kommen auch die Bildschirme zum Einsatz.
„Modern, funktional, bürgerfreundlich“ – mit diesem Credo wirbt die Enni für den neuen Hof, dessen Bau nach aufwendigen Vorarbeiten im Januar 2023 gestartet ist. „Nach 18 Jahren Provisorium haben wir viele Mängel beseitigt“, erklärt Lutz Hormes. Was bietet der neue KWH? Was ist jetzt einfacher als vorher? Vor der offiziellen Öffnung gab es einen exklusiven Einblick für ausgewählte Vertreterinnen und Vertreter.
Neuer Kreislaufwirtschaftshof in Moers: Viele Abwurfstationen auf zwei Ebenen
Wer zukünftig den neuen KWH befährt, den führt der Weg zunächst vorbei an einem Informationsschild zum Kassenhäuschen. Dort überprüfen Mitarbeitende, welche Art von Abfall abgeliefert wird. Zahlungspflichtige Abfälle können Kunden direkt vor Ort bezahlen. Hinter der Schranke verteilen sich die insgesamt 33 Abwurfstationen auf zwei Ebenen. Entsorgungsmöglichkeiten gibt es hier auf rund 7000 Quadratmetern, an jeder Station zeigen durchnummerierte Schilder, welcher Abfall hier entsorgt werden kann. „Im unteren Bereich befinden sich nur ein paar Abwurfstationen“, erklärt Ulrich Kempken, Enni-Abteilungsleiter für Entsorgung. Dazu gehören etwa Baum- und Strauchschnitt.
Der Bereich befindet sich im Freien, für den Grünschnitt haben die Planer einen Bunker installiert. Kundinnen und Kunden können so mit dem Auto heranfahren, den Abfall anschließend in den Bunker schmeißen. Auch diverse Elektrogeräte können Nutzer im unteren Bereich entsorgen, an einer Annahmetheke kontrollieren Mitarbeitende vorher die Produkte, sortieren nach unterschiedlichen Kriterien.
Jostenhof in Moers: Neue Anlage bietet Besonderheiten
Der Weg führt weiter die Rampe hinauf. Eine Besonderheit: Auch wer nur den unteren Bereich nutzen möchte, muss den Weg über die Rampe nehmen, um zur Ausfahrt zu gelangen. Zuvor habe Enni sich intensiv mit der Verkehrsführung befasst. Hinter der Rampe ist die Straße in vier Bereiche aufgeteilt. Eine Fahrspur, eine Laufspur, eine Entladezone sowie eine weitere Spur für Haltemöglichkeiten. Von hier oben können Kundinnen und Kunden den Abfall unkompliziert hinunter in die Container werfen. Bildschirme unter der Decke zeigen zusätzliche Informationen an, etwa, wenn eine Abwurfstation voll ist. Am Ende wartet eine weitere Besonderheit: Wer sich das Auto beim Be- und Entladen verschmutzt hat, kann hier kostenfrei einen Staubsauger nutzen.
Das Projekt neuer KWH ist damit noch nicht abgeschlossen. Zunächst gelten hier die gleichen Öffnungszeiten wie zuvor (montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr, samstags von 7 bis 14 Uhr). Ab März gibt es dann die Möglichkeit, online einen Termin für die Abfallentsorgung zu reservieren und gegebenenfalls direkt zu bezahlen. Dann können Abfälle unter der Woche bereits ab 6 Uhr morgens abgegeben werden, in den Abendstunden bis 19 Uhr (samstags bis 16 Uhr). Somit erweitert Enni die Öffnungszeiten um 13 Stunden pro Woche. Wer einen Termin bucht, der gibt dabei sein Kennzeichen an. Die Schranke im Eingangsbereich scannt es und öffnet sich dann automatisch. „Dadurch wird die Entsorgung von Abfällen je nach Kundenwunsch noch einfacher möglich sein“, sagt Lutz Hormes.
Enni möchte digitales Angebot für den Kreislaufwirtschaftshof erweitern
Die Kombination aus einer vorherigen Terminvergabe und deutlich mehr Abwurfstellen soll den Verkehr auf dem Gelände besser verteilen, Abläufe sollen zukünftig schneller vorangehen. Hormes: „Damit dürften die bislang im Sommer gelegentlich bis zur Hülsdonker Straße reichenden Fahrzeugschlangen Geschichte sein.“
Das digitale Angebot möchte Enni schrittweise ausbauen, zum zukünftigen Angebot gehört dann ein digitaler Rundgang auf der Webseite sowie die aktuelle Anzeige der Besucherfrequenz. Auch Nachhaltigkeit spielt beim KWH eine Rolle. Begrünte Dächer und Wände, Solaranlagen auf dem Dach und dadurch Ökostrom aus eigener Quelle, eine bienenfreundliche Bepflanzung, die in den kommenden Tagen hinzukommt.
Jostenhof in Moers: Reparatur-Café in Planung
Den Kreislaufwirtschaftsgedanken möchte Enni auch durch eine sogenannte „Re-Use-Box“ fortsetzen. Dazu gehören unter anderem ein Bücherschrank, sowie eine Verschenk-Börse für Gegenstände, die Bürgerinnen und Bürger weitergeben statt wegwerfen möchten. Zukünftig ist auch die Etablierung eines Reparatur-Cafés angedacht. „Hier sind wir in guten Gesprächen mit gemeinwohltätigen Organisationen vor Ort“, kündigt Abteilungsleiter Ulrich Kempken an.
Neuer Kreislaufwirtschaftshof in Moers kostete 10,1 Millionen Euro
- Die Gesamtkosten für den neuen Kreislaufwirtschaftshof belaufen sich auf 10,1 Millionen Euro, erklärt Enni-Vorstand Lutz Hormes. „Davon flossen 800.000 ist das Grundkonzept und die Digitalisierung.“ Der reine Bau kostete demnach 9,3 Millionen Euro.
- Gerechnet hat Enni 2020 noch mit 8,3 Millionen, die wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahren hat die Kosten steigen lassen. Dennoch ist Hormes überzeugt: „Das ist eine Investition in die Zukunft.“
- Enni erinnert daran, dass wegen noch anstehender Asphaltierungsarbeiten der Hof vom 1. bis zum 3. Februar geschlossen bleibt.
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