Moers/Neukirchen-Vluyn/Kamp-Lintfort. In Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn bremsten zahlreiche Landwirte am Montagmorgen den Verkehr aus. Dafür hatte nicht jeder Verständnis.

Die bundesweiten Bauernproteste am Montag (8. Januar) haben auch den Verkehr in Kamp-Lintfort, Moers und Neukirchen-Vluyn zum Teil beeinflusst. Im Kreis Wesel hatten Landwirte zahlreiche Aktionen bei der Polizei angemeldet. Schon um 5.30 Uhr startete ein Traktor-Konvoi, der von Kamp-Lintfort über Moers bis nach Neukirchen-Vluyn fuhr.

Um kurz vor 10 Uhr morgens zog der Konvoi durch Moers, 65 Traktoren wurden begleitet von zahlreichen Lkw sowie Autos und fuhren hupend durch die Innenstadt. Der Busverkehr am Königlichen Hof war kurzzeitig lahmgelegt, viele Passanten blieben stehen, um sich den Zug anzusehen oder ihn zu filmen.

Bauernproteste in Moers und Umland: Keine Autobahn-Blockaden

Auch an den Autobahnauffahrten fanden schon in den frühen Morgenstunden Protestaktionen statt. An der A40-Auffahrt in Neukirchen-Vluyn sammelten sich ab 5.30 Uhr etwa 30 Traktoren, allesamt mit großen Plakaten ausgestattet. „Finger weg vom Agrar-Diesel“ und „Stoppt den Ampel-Irrsinn“ war darauf zu lesen.

Auch in Neukirchen-Vluyn protestierten die Landwirte am 8. Januar gegen die Entscheidung der Bundesregierung.
Auch in Neukirchen-Vluyn protestierten die Landwirte am 8. Januar gegen die Entscheidung der Bundesregierung. © Moers | Volker Herold

Zu einer Blockade der Auffahrt kam es in Neukirchen-Vluyn nicht, die Trecker standen weitestgehend auf dem Seitenstreifen. „Das sind alles Bauern aus Neukirchen-Vluyn“, erklärt Stefan Bonsels, Landwirt aus Niep, der mit der ganzen Familie dabei ist. Er steht mit vielen anderen Berufskollegen rund um eine Feuertonne, um sich gegen die eisige Kälte und den Schnee an diesem Morgen zu schützen. Helfer verteilen heißen Kaffee und belegte Brötchen.

Bauernproteste in Neukirchen-Vluyn: „Die Resonanz ist groß“

„Die Resonanz ist groß in diesen Tagen“, sagt Bonsels. Bei der Organisation habe es keine Probleme gegeben. „Alle wollten so schnell wie möglich losfahren.“ Es habe sich jetzt einfach zu viel angestaut, sagt Bonsels. Die Sparpläne der Bundesregierung beim Agrardiesel hätten das Fass nun zum Überlaufen gebracht.

Die Resonanz ist groß in diesen Tagen.
Stefan Bonsels, Landwirt aus Niep.

Um 9 Uhr fuhren die Neukirchen-Vluyner Traktoren sternförmig durch die Stadt. Die Polizei begleitete den Konvoi, sprach von „ruhiger und friedlicher Stimmung und guter Zusammenarbeit“. Und auch die Pendler schienen Verständnis für die Bauern zu haben, einige streckten den erhobenen Daumen aus dem Fenster oder hupten, als die Trecker passierten. Am Dienstag, so Landwirt Stefan Bonsels, soll es zur Protestaktion nach Wesel gehen, am Mittwoch nach Düsseldorf.

A47-Anschlussstellen in Moers und Kamp-Lintfort: Auch hier gab es Protest

An der A57-Anschlussstelle Kreuz Kamp-Lintfort sowie der Anschlussstelle Rheinberg haben sich einige Traktoren auf dem Seitenstreifen platziert, um ihre Plakate zu demonstrieren, ohne wirklich den Verkehr zu behindern. Auch hier sind eindeutige Parolen wie „Wir machen euch satt, doch die Regierung macht uns platt“ und „No Farmer, No Food, No Future“ (Keine Bauern, kein Essen, keine Zukunft) zu lesen.

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An der A57-Auffahrt in Hülsdonk ist der Verkehr am Montagmorgen nur stockend gelaufen. Immer wieder war lautes Hupen von genervten Verkehrsteilnehmern zu vernehmen, größere Blockaden blieben aber auch hier aus.

Reaktionen auf Bauernproteste in Moers: Zustimmung und Ablehung

„Ich finde das beschissen“, sagt eine ältere Dame am Königlichen Hof, die kopfschüttelnd den Konvoi beobachtet. Er hindert sie daran, die Straße zu überqueren. Verständnis für die Protestaktion hat sie nicht. „Die haben genug Geld“, urteilt sie kurz und knapp. Neben ihr hat eine Dame das Handy gezückt, beobachtet den Zug mit einem Lächeln. „Ich finde das gut, dass die für ihre Interessen einstehen“, sagt sie. „Die müssen ja laut sein, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“

Rund 65 Traktoren fuhren am Montag (8. Januar) laut hupend auch durch die Moerser Innenstadt.
Rund 65 Traktoren fuhren am Montag (8. Januar) laut hupend auch durch die Moerser Innenstadt. © Diego Tenore

Dass der Protest friedlich abläuft, bestärkt sie in ihrer Meinung. „Das ist ja alles human hier.“ Verständnis für Krawallmacher und gewaltige Aktionen hat sie hingegen nicht, betont sie. „Wenn es aber so gesittet abläuft, dann ist alles gut.“ Auch in den Sozialen Medien waren die Reaktionen gemischt. „Vollste Solidarität, es geht um unser Essen“, schrieb ein User auf Instagram, während ein anderer auf Facebook schrieb: „Ich finde, alles müsste stillstehen und alle sollten mitmachen.“ Und ein junger Mann postete: „Vollstes Verständnis, denn die höheren Preise werden am Ende an die Gesamtbevölkerung weitergegeben.“ Kritik gab‘s auch: „Ich habe kein Verständnis, das geht zu weit. Die Bauern haben eine Riesen-Lobby in der Politik und kriegen haufenweise Subventionen.“

Polizei bewertet Verkehr in Moers und Umland als „sehr stockend“

Die beobachtete Verkehrssituation am Montag deckt sich mit der Wahrnehmung der Kreispolizeibehörde. Wie Sprecher Björn Haubrok auf Anfrage der Redaktion mitteilt, habe es im gesamten Kreis Wesel keine Blockaden gegeben, die den Verkehr komplett zum Erliegen gebracht hätten.

Dennoch beschreibt die Polizei den Verkehr am Montagmorgen als sehr stockend. „Lkw und Trecker sind wie Perlen aneinander gereiht. Für andere Verkehrsteilnehmer ist es schwierig, sich einzufädeln“, so Haubrok. In Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn seien abgesehen davon keine Auffälligkeiten beobachtet worden.

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