Moers. Eigentlich sollte der Berufsschulcampus Mitte 2024 fertig sein. Doch jetzt gibt es Fragezeichen. Welche Folgen das für Moers hat.
Beim größten Bauprojekt im Kreis Wesel könnte sich die Fertigstellung erneut verzögern. Zurzeit ist nicht sicher, ob drei Berufskollegs dort planmäßig zum Start des nächsten Schuljahres einziehen können. Eine weitere Verzögerung hätte unter anderem gravierende Konsequenzen für die Moerser Stadtentwicklung.
Seit 2018 wird auf dem weitläufigen Gelände an der Repelener Straße in Moers gebaut, um das prestigeträchtigste Projekt des Kreises Wesel Realität werden zu lassen. Dort sollen, so die Idee hinter dem Campus Moers, vier Berufskollegs ihr Wissen an bis zu 4500 Schülerinnen und Schüler weitergeben: Berufskolleg für Technik Moers, Mercator-Berufskolleg, Hermann-Gmeiner-Berufskolleg und die Berufsfachschule für Pflege und Gesundheit.
138,5 Millionen Euro kostet der Campus Moers, anfangs waren rund 101 Millionen Euro eingeplant. Zunächst schien der Zeitplan für den Umzug der Berufskollegs nicht zu ehrgeizig: Im Sommer 2022 sollte das Berufskolleg für Technik Moers (BKTM) in die neuen Räume umziehen. Das alte Gebäude des BKTM lag bereits auf dem Gelände, die Wege waren also kurz. Doch vor 18 Monaten musste der Kreis mitteilen: Der Termin kann nicht gehalten werden, es gebe ein paar Monate Verzögerung. Ein hoher Krankenstand während Corona, Lieferkettenprobleme und der Ukraine-Krieg waren die Gründe.
Immerhin: Noch im Mai 2022 war der Kreis zuversichtlich, dass der Umzug der drei anderen Berufskollegs im Sommer 2023 reibungslos über die Bühne gehen würde. Jetzt, eineinhalb Jahre und paar Krisen später, sieht die Sache anders aus. Das BKTM ist erst zu Beginn dieses Schuljahres umgezogen, und mit dem angekündigten Umzug der drei anderen Berufskollegs ist es bisher noch immer nichts geworden.
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Und es kommt noch schlimmer: Auch der jetzt geplante Umzugstermin in den kommenden Sommerferien steht auf der Kippe. „Aufgrund einzelner Verzögerungen in baulichen Gewerken hat sich der aktuelle Zeitrahmen verschoben“, teilte der Kreis Wesel am Freitag auf NRZ-Anfrage mit. Nach dem erfolgreichen Umzug des BKTM gehen die Arbeiten an anderer Stelle des Geländes weiter, und es gibt offenbar noch viel zu tun.
In diesen Tagen und Wochen wird das alte Gebäude des BKTM abgerissen, teilt der Kreis mit. Im Neubau stehe der Innenausbau und der Abschluss der technischen Gebäudeausstattung auf dem Programm. Dazu starte die Herstellung der Außenanlagen des Mercator-Berufskollegs und des Hermann Gmeiner Berufskollegs inklusive der Innenhöfe und der Parkplätze. Zudem müsse danach die pädagogische Infrastruktur eingerichtet werden.
Das alles kostet Zeit, wahrscheinlich viel Zeit. Welche Auswirkungen die Arbeiten auf den Zeitplan haben, lässt sich laut Kreis Wesel „noch nicht abschließend beurteilen“. Voraussichtlich Ende Januar kommenden Jahres werde die Planung überarbeitet und neu bewertet. Erst dann könnte „die Frage nach der gesicherten Einhaltung des geplanten Umzugstermins zum Schuljahresbeginn 2024/25 beantwortet werden“.
Die Aussicht auf eine erneute Verzögerung beim Campus Moers dürfte nicht nur bei den drei Berufskollegs für Stirnrunzeln sorgen. Auch für die Stadtentwicklung in Moers hätte sie spürbare Konsequenzen. Längst gibt es Pläne, was zum Beispiel auf der Fläche des Mercator-Berufskollegs (An der Berufsschule) entstehen könnte. Für das Gmeiner-Berufskolleg an der Landwehrstraße liegen ebenfalls Ideen für eine weitere Nutzung vor.
So gibt es zum Beispiel bereits seit März 2021 in Moers einen städtischen Beschluss, der vorsieht, auf dem jetzigen Gelände des Mercator-Berufskollegs einen Wohn- und Gesundheitscampus zu errichten. Die Gebäude des Gmeiner-Berufskollegs könnten zudem auch als Wohnungen attraktiv sein. In beiden Fällen ist jedenfalls die Nähe zur beliebten Moerser Innenstadt gegeben.
Flächen, die zur Stadtentwicklung genutzt werden können, sind in Moers grundsätzlich rar. Wie wichtig etwa das jetzige Gelände des Mercator-Berufskollegs ist, hatte die Stadt bereits 2021 so formuliert: „Die städtebauliche Entwicklung dieser Fläche bietet demnach ein hohes Potenzial für eine zukunftsträchtige Weiterentwicklung des Moerser Innenstadtbereichs.“