Neukirchen-Vluyn. Erkan Demirtas aus Neukirchen-Vluyn erhielt während seiner Streife einen Notruf, der beinahe tödlich endete. Wie er zum Lebensretter wurde.
Noch heute bekommt Erkan Demirtas aus Neukirchen-Vluyn Gänsehaut, wenn er an den Einsatz im Januar vergangenen Jahres zurückdenkt. Er arbeitete damals als Sicherheitskraft bei der Pond Security Werkschutz GmbH und wurde als Objektleiter in dem Amazon-Lager Kempen eingesetzt, wo er während seiner Streife einen Notruf erhielt. Ein Mitarbeiter klagte über starke Schmerzen in seinem linken Arm und ein Engegefühl in der Brust.
Erkan Demirtas aus Neukirchen-Vluyn alarmierte umgehend den Rettungsdienst und leistete Erste Hilfe
„Ich hatte den Mitarbeiter zuvor schon von weitem gesehen und direkt gemerkt, dass er irgendwie kränklich aussah“, erinnert sich der 39-Jährige. Nur zwei bis drei Minuten später erhielt er über sein Funkgerät den Notruf. „Ich habe natürlich sofort reagiert und den Mann in den Erste-Hilfe-Raum gebracht.“ Dort hat Demirtas ihm Wasser gegeben, sein Hemd aufgeknöpft und den Defibrillator auf den Tisch bereit gestellt, falls wiederbelebende Maßnahmen eingeleitet werden müssen. „Ich habe umgehend den Rettungsdienst alarmiert und den Einsatzkräften mitgeteilt, dass ein Mitarbeiter eventuell einen Herzinfarkt habe.“
Demirtas betont: „Mir wurde gesagt, dass der RTW innerhalb von fünf Minuten da sein soll, und das war er dann zum Glück auch.“ Nach dem Eintreffen der Rettungskräfte wurde ein EKG durchgeführt. „Das war aber ohne Befund. Uns war aber klar, dass das auf keinen Fall stimmen kann.“ Daher wurde ein zweites EKG durchgeführt mit dem Ergebnis: „Vier Adern, die zum Herzen führen, waren verstopft“, erinnert sich der 39-Jährige an die Schockdiagnose. „Danach ging alles ganz schnell. Der Rettungsdienst konnte zwei der verstopften Adern frei bekommen, die anderen beiden aber nicht. Deswegen wurde der Mann umgehend ins Krankenhaus eingeliefert.“
Neukirchen-Vluyner: „Mir wurde von den Rettungskräften gesagt: Fünf Minuten später und der Mann wäre gestorben.“
Der Stationsmanager und auch die Rettungskräfte bedankten sich bei Demirtas, der dem Mitarbeiter nicht nur Erste Hilfe geleistet hat, sondern auch alles vor Ort koordiniert hatte. „Mir wurde gesagt: Fünf Minuten später und der Mann wäre gestorben.“ Nach dem Einsatz musste sich der Sicherheitsfachmann erst einmal hinsetzen. „Ich musste durchatmen und überhaupt erst realisieren, was da eigentlich passiert ist.“ Danach habe er weiter gearbeitet und seine Schicht beendet. Und dem Mann? Dem geht es heute durch das schnelle Handeln von Demirtas wieder gut. „Zwei Wochen nach dem Vorfall kam er zu mir, hat mich umarmt und sich bei mir bedankt“, freut sich der 39-Jährige noch heute. „Wäre es anders ausgegangen, wüsste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte.“
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Für sein Engagement und sein Handeln wurde Demirtas im Mai von dem Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) geehrt. Bei der Verleihung des 6. Mitarbeiterpreises belegte er den ersten Platz und bekam den Titel „Mitarbeiter des Jahres“ verliehen. Der BDSW verleiht den Preis einmal jährlich um die Leistung der Mitarbeiter in der Sicherheitsbranche zu ehren.
Erkan Demirtas aus Neukirchen-Vluyn wurde für sein schelles Handeln ausgezeichnet – doch das sei ihm nicht am wichtigsten
„Ich selbst habe mich gar nicht auf die Auszeichnung beworben“, erzählt Demirtas. „Das hat meine Firma gemacht. Mir wurde erst im März mitgeteilt, dass ich unter den ersten drei Plätzen bin.“ Bis zum Tag der Verleihung am 25. Mai wusste er nicht, dass er den ersten Platz belegt. „Mein Key Account Manager Savas Martin Dal wollte mich damit überraschen und hat mich bis zur Preisverleihung im Dunkeln gelassen.“ Damit gerechnet, den ersten Platz zu belegen, hatte Demirtas jedenfalls nicht. „Ich habe mich aber sehr darüber gefreut. Meine Frau, die mich begleitet hatte, war und ist auch heute noch sehr stolz auf mich.“
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Und auch von der Firma, bei der Demirtas damals angestellt war, erhielt er eine weitere Auszeichnung. „Die bekommt man eigentlich nur, wenn man eine außergewöhnliche Leistung erbracht hat.“ Heute arbeitet er bei einer anderen Firma. Die Auszeichnungen hängen in seiner Wohnung. „Es ist natürlich schön, dass meine Leistung anerkannt und geehrt wird.“ Doch das sei dem 39-Jährigen nicht am wichtigsten: „Für mich steht der Mensch im Vordergrund. Deswegen ist für mich in erster Linie wichtig, dass es dem Mann heute wieder gut geht.“
In seiner Heimat, der Türkei, gibt es dazu einen Glauben: „Wer ein Menschenleben rettet, dem wird es angerechnet, als würde er die ganze Welt retten. Und wer ein Menschenleben zu Unrecht auslöscht, dem wird es angerechnet, als hätte er die ganze Welt zerstört.“ Mit seinen Auszeichnungen möchte Demirtas daher darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, Menschen in Notlagen zu helfen und nicht wegzuschauen.