Kamp-Lintfort. Das Rathauscenter Kamp-Lintfort ist wieder in städtischer Hand. Bürgermeister und IWG kündigen ein neues Geschäft und geänderte Parkgebühren an.
Die Zukunft des Rathauscenters ist gesichert: Die Immobilienentwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft (IWG) der Stadt Kamp-Lintfort hat am 31. Oktober von ihrem Rückkaufrecht Gebrauch gemacht und die Einkaufspassage vom bisherigen Investor SME aus Herborn zurückgekauft. Nach dem aufwendigen Klageprozess durch zwei Instanzen will die Stadt das Rathauscenter fortan selbst verwalten – und mit ambitionierten Planungen wieder beleben.
„Heute würde man so ein Rathaus mit einem damals als Geschäftscenter bezeichneten Einkaufszentrum im Umfeld gar nicht mehr bauen“, sagt Bürgermeister Christoph Landscheidt und verweist auf die Gesamtsituation des Einzelhandels sowie die Lage außerhalb der Einkaufsstraße. Von Beginn an habe das Center mit wechselhafter Geschichte eine „ganze Reihe von Problemen mit sich gebracht“. Als der gut besuchte Lebensmittelhandel „Groka“ Anfang des Jahrtausends den Standort verließ, wurden diese verschärft.
Leerstand im Kamp-Lintforter Rathauscenter: „Mietverträge unsinnigerweise gekündigt“
Viele Jahre befand sich das Zentrum in der Hand von Investoren, erst aus England, zuletzt aus Herborn. Letztere Zusammenarbeit verlief zunächst aus Sicht der Stadt positiv und mündete 2017 in dem Einzug der Mediathek. Seit dem Tod des engagierten Hauptinvestors stand die Kooperation allerdings unter einem schlechten Stern, bedauert Landscheidt: „Seine Mitgesellschafter waren mehr als problematisch, sodass wir letztlich die Reißleine ziehen mussten.“ Unter anderem seien schriftliche Verabredungen zur Parksituation und der Belegung der Ladenlokale nicht eingehalten worden. „Der heutige Leerstand ist unter anderem dadurch begründet, dass Mietverträge unsinnigerweise gekündigt worden sind. Das können wir besser“, gibt sich der Bürgermeister zuversichtlich.
Und einige Pläne, wie genau die Stadt das Rathauscenter zum Besseren entwickeln möchte, sind bereits spruchreif. Im ersten Halbjahr 2024 werden die Bauarbeiten für einen Anbau beginnen, stellt IWG-Geschäftsführerin Katja Marx in Aussicht. Einen Teil der Fläche sollen das Stadtarchiv und die Werbegemeinschaft nutzen und für Bürgerinnen und Bürger kürzere Wege zwischen städtischen Einrichtungen ermöglichen.
Neues Ladenlokal im Rathauscenter: Stadt Kamp-Lintfort sieht Bäckerei als Option
Außerdem entsteht ein neues Ladenlokal mit einer Fläche von rund 250 Quadratmetern, das noch zu belegen ist. „Es finden aktuell Gespräche mit potenziellen Nutzern statt. Denkbar ist für uns eine Bäckerei oder ein ähnliches Gastronomieangebot, das mit seiner Besucherfrequenz das gesamte Rathausquartier beleben soll“, sagt Marx. Für die strategische Ausrichtung des Einkaufszentrums will sie auf eine Durchmischung von Einzelhandel, Gastro und Dienstleistungen setzen.
Den genauen Kaufpreis für die Übernahme des Rathauscenters will Bürgermeister Landscheidt zwar nicht benennen, bevor die Politik offiziell darüber informiert worden ist. Aber: „Der gutachterlich festgelegte Preis bewegt sich in dem Bereich, den wir avisiert hatten. Durch die Mieteinnahmen werden wir den Erwerb vollständig finanzieren können, das ist eine gute Nachricht.“ Und diese Einnahmen sind der Stadt erst einmal sicher: Die Ankermieter Kik, Woolworth und das Fitnessstudio „Cleverfit“ verfügen alle über langfristige Verträge mit Laufzeiten zwischen vier und 13 Jahren sowie Optionen für eine Verlängerung – und hätten gegenüber der IWG bereits ihre Zufriedenheit mit dem Standort signalisiert.
Günstig Parken in der Kamp-Lintforter Innenstadt: Gebühren am Rathauscenter sinken
Für die Kundinnen und Kunden dieser Ladenlokale soll sich zudem die Parksituation verbessern. Schließlich seien der Parkplatz und speziell die Tiefgarage noch nicht so frequentiert, wie es eine derart zentrale Fläche vermuten lassen könnte. Für Kurzparker denkt die Stadt über die Einrichtung der an vielen Parkflächen in Kamp-Linfort bereits bestehenden und beliebten „Brötchentaste“ nach.
„Auch die Tarife für Dauerparker sollen auf jeden Fall günstiger werden“, sagt Katja Marx. Möglichst viele Stammnutzer wie die Beschäftigten der Stadtverwaltung in der Tiefgarage des Rathauscenters unterzubringen, könnte die Parksituation in der gesamten Innenstadt erheblich entzerren, sind Marx und Landscheidt überzeugt. Ein barrierefreier Zugang von der Tiefgarage ins Erdgeschoss des Rathauscenter soll durch einen neuen Aufzug ermöglicht werden.