Kamp-Lintfort. Am 8. November kamen Freunde der Kamper Konzerte in Kamp-Lintfort wieder auf ihre Kosten – obwohl der Abend beinahe früher beendet werden musste.
Ein Abend mit dem hochkarätigen Solisten Jakub Cizmarovic am Flügel und Werken von Chopin bis Prokofiev, wunderbar romantisch, teils furios, rasant und wild. Mit den fein ausgewählten, teils technisch anspruchsvollen Stücken und ihrem Interpreten kamen die Freunde der Kammerkonzerte am vergangenen Mittwoch, 8. November, im Rokokosaal des Klosters Kamp wieder einmal auf ihre Kosten.
Organisatorin Jeanette von der Leyen freute sich, mit den Konzerten nach Corona wieder im Rokokosaal sein zu dürfen: „In Lintfort war es auch schön, aber Rokokosaal ist eben Rokokosaal.“ Sie dankte den Förderern der Konzertreihe, der Stadt, der Sparkasse Duisburg und dem Geistlichen und Kulturellen Zentrum Kloster Kamp als Hausherr.
Bei den Kamper Konzerten löste sich während eines Stückes eine schwarze Flügeltaste
Gleich zu Beginn erläuterte Jakub Cizmarovic, der gerade von einer China-Konzerttour zurück war, die beiden ersten Brahms-Balladen op. 10 gehörten zu seinen Liebsten. Was sich in seiner wunderbaren Interpretation der teils düsteren Stücke niederschlug. Dagegen führten Claude Debussys „Aus den Preludes II“ die Zuhörer in eine Welt voll Fantasie und Märchenwesen. Die „Terrassen des Publikums im Mondlicht“, die Wassernixe „Undine“ und schließlich das furiose „Feuerwerk“ verzauberten das Publikum.
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Gleich danach bewies der erfahrene Solist ungewollt Nerven und Professionalität, als sich am Ende des „Feuerwerks“ tatsächlich eine schwarze Flügeltaste, nämlich das kleine Fis, von seinem Instrument verabschiedete und für eine Unterbrechung des Konzerts sorgte. „Für den folgenden Chopin ging’s ja noch, aber beim Liszt brauche ich sie unbedingt“, meinte Cizmarovic launig und gelassen. Organisatorin Von der Leynen machte ihrer Funktion alle Ehre und besorgte eine Tube Sekundenkleber. Der hielt, was er versprach.
Das Kammerkonzert konnte das Publikum überzeugen – zwei Zugaben wurden gefordert
Beeindruckend auch die wehmütig-sanften Nocturnes Nr. 20 cis-Moll von Frederic Chopin. Dazu im Kontrast stand die bekannt-beliebte ungarische Rhapsodie Nr. 2 cis-Moll von Franz Liszt, bei deren tänzerischen Motiven der eine oder andere Fuß im Publikum mitwippte. Danach: Sergej Prokofievs „20 Visions fugitives“ op. 22, sie gehörten zu seinen absoluten Lieblingsstücken, meinte der Künstler. „Sie sind eine wahre Schatzgrube.“ Da wechselten sich im Spiel die Szenen von Schwere und Leichtigkeit, Freude und Trauer, Dramatik und Harmonie wunderbar ab.
Mit dem populären, furiosen Mephisto-Walzer Nr. 1 von Franz Liszt endete das Programm im Rokokosaal. Das begeisterte Publikum forderte zwei Zugaben.
Der renommierte Pianist Jakub Cizmarovic konnte für die Kamper Konzerte gewonnen werden
Dozent und Solist Jakub Cizmarovic, Jahrgang 1985, wird von der Fachwelt als eines der großen Talente seiner Generation bewertet. Er gab mit 16 Jahren sein Debut in der Kölner Philharmonie. Er schloss das Studium an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln mit dem Konzertexamen mit Auszeichnung ab. Zahlreiche Meisterkurse und Konzerte im In- und Ausland folgten. Ein Album mit Werken von Schumann und Liszt brachte ihm eine Höchstbewertung der Fachzeitschrift Fono Forum ein. Der Verein „Kammermusikfest Kloster Kamp – Kammermusik am Niederrhein“ richtet die Konzerte im Rokokosaal seit 2006 aus. Künstlerische Leiter sind Alexander Hülshoff und Katharina Apel, die auch Kontakt zu Jakub Cizmarovic pflegen.