Moers/Neukirchen-Vluyn/Kamp-Lintfort. Künstliche Intelligenz ist längst im Unterricht angekommen. 7 von 10 Schülern nutzen sie. Doch es gibt auch Risiken, die Kinder kennen sollten.
Schüler, Studenten, Azubis – sie alle nutzen Künstliche Intelligenz für ihre Hausaufgaben oder Studienleistungen, wie eine YouGov-Befragung ergeben hat. Demnach gehören KI-basierte-Tools bereits zum Bildungsalltag vieler junger Menschen dazu.
Befragt wurden 702 Personen im Alter von 16 bis 26 Jahren, die in einer Ausbildung, im Studium oder in einer Schule waren. Insgesamt 68 Prozent gaben an, dass sie KI-basierte-Tools bewusst für ihre Hausaufgaben und Studienarbeiten verwendet haben. Davon nutzen 11 Prozent die Tools regelmäßig, 32 Prozent gelegentlich und 25 Prozent eher selten.
Lehrer an Moerser Schule sehen sowohl Vorteile als auch Gefahren im Umgang mit Künstlichen Intelligenzen
Diese Entwicklung ist auch den Schulen bekannt, die sich ebenfalls mit KI auseinandersetzen. „Wir haben erst vor kurzem zu Künstlichen Intelligenzen eine interne Lehrerfortbildung durchgeführt“, sagt Thorsten Klag, Schulleiter des Adolfinum Gymnasiums in Moers. Ein Referent habe den Lehrkräften verschiedene Aspekte erläutert und sowohl Vorteile als auch Gefahren aufgezeigt.
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„Künstliche Intelligenz kann ein Lernbegleiter für Schülerinnen und Schüler sein, indem ihnen Feedback zu ihren Ausarbeitungen gegeben wird“, betont Klag. Dennoch sieht er die Gefahr, dass „schwer unterscheidbar ist, was vom Schüler gemacht wurde und was nicht.“ Dieser Herausforderung müssen sich die Bildungseinrichtungen nun stellen. „Wir müssen daher einen noch stärkeren Blick darauf richten, wie wir die Schüler auf ihrem Weg begleiten können und wie wir Künstliche Intelligenz in unser Bildungssystem einbinden können“, betont Klag. Dazu müsse die KI auch in das Medienkonzept eingebunden werden.
Lehrer am Grafschafter Gymnasium in Moers bemühen sich ihren Schülern zu vermitteln, dass eine KI nur ein kurzer Helfer ist
Astrid Czubayko-Reiß, Schulleiterin des Grafschafter Gymnasiums in Moers, sieht bei der Zitation und Quellenangabe ein großes Problem, da Schüler nicht immer angeben würden, eine KI benutzt zu haben. „Es ist natürlich bequem, sich etwas vordenken zu lassen.“ Dabei würde es sich aber nicht um eine langfristige Lösung handeln. „Wir versuchen den Schülern beizubringen, dass das Nutzen einer KI bei Schulaufgaben nur ein kurzer Helfer ist, wenn man den Stoff sowieso nicht versteht“, so die Schulleiterin.
Als Schule müsse man sich nun darum kümmern, seinen Schülern einen verantwortungsbewussten Umgang mit KI-basierten-Tools zu vermitteln. „Da haben wir den Stein der Weisen aber noch nicht gefunden“, betont Schulleiterin Czubayko-Reiß. Aktuell suche man nach Möglichkeiten, um der KI Einhalt zu gebieten.
Die Gesamtschule Niederberg in Neukirchen-Vluyn hat bereits vor eineinhalb Jahren angefangen, ein Handlungskonzept zum Thema KI zu entwickeln
Die Verwendung einer KI in schriftlichen Prüfungen, stellt eine weitere Gefahrenstelle dar. „Daher machen wir uns über andere Prüfungsformate Gedanken.“ Beispielsweise schriftliche Prüfungen durch mündliche zu ersetzen. Denn: Für Lehrkräfte sei es sehr mühsam zu überprüfen, ob eine KI verwendet wurde. „Es gibt zwar KI-basierte-Tools, mit denen es sich nachweisen lässt. Aber jede Klausur oder Ausarbeitung zu prüfen, ist zeitlich nicht realisierbar“, so die Schulleiterin. Sie betont aber: „Kann die unerlaubte Nutzung einer KI nachgewiesen werden, handelt es sich um einen Täuschungsversuch.“
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Die Gesamtschule Niederberg in Neukirchen-Vluyn beschäftigt sich schon länger mit Künstlicher Intelligenz. „Wir haben bereits vor eineinhalb Jahren angefangen, ein Handlungskonzept zum Thema KI zu erarbeiten“, sagt Schulleiter Mutlu Kuzu. Denn: Schüler würden KI insbesondere für Facharbeiten nutzen. „Das muss dann aber gekennzeichnet werden.“ Zukünftig müsse noch erarbeitet werden, zu welchen Anteilen eine KI genutzt werden darf. „Das werden wir dann in unseren Leitfaden aufnehmen.“
Für Kuzu ist es wichtig, dass man den Schülern den Umgang nicht verbiete. „Wir wollen Künstliche Intelligenz nicht blockieren. Im Gegenteil, wir müssen lernen, damit umzugehen, da sie schon überall ist.“ Daher gehe er mit seinen Schülern offen mit dem Thema um und versucht sie darin zu fördern, eine KI sinnvoll einzusetzen. Dennoch betont Kuzu: „Bei der Verwendung muss es Regelungen zur Leistungsbewertung geben, die im Handlungskonzept enthalten sein müssen.“
An der Hochschule Rhein-Waal wurde Künstliche Intelligenz in einigen Seminaren bereits thematisiert
Auch an der Hochschule Rhein-Waal gehe man davon aus, dass ihre Studierenden „in größerem Umfang generative KI-Systeme“ kennen und nutzen. Für ihre Studienarbeiten dürfen sie im Rahmen der rechtlichen Regelungen, im Wesentlichen den Prüfungsordnungen, „alle Technologien einsetzen, die ihnen zur Verfügung stehen“, so Prof. Jörg Petri, Vizepräsident für Studium, Lehre und wissenschaftliche Weiterbildung. Die Lehrenden legen dabei jedoch einen „großen Wert auf saubere akademische Arbeit und damit darauf, die eigene geistige Arbeit klar von der anderer abzugrenzen und die Fremdleistung als solche zu markieren.“
An der Hochschule gab es in einigen Seminaren auch schon Inhalte, die KI und ihre Nutzung zum Thema hatten. „In meinen eigenen Kursen halte ich die Studierenden auch dazu an, KI-Systeme, etwa für Übungsaufgaben, zu verwenden und die Ergebnisse kritisch zu hinterfragen“ sagt Prof. Petri.