Kamp-Lintfort. Die Initiative „Trau dich!“ zur Prävention gegen Kindermissbrauch machte Halt in Kamp-Lintfort. Wie ein Theaterstück Kinder sensibilisieren soll.
Die bundesweite Initiative „Trau dich!“ zur Prävention gegen Kindesmissbrauch hat am Dienstag, 24. Oktober, Halt in Kamp-Lintfort gemacht. Zentrales Element der Initiative ist ein interaktives Theaterstück, das die 520 Schülerinnen und Schülern der fünften und sechsten Jahrgangsstufe des Georg-Forster-Gymnasiums und der UNESCO-Schule über Kinderrechte und körperliche Selbstbestimmung informiert hat.
Die Initiative wurde von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend im November 2012 gestartet. Ziel ist es, Mädchen und Jungen zwischen acht und zwölf Jahren über ihre Rechte aufzuklären, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sie zu informieren, wo sie im Falle eines Übergriffs Hilfe bekommen können. Teil der Initiative ist die Theateraufführung mit dem Titel „Trau dich! – Ein starkes Stück über Gefühle, Grenzen und Vertrauen“.
Das interaktive Theaterstück soll die Schüler aus Kamp-Lintfort über ihre Rechte informieren
„Wir beschäftigen uns in Kamp-Lintfort schon lange mit der Thematik und versuchen über verschiedene Aktionen und Projekte sexuellen Kindermissbrauch vorzubeugen. Die Theateraufführung ist nun ein neuer Zugang zu den Kindern, um sie darüber aufzuklären und ihnen zu vermitteln, wo sie Hilfe finden können“, betont Dr. Christoph Müllmann vom Amt für Schule, Jugend, Soziales, Kultur und Sport der Stadt Kamp-Lintfort.
„Entwickelt wurde das Stück von der deutsch-schweizerischen Kompanie Kopfstand, die sich fachlich intensiv mit den Themen sexueller Missbrauch und Kinderrechte auseinandergesetzt haben“, erklärt Marcella Knipschild im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Das Theaterstück soll die Schüler auf eine Entdeckungsreise nehmen, die das Thema sexueller Missbrauch mit den Themen Kinderrechte und Sexualaufklärung verknüpft. Zu sehen sind unter anderem Filmszenen von Kindern, die Situationen kommentieren und diskutieren, sowie vier in sich geschlossene einzelne Geschichten. Die Kompanie Kopfstand möchte so die Schüler anregen, zwischen den einzelnen Handlungen Beziehungsmuster zu entdecken und dazu eine eigene Haltung zu entwickeln. Die Theatergruppe tritt zudem während der Aufführung in einen direkten Austausch mit den Schülern.
In Fortbildungen über sexuellen Missbrauch wurden Lehrkräfte der Kamp-Lintforter Schulen für das Thema sensibilisiert
Um auch die pädagogischen Fachkräfte anzusprechen, wurden für die Lehrkräfte der kooperierenden Schulen Fortbildungsveranstaltungen angeboten, in denen ihnen beigebracht wurde, wie sie mit Kindern über das Thema sexuelle Gewalt sprechen können und wie sie Hinweise erkennen können. Auch wurde den Lehrkräften vermittelt, wie sie im Verdachtsfall richtig reagieren können. Für die Eltern wurden zudem Informationsabende durchgeführt. „Es ist wichtig, dass auch die Erwachsenen mit der Initiative erreicht werden, da sie die Ansprechpartner für Kinder sind“, betont Knipschild.
Lehrkräfte für das Thema zu sensibilisieren sei zudem wichtig, da sie für die Kinder oftmals der erste Ansprechpartner sind. Ein Großteil der sexuellen Übergriffe fände nämlich laut BZgA durch Personen in der Familie oder dem nahen Umfeld des Kindes statt. Das Angebot wurde von den Lehrkräften jedenfalls gut angenommen. „Ich habe nur positives Feedback zu dem Fortbildungsangebot bekommen“, betont Gérard Terfloth, didaktischer Leiter der UNESCO-Schule. Für ihn gibt die Initiative sinnvolle Erkenntnisse, um ein geeignetes Schutzkonzept an der Schule zu entwickeln.
An den Schulen in Kamp-Lintfort wünschen sich die Kinder einen offenen Umgang zum Thema sexualisierter Gewalt
Doch auch bei den Kindern ist das Theaterstück gut angekommen. „Die Schüler sind positiv aus der Aufführung rausgegangen und haben sich angesprochen gefühlt“, sagt Alexander Winzen, Schulleiter des Georg-Forster-Gymnasiums. Er betont: „Es ist entscheidend, was bei den Kindern ankommt. Sie müssen lernen, dass das, was sie fühlen, berechtigt ist und das sie sich bei Übergriffen an jemanden wenden können.“ Die Kinder hätten zudem oftmals auch kein Problem, über solche Themen zu sprechen. „Teil der Initiative war eine Risikoanalyse und dort haben uns die Schüler mitgeteilt, dass sie sich einen offeneren Umgang mit dem Thema wünschen.“
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Bisher wurde „Trau dich!“ in elf Bundesländern umgesetzt. Das Theaterstück wurde 486 Mal aufgeführt und hat bundesweit bisher 103.837 Mädchen und Jungen erreicht. Grundlage ist die Kooperation mit Bildungseinrichtungen und Partnern auf kommunaler und Landesebene, um Präventions- und Fortbildungsmaßnahmen auf institutioneller Ebene umzusetzen. Weitere Informationen für Kinder unter www.trau-dich.de und für Eltern und pädagogische Fachkräfte unter www.trau-dich.de/multiplikatoren.