Moers. Dachdeckermeisterin Bettina Lücking-Rodenbäck liebt ihren Job - und berichtet von einem Boom bei der Wärmedämmung. Doch die Lage sei ernst.
- Die Moerser Dachdeckerin Bettina Lücking-Rodenbäck ist seit 25 Jahren in ihrem Job erfolgreich.
- Zurzeit erhält die Handwerkerin aus Moers doppelt so viele Anfragen wie üblich.
- Nicht nur mit Wärmedämmung am Dach wollen Moerser Immobilieneigentümer Energie sparen.
„Der Sanierungsbedarf ist groß in Moers“, weiß Bettina Lücking-Rodenbäck (52). Seit 2000 leitet sie den Dachdeckerbetrieb Lücking an der Franz-Haniel-Straße 4. Die Meisterin ist Chefin in dritter Generation und Dachdeckerin mit Leib und Seele. Im Büro der Firma, die 12 Mitarbeiter beschäftigt, laufen derzeit die Drähte heiß, was Anfragen nach Angeboten und Begutachtungen von Dächern angeht.
Neben größeren Kunden wie der Stadt seien es hauptsächlich Besitzer von Einfamilienhäusern, um die sich die Firma kümmere, beschreibt Bettina Lücking. Und: „Die Leute haben jetzt großen Beratungsbedarf, was Dämmung und Energieeinsparung am Dach angeht. Wir verzeichnen doppelt so viele Anfragen wie üblich.“
Dachdeckerin aus Moers: Wärmedämmung bei Immobilien und Solaranlagen oft Thema
Normalerweise gehe es bei den Aufträgen für die Firma um kleinere und größere Reparaturen im Bestand. Nun aber erkundigten sich viele Moerser, wie man am Dach an Energie einsparen könne. Dämmung sei das Stichwort. Aber auch um den Zustand des Daches und des Dachstuhls gehe es inzwischen oft.
Auch interessant
Denn: „Viele wollen eine Photovoltaik-Anlage anschaffen und fragen nach einer Fachmeinung, ob ihr Dach dafür geeignet sei.“ Tatsächlich kämen bei Dämmung oder Erneuerung oftmals höhere Beträge zusammen – wenn man’s richtig mache. So dass einige Kunden sich dann doch entschieden, die Anlage lieber aufs alte Dach zu bauen. Mehraufwand bedeute es zudem, die Kostenberechnungen mit und ohne Fördermittel zu schreiben. Zudem müsse der Handwerksbetrieb sämtliche Vorschriften und Gesetze kennen: „Beispielsweise ist genau vorgeschrieben, wie viel Dämmung für eine Förderung eingebaut werden muss.“
Handwerk in Moers: Lange Wartezeiten auf Termine und Materiallieferung
Turbulente Zeiten für die Handwerker: Die Wartezeit für eine Dachsanierung betrage angesichts der Auftragslage vier bis fünf Monate, sagt die Meisterin. Die Verzögerungen von Arbeiten durch Lieferengpässe hätten sich zwar deutlich gelegt, kämen aber immer wieder vor. Wie gerade eben, als es um Fassaden-Platten gegangen sei, die erst in sechs Wochen kämen. Allerdings sei das Thema der Material-Preise immer noch leidig: „Wir müssen beim Großhändler Tagespreise zahlen. Davon hängen aber auch die Kosten für die Kundschaft ab.“
Ihr Motiv, den Handwerksbetrieb des Vaters zu übernehmen: „Ich bin schon als Kind mit dem Vater aufs Dach gestiegen. Und ich wollte im Gegensatz zu meinen Geschwistern immer Dachdeckerin werden. Für mich ist es der schönste Beruf der Welt.“ Nur auf Anraten des Vaters habe sie ein Studium für Bau- und Holztechnik mit Befähigung zur Berufsschullehrerin absolviert.
Moers: Handwerksmeisterin Bettina Lücking erhält Silbernen Meisterbrief
Trotz aller Frauenpower gehe es nicht ohne die Hilfe der Familie, stellt Bettina Lücking fest. „Ohne die Großeltern hätte ich keine Familie gründen können“, ist die Meisterin dankbar. Auch ihr Mann Markus, der als Lehrer arbeite, unterstütze sie nach Kräften. „Als Chefin im Handwerk muss man ein Allrounder sein; sich um Kunden, Material, Aufträge, die Lehrlinge, die Mitarbeiter, die Familie und vieles andere kümmern.“
Auch interessant
Vor einigen Tagen konnte das Team des Handwerksbetriebs in Hochstraß gleich mehrere Jubiläen feiern: Die Firma besteht seit 77 Jahren (die Feier vor zwei Jahren wurde wegen Corona verschoben). Zudem: Bettina Lücking bekam unlängst den Silbernen Meisterbrief. Sie legte vor 25 Jahren als Jahrgangsbeste im ganzen Land die Prüfung ab. Zudem zeichnete die Kammer zwei Mitarbeiter im Hause Lücking für ihre langjährige Treue aus.
Handwerker-Nachwuchs fehlt: Moerser Dachdeckerin setzt auf ihren Sohn als Nachfolger
Zum großen Fest erschienen Kreishandwerksmeister Günter Bode sowie zahlreiche Freunde und Nachbarn. „Es sind meine Sandkasten- und Schulfreunde“, freut sich die Chefin angesichts der Gratulanten. Trotz Platzmangels wolle man daher mit dem Betrieb in dem schönen Gewerbegebiet bleiben. Posthum überreichte anlässlich der Feier Werner Schumacher von der Dachdeckerinnung Wesel dem im vergangenen Jahr verstorbenen Vater der Chefin, Walter Lücking, den Diamantenen Meisterbrief.
Was im Handwerk fehle, seien der Nachwuchs und die Wertschätzung seitens der Schulen und der Gesellschaft, hat die Meisterin festgestellt. Gottlob, auch ihr Sohn Tom, der ein Einser-Abitur in der Tasche habe, liebe die Arbeit auf dem Dach und absolviere gerade die Ausbildung. „Wir unterstützen aber auch unsere Tochter Rosa, die Medizin studieren will. Aber wir hoffen doch sehr, Tom einmal als Chef in vierter Generation zu sehen“, blickt Bettina Lücking-Rodenbäck in die Zukunft.