Kamp-Lintfort. Im Tanzzentrum Niederrhein in Kamp-Lintfort ist Line Dance so gefragt wie noch nie. Was man über den beliebten Freizeitsport wissen sollte.
„Side behind, side touch...“ – wenn Bernd Burghardt die Schrittfolge für den Electric Slide vortanzt, wirkt der Tanztrainer geradezu tiefenentspannt. Ganz so lässig sieht es bei der Trainingsgruppe hinter ihm noch nicht aus. Trotzdem haben die Frauen mächtig Spaß. „Line Dance boomt – auch bei uns“, wissen Trainer Burghardt und Wolfgang Sturmeit, Vorsitzender des Tanzzentrums Niederrhein. Allein der Verein mit Sitz in Kamp-Lintfort und Issum bietet aktuell sechs Line Dance-Gruppen an. Was den Tanz so populär macht? „Sicher auch, dass man keinen Partner dafür braucht. Line Dance ist eine lockere Art zu tanzen, jeder kann einfach loslegen“, sagt Burghard.
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Burghard, der früher überwiegend im klassischen Standard- und Lateinamerikanischem Tanz zu Hause war, kam über seine Liebe zur Country-Musik zum Line Dance. Der Gruppentanz schwappte einst aus den USA herüber nach Deutschland, erst seit 2002 aber ist er hier als Freizeitsport anerkannt.
„Als ich als Line Dance-Trainer angefangen haben, habe ich noch mit einer VHS-Videokassette aus den USA gearbeitet“, erinnert sich Burghardt. Heute gibt es auf YouTube zahlreiche Tutorials, mit denen man sich Tänze und einfache Schrittfolgen für den Hausgebrauch aneignen kann. Aber Achtung: Im Line Dance gibt es allein mehr als 50 Grundschritte und, so Burghardt, „weltweit täglich neue Choreografien...“.
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Welche Voraussetzungen man mitbringen muss? „Wie bei allen Tanzarten ein gewisses Rhythmusgefühl, aber auch kognitive Fähigkeiten – man muss die Schritte nicht nur umsetzen können, sondern auch die Schrittfolge im Gedächtnis behalten“, sagt Burghardt und lacht. Eines hat er seiner Anfängergruppe nämlich schon beigebracht: „Stehenbleiben ist immer schlecht.“ Wenig überraschend: Die meisten Kursteilnehmenden im Tanzzentrum Niederrhein sind weiblich. Weil sie einen der vielen deutschen Tanzmuffel zuhause haben, mutmaßt Burghardt. Dass viele Männer nicht gerne tanzen, sei übrigens ein deutsches Phänomen, sagt der Tanztrainer.
Nicht nur für Country-Fans
Mit einem Vorurteil räumt Burghardt direkt auf: „Line Dance ist nicht nur etwas für Country-Fans.“ Latin, Rock, Pop, aber auch Folk zählen heute zu den vielen verschiedenen Musikstilen, zu denen Line Dancer tanzen. Im großen Tanzsaal des Tanzzentrums läuft gerade der Italo-Pophit „Mamma Maria“ von Ricchi E Poveri aus den 1980ern und jetzt geht es nicht nur geradeaus, sondern auch noch diagonal durch den Raum. Tänzerin Ingrid steckt die Herausforderung spielend weg, sie hat schon Line Dance-Erfahrung. „Ich mache das wegen der Bewegung, aber auch als Gehirnjogging“, sagt die 82-Jährige.
Lust auf Sport und Spaß am Tanzen nennen viele als Motivation, an diesem Tanzkurs teilzunehmen. Aber auch das Interesse, neue Leute kennenzulernen. Wie die Kamp-Lintforterin Kerstin Schmitz: „Ich habe keinen Partner mehr zum Tanzen, habe aber immer gerne getanzt.“ Gabi Bärhold aus Rheinberg hat zwar mit ihrem Ehemann einen guten Tänzer zuhause, ist jetzt aber im Ruhestand und hat nun auch vormittags Zeit für ihren Lieblingssport. Sie tanzt seit über 20 Jahren Latein und Standard – und probiert jetzt Neues aus.
Trainer Burghardt wird des Erklärens nicht müde. „Ich mag die Vielseitigkeit, das Gruppengefühl und die Arbeit mit Menschen“, sagt er über seinen Job. Ein bisschen gilt wohl auch für das Leben des 75-Jährigen Duisburgers die Line Dance-Regel: Bloß nicht stehenbleiben...
INFO: Aktuell ist mittwochs, immer ab 11.30 Uhr, im Tanzzentrum Niederrhein (Rheurdter Straße 99, Kamp-Lintfort) ein Anfänger-Workshop Line Dance gestartet. Kosten für 5 mal 90 Minuten: 37,50 Euro. Anmeldung: 02804/219461 oder info@tanzzentrum-niederrhein.de. Am Samstag, 4. November, steigt im Tanzzentrum von 16 bis 19 Uhr eine Line Dance-Party für alle, die Lust auf Line Dance haben.