Kamp-Lintfort. Katrin Olbricht ist Sternenkind-Mutter. Mit Kamp-Lintforter Kirchengemeinden will sie Betroffenen Mut machen – mit dieser besonderen Aktion.
Es soll „ein positiver, hoffnungsvoller Gottesdienst werden“, kündigt Katrin Olbricht an. Natürlich werde „die ein oder andere Träne fließen“, aber die Stimmung werde nicht wie auf einer Beerdigung sein, verspricht die 35-Jährige. Sie gehört zu dem fünfköpfigen Team des Sternenkinder-Gottesdienst, der am Sonntag, 15. Oktober 2023, 17 Uhr, in der Kreuzkirche in Kamp-Lintfort stattfinden soll. Olbricht ist selbst Sternenkind-Mutter, also von Babys, die vor während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. „Ich habe drei Fehlgeburten erlitten“, erklärt sie und betont: „Leider sind Fehlgeburten immer noch ein totgeschwiegenes Thema in unserer Gesellschaft. Das ist schade, denn es gehört zu unserem Leben, genauso wie die Sternenkinder auch.“
Das kann auch Pfarrer Frank Hartmann bestätigen, der die Veranstaltung ebenfalls mit organisiert. Er könne sich „bisher nicht erinnern“, dass er als Seelsorger eine Sternenkind-Mutter betreut habe. Viele Betroffene hätten Schwierigkeiten, das Thema aus dem engsten Familienkreis raus in die Öffentlichkeit zu tragen, weiß Olbricht.
Sternenkinder-Gottesdienst in Kamp-Lintfort findet zum zweiten Mal statt
„Es ist ein sehr sensibles Thema. Mit dem Gottesdienst wollen wir zeigen: Wir sehen den Schmerz, er gehört dazu und wir sind da für euch“, erklärt sie die Beweggründe, weshalb sie diesen besonderen Gottesdienst mitorganisiert. Im Dezember 2021 habe sie „zum dritten Mal ein Kind gehen lassen müssen“. Sie selbst sei seit dem Messdienerunterricht in der Kirche aktiv und kenne dadurch Seelsorger, die in dieser Zeit ein offenes Ohr für sie hatten. Doch ein generelles Angebot für Sternenkinder-Eltern habe es bis dahin in den Kirchengemeinden in Kamp-Lintfort nicht gegeben. Gemeinsam mit einer weiteren Sternenkind-Mutter und der Unterstützung der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in der Stadt organisierte Olbricht dann im Oktober 2022 den ersten Gottesdienst dieser Art.
Das Team wolle den Sternenkinder-Gottesdienst als festen Termin am 15. Oktober, dem Tag der Sternenkinder, etablieren. Dabei sei die Andacht keine typische Messe. Es werden zwar auch Gebete vorgetragen und Texte vorgelesen, jedoch verzichten die Organisatoren gänzlich auf gemeinsamen Gesang der Gottesdienstteilnehmer. Musik werde nur über Lautsprecher abgespielt. „Es wird viele Meditationselemente, Momente zum Innehalten, geben“, verraten die Organisatoren. Trotz der Schwere des Themas solle so auch eine Leichtigkeit transportiert werden, „die zeigt, dass es unseren Kindern dort, wo sie nun sind, gut geht und man die Hoffnung haben kann, dass man sich in einem anderen Leben wiedersieht“, so Olbricht.
Gottesdienst für Sternenkinder in Kamp-Lintfort: Journalistin berichtet aus ihren Erfahrungen
Als „großes Glück“ bezeichnet sie auch, dass Mitveranstalterin Christina Nixdorf-Doose die aus dem Fernsehen bekannte Autorin Christina Diehl als Schirmherrin des Formats gewinnen konnte. Die Journalistin habe selbst mehrere Fehlgeburten erlitten und ist kinderlos geblieben. Sie habe eigens für den Gottesdienst ein Video aufgenommen, das während der Messe abgespielt wird und in dem sie aus ihren Erfahrungen berichtet.
Am Ende der Andacht sollen die Besucher des Gottesdienstes die Möglichkeit bekommen, auf eine Himmelswand aus Holz Sterne zu kleben. „Wer mag, kann den Namen seines Sternenkindes daraufschreiben, das ist aber kein Muss“, erklärt Olbricht und betont: „Alles soll ganz vertraulich bleiben, niemand wird auf dem Präsentierteller sitzen, es wird keine Fotos vom Gottesdienst geben. Natürlich kann jeder am Gottesdienst teilnehmen, aber in erster Linie richten wir uns mit dem Angebot an Betroffene selbst, auch aus anderen Kirchengemeinden der Städte im Umkreis.“
Im Nachgang an den Sternenkinder-Gottesdienst in Kamp-Lintfort soll es die Möglichkeit zum Austausch geben
Im Nachgang an die Andacht, solle es die Möglichkeit eines gemeinsamen Austausches geben. „Wir wollen einen Ort schaffen, an dem man Gleichgesinnte treffen kann, der aber auch ein Ort des Gedenkens ist und Kraft gibt.“ Olbricht selbst habe nach ihren drei Fehlgeburten Kraft im Glauben gefunden – und in der Geburt von mittlerweile zwei gesunden Jungen.