Kamp-Lintfort. Bierlust oder Bierfrust? Geilings-Bräu-Chef Johannes Lehmbrock spricht im NRZ-Interview über Diebels, Branchenprobleme und eigene neue Pläne.

In München geht ein erfolgreiches Oktoberfest zu Ende, in Issum trauert ein Dorf um sein Altbier. Wir haben mit Johannes Lehmbrock, Braumeister und Chef der Kamp-Lintforter Brauerei Geilings Bräu, im Interview über Bierlust und Bierfrust gesprochen.

Anfang des Jahres warnte der Deutsche Brauer-Bund angesichts stark gestiegener Produktionskosten vor einer „Bier-Krise“. Ist Geilings Bräu nach wie vor krisenfest?

Auch uns treffen die Preiserhöhungen, jedoch nicht ganz so stark wie manch eine andere Brauerei. Wir haben vor Jahren bereits mit der Installation von PV (Photovoltaik) angefangen und an vielen Ecken zum richtigen Zeitpunkt investiert. Dies macht sich heute bemerkbar und hilft uns dabei, sicherer durch die Krise zu kommen.

Regelmäßig bietet das Geilings-Bräu-Team auch Brauereiführungen an.
Regelmäßig bietet das Geilings-Bräu-Team auch Brauereiführungen an. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Ein von vielen Brauereien benanntes Problem ist das Pfandsystem. Auch für Geilings Bräu?

Ja und Nein. Ja, das Pfandsystem ist ein Riesen-Problem, jedoch nur teilweise für uns. Der Pfandpreis ist frei wählbar und wir haben uns damals für 50 Cent pro Bügelflasche ausgesprochen. Jedoch nur für 1,50 Euro pro Rahmen. Heute kostet eine Bügelflasche in der Herstellung etwa 50 Cent und ein Rahmen circa 7 Euro. Kommen die Behältnisse nicht zurück, führt das zu einem wirtschaftlichen Schaden. Hinzu kommt, dass wir zu klein sind für die großen Sortieranlagenbetreiber. Kommt eine Kiste also außerhalb unserer Verkaufsstellen zu einem Händler, ist diese für uns oftmals verloren.

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Eine landesweite Pfandrückführung für Gebinde gibt es nicht. Hart gesagt ist die Kiste dann Restmüll. Hinzu kommen noch viele weitere Besonderheiten und Verstrickungen mit Handel und Staat. Also eine gute Mischung für Riesen-Probleme.

Johannes Lehmbrock mit frischem Hopfen.
Johannes Lehmbrock mit frischem Hopfen. © FUNKE Fotos Services | Rainer Hoheisel

Wie und wo lässt sich das Bier aus Kamp-Lintfort am besten vermarkten – und wo überhaupt nicht?

Am besten natürlich in der Region rund um Kamp-Lintfort. Die Marke ist hier zuhause und so soll es auch sein. Wir wollen keine nationale, oder internationale Brauerei sein. Unsere Stärke liegt vor Ort im Kontakt mit den Menschen. Daher gilt: umso weiter der Weg, umso schwieriger ist es, Bier zu verkaufen.

Worauf muss eine kleine lokale Brauerei besonders achten?

Sie muss den Kontakt zu den Menschen vor Ort halten. Sie muss erreichbar und erlebbar sein.

In Issum droht bei Diebels ein Kahlschlag. Sie haben einst dort gelernt. Wie erklären Sie sich die schwierige Lage im Altbierdorf?

Das ist eine schwierige Lage für das Altbierdorf, jedoch hat diese Lage seinen Ursprung in Löwen, Belgien. Der größte Bierkonzern der Welt hat kein Interesse am Altbier oder an der Region. Ein weltweit agierender Aktienkonzern lebt von stetig steigenden Gewinnen. Alles andere steht hinten an. Die Mitarbeiter haben vor Ort alles gegeben, jedoch wurden die erwirtschafteten Gewinne der letzten 20 Jahre nur äußerst selten wieder in die Marke oder den Standort reinvestiert. Das Resultat sehen wir heute.

Seit elf Jahren gibt es jetzt Geilings Bräu in Saalhoff. Haben Sie für die nächsten Jahre neue Projekte in Planung?

Aktuell arbeiten wir an der Einführung vom Pale Ale. Es soll eine neue Sorte für die Brauerei werden, die das ganze Jahr über verfügbar ist. Ein leichtes obergäriges Bier mit einem fruchtigen Hopfenaroma. Prototypen haben wir dazu schon viele gebraut und verkostet und nun geht es an die Vorbereitung für einen Start im Handel. Genauere Daten und Zahlen gibt es noch nicht, aber weitere Infos folgen in Kürze.