Kamp-Lintfort. Die Handelskette Mein Real steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, hat Insolvenz angemeldet. Betroffen sind 62 Standorte, auch Kamp-Linfort.
Die real GmbH hat am Freitag einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung werde es der real GmbH ermöglichen, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und gleichzeitig Verhandlungen mit Wettbewerbern über die mögliche Übernahme von mein real-Standorten zu führen, heißt es in einer Mitteilung. Betroffen ist auch der Standort Kamp-Lintfort.
Die Geschäftsführung werde alle Anstrengungen zur Restrukturierung gemeinsam mit einem Sachwalter unternehmen, mit dem Ziel, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten, heißt es weiter. Die Rewe Group unterstützt die real GmbH als strategischer Partner unverändert bei diesem Vorhaben. Eine Insolvenz in Eigenverwaltung steht nur jenen Unternehmen offen, die zwar vor wirtschaftlichen Herausforderungen stehen, aber einen tragfähigen Geschäftsplan vorlegen können.
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Welche Auswirkungen hat die aktuelle Entwicklung auf den Standort Kamp-Lintfort? Die Redaktion hat dazu um Stellungnahme des Unternehmens gebeten. Bis zum Nachmittag ist keine Antwort eingegangen.
Erst im Frühjahr dieses Jahres war verkündet worden, dass der Kamp-Lintforter Real-Markt voraussichtlich Anfang des Jahres 2025 einen größeren Umbau erfahren soll. In die Filiale an der Moerser Straße werde ebenso investiert wie in die anderen 61 Real-Niederlassungen, die Sven Tischendorf und seine Mitgesellschafter im vergangenen Jahr übernommen hatten und seitdem unter der Marke „Mein Real“ weiterführen, hieß es seinerzeit.
Man werde keine Standorte schließen oder verkaufen, sondern in alle investieren, hatte Tischendorf im Februar versichert. Ein Teil der Mein-Real-Märkte werde bereits in diesem Jahr umgebaut. Kamp-Lintfort sei insofern ein Sonderfall, weil der Markt aus zwei Gebäuden bestehe und der Umbau im Einvernehmen mit dem Eigentümer erfolgen soll.
Verdi-Gewerkschaftssekretär Heino Georg Kassler kritisiert den Vorgang und bezeichnet ihn als „Skandal“. „Man benutzt die Insolvenz in Eigenverantwortung, um kostengünstig das Geschäft abwickeln zu können.“ Wie er weiter ausführt, gab es noch am Nachmittag keine Informationen darüber, welche Filialen von einem Aus betroffen sind.
Bekannt sei, dass derzeit Prüfungen laufen. Der Gesamtbetriebsrat sei informiert worden. Das Unternehmen gehe in Planung und Gespräche mit Interessenten.
Laut Mitteilung des Unternehmens vom Vormittag hatte im Jahr 2020 die SCP Group die real GmbH mitsamt der 276 stationären real-Märkte von der Metro AG übernommen. Unter der Eigentümerschaft von SCP konnten demnach von 2020 bis Juni 2022 rund 160 Standorte an einen neuen Betreiber übergeben werden. Durch die Abgabe der Märkte unter anderem an Kaufland, Globus, Edeka und Rewe konnten tausende Arbeitsplätze gesichert werden, heißt es weiter.
Im Juni 2022 hat SCP 62 Märkte in einem ordentlichen Bieterverfahren an das Family Office der Unternehmerfamilie Drs. Tischendorf abgegeben. Angesichts der „kritischen wirtschaftlichen Verfassung der real GmbH“ hat SCP das Unternehmen im Interesse aller Stakeholder im Mai dieses Jahres wieder erworben. Inwiefern die Ankündigungen des früheren Eigentümers angesichts der aktuellen Entwicklungen weiterhin Bestand haben, ist Teil der bisher unbeantworteten NRZ-Anfrage an das Unternehmen.