Moers. Mit einer Lesung begeisterte die prominente Autorin Elke Heidenreich ihr Publikum – nicht nur mit einer skurrilen Anekdote über ein Moerser Huhn.

Stimmengewirr erfüllt am Montagabend die bis auf den letzten Platz gefüllte Aula der Hermann-Runge-Gesamtschule. Das Publikum ist voll freudiger Erwartung, denn Elke Heidenreich besucht die Grafenstadt, um aus ihren neuen Büchern vorzulesen. Die Bibliothek Moers und der Moerser Buchhandel organisierten die Lesung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Literaturherbst“.

Auch Bibliotheksleiterin Ursula Wiltsch ist stolz, die bekannte Schriftstellerin und Kabarettistin in Moers begrüßen zu dürfen. „Live durfte ich Frau Heidenreich noch nicht erleben – umso mehr freue ich mich, sie heute gleich mit zwei Büchern begrüßen zu dürfen.“

Skurrile Anekdote: Elke Heidenreich hat ein Teichhuhn in Moers ausgewildert

Zielstrebig durchquert die Autorin den Raum, ihre beiden Bücher unter den Arm geklemmt. Aus ihrem aktuellen Kinderbuch „Frau Dr. Moormann & ich“ sowie ihrer im vergangenen Jahr erschienenen Kurzgeschichtensammlung „Ihr glücklichen Augen“ wird sie an diesem Abend Kostproben liefern.

Den Abend beginnt sie jedoch mit einer Anekdote zu ihrer Verbindung mit Moers: eine Geschichte über ein von ihr aufgepäppeltes Teichhuhn, welches in Moers ausgewildert werden sollte, was für das kleine Teichhuhn nicht gut endete. Heidenreich erntet dafür zahlreiche Lacher – die 80-Jährige weiß, wie man ein Publikum mitreißt.

Neues Kinderbuch von Elke Heidenreich thematisiert Konflikte mit nörgelnden Nachbarn

Aus „Frau Dr. Moormann & ich“ liest Heidenreich nur das erste Kapitel. Mit Humor, Wortwitz und vielen selbstgedichteten Sprichwörtern behandelt es die Erlebnisse der Protagonistin mit ihrer 63-jährigen, ständig nörgelnden Nachbarin.

Der Teil, den sie dem Moerser Publikum vorträgt, befasst sich mit der Frage, ob man zu alt für Teddybären werden kann. Die Erzählerin mutmaßt über das geheime Teddybärenleben, wenn der Bärenbesitzer abwesend ist und äußert Verwunderung darüber, dass Erwachsene einmal Kinder waren. „Wenn ihr mich fragt: Fr. Dr. Moormann war nie sechs Jahre alt – die war immer 63“, erklärt die Protagonistin der Zuhörerschaft. „Das spitzt sich zwischen den beiden noch weiter zu… Und dann kommt auch noch ein Mops ins Spiel“, gibt Autorin Heidenreich einen Ausblick auf den Fortlauf der Geschichte.

Tosender Applaus in Moers: Elke Heidenreich muss viele Bücher signieren

Den weitaus größeren Teil der Lesung widmet Elke Heidenreich ihrem Buch „Ihr glücklichen Augen“, einer Art Kurzgeschichtensammlung mit Anekdoten zu den verschiedensten Städten, die sie in ihrem Leben bereits bereist hat – und somit in gewisser Weise auch eine Art Tagebuch der Reise durch das Leben. Einige Passagen sind Heidenreich zufolge „Wort für Wort wahr“, wie die Begegnung mit einem sehr eigenwilligen, auf Essen fixierten Berliner Taxifahrer geht.

Andere Geschichten enthalten fiktionale Elemente und Ausschmückungen. Das Publikum reist an diesem Abend gemeinsam mit der Autorin von Zürich über Mailand und New York nach Peking. Mit Zwischenstopps in Rom, wo die damals 16-jährige Heidenreich an einer Audienz bei Johannes XXIII. teilnahm, Thessaloniki, Florenz und Gent endete die literarische Reise in Berlin, bevor die Besucherinnen und Besucher wieder in der Aula der Hermann-Runge-Gesamtschule in Moers ankommen.

Durch tosenden Applaus bringt das Publikum seine Begeisterung zum Ausdruck. „Ich signiere nun so lange, bis alle zufrieden sind“, bedankt sich Elke Heidenreich bei den Moerserinnen und Moersern. Die lange Schlange am Verkaufstisch spricht für sich.