Moers/Kamp-Lintfort/Neukirchen-Vluyn. In England gibt es sie seit Jahren, in Frankreich werden Schuluniformen neu diskutiert. Die NRZ hat sich bei Schulen und auf Facebook umgehört.
Die Diskussion über Schuluniformen ist nicht neu. Sie wurde jedoch in Deutschland durch Frankreichs Staatspräsident Macron neu entfacht, der sich für eine landesweite Einführung von Schuluniformen ausgesprochen hat. Doch wie steht man dazu an den Schulen in Moers und Umgebung?
Moerser Gymnasium hält von Schuluniform nicht viel und setzt stattdessen auf eine Kleiderordnung
„Eine Schuluniform hat in Deutschland keine Tradition, wie beispielsweise in England. Da sind wir bei uns ganz weit von weg“, sagt etwa Dr. Astrid Czubayko-Reiß, Schulleiterin des Grafschafter Gymnasiums in Moers. Vielmehr soll eine Kleiderordnung regeln, dass sich die Schüler angemessen kleiden. Und an die würden sich die Schülerinnen und Schüler auch halten. „Es gibt zwar mal Einzelfälle, bei denen wir die Kleidung nicht als angemessen erachten, aber da sagen wir dann auch etwas zu.“ So sind beispielsweise Verschleierungen nicht erlaubt, aber auch das Tragen von Flip-Flops zu Abiprüfungen oder auch die eine oder andere Jogginghose. „Da gibt es welche, die sind durchaus gesellschaftlich akzeptiert, andere wiederum zieht man nur auf der Couch an. Aber da kennen unsere Schüler auch den Unterschied“, so die Schulleiterin.
Alternative zur Schuluniform: Schulen bieten Kleidung mit eigenem Logo zum Verkauf an
Am Julius-Stursberg-Gymnasium in Neukirchen-Vluyn hat es in der Vergangenheit hingegen immer mal wieder vereinzelt Vorschläge dazu gegeben. „Das hat aber nie eine Mehrheit gefunden“, sagt Schulleiterin Hedda Engbers. Natürlich gebe es bei Schuluniformen den Vorteil, dass es eine vordergründige Gleichheit gibt. „Wir als Schule haben uns aber in Gesprächen darauf geeinigt, dass wir die Persönlichkeitsrechte sehr hoch hängen und den Schülern da keine feste Vorgabe machen wollen.“ Auch das Julius-Stursberg-Gymnasium setzt mit Erfolg auf eine Kleiderordnung. Allerdings gibt es immer wieder Aktionen, wo Kleidungsstücke mit dem Schullogo verkauft werden. Dazu wird vorab bei den Schülern abgefragt, wer tatsächlich ein Kleidungsstück kaufen möchte. „Dabei handelt es sich um eine freiwillige Geschichte, die auch gut angenommen wird“, betont Engbers. „Die Kleidung sieht man dann auch viel im Schulalltag.“
Schuluniformen an Neukirchen-Vluyner Schule kein Thema: „Wir sind stolz auf unsere Vielfalt“
Auch an der Gesamtschule Niederberg in Neukirchen-Vluyn gibt es bisher keine Schuluniform. „Wir schätzen die Vielfalt und Individualität in der Kleidung unserer Schülerschaft und sehen dies als Ausdruck ihrer Persönlichkeit“, betont Schulleiter Mutlu Kuzu. Eine Schuluniform einzuführen, ist an der Schule kein Thema. „Wir sind stolz auf die kulturelle und ethnische Vielfalt unserer Schüler. Wir respektieren die verschiedenen kulturellen Hintergründe und Ansichten und möchten dies durch die Vielfalt ihrer Kleidung honorieren.“ Eine Schuluniform könne laut Kuzu zudem nicht nur die Individualität einschränken, sondern auch eine zusätzliche finanzielle Belastung für Familien sein.
Alexander Winzen, Schulleiter des Georg-Forster-Gymnasiums in Kamp-Lintfort, betont: „Bei uns fragt oder wünscht sich niemand eine Uniform. Auch in der Vergangenheit kam das Thema bei uns noch nicht auf.“ Zwar würde eine einheitliche Schulkleidung soziale Ungleichheiten ausgleichen oder Mobbing aufgrund von Kleidungsunterschieden verringern, aber „da wurde bisher noch nicht an mich heran getragen, dass es deswegen größere Probleme gibt.“
Das Thema Schuluniform löst auch bei den NRZ-Lesern eine kontroverse Diskussion aus
Ein Angebot an eigener Kleidung mit dem Schullogo gibt es an dem Gymnasium nicht. „Die gibt es mal an Schulfesten oder Sponsorenläufen. Die Schüler reagieren da nur bedingt interessiert“, so Winzen. Das liegt laut dem Schulleiter daran, dass die Shirts, die finanzierbar sind, oft nicht modern geschnitten sind und die Schüler auch bestimmte Stoffe bevorzugen, die den Preis in die Höhe treiben würden.
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Kontrovers diskutiert wird das Thema auch bei unserer NRZ-Umfrage auf Facebook. Ein User schreibt beispielsweise: „Schuluniformen, wie in England früher, wären immer noch die beste Lösung. Dann gebe es auch optisch keine Unterschiede zwischen Arm und Reich.“ Anders sieht das hingegen ein anderer Facebook-Nutzer. Er betont: „Jeder sollte das anziehen dürfen, womit er oder sie sich am wohlsten fühlt.“ Andere finden wiederum die eigentliche Idee nicht schlecht, sehen aber Schwierigkeiten in der Umsetzung. „Es stellt sich die Frage, wer das bezahlen soll. Die Kinder bräuchten mehr als nur eine Garnitur, die Kleinen sind schnell rausgewachsen“, heißt es von einer Nutzerin. „Die Eltern können und würden das nicht bezahlen und die Länder und Kommunen haben dafür kein Geld.“