Kamp-Lintfort. Der Terrassengarten von Kloster Kamp ist ein Touristenmagnet, aber kaum jemand kennt den Secret Garden. Wie Besucher exklusiven Zutritt bekommen.
Goldraute und Sonnenblume blühen gerade in den Beeten, reife Brombeeren ranken sich um eine versteckte Laube und an dem stattlichen Walnussbaum reifen die Früchte, die im Advent im Klosterladen verkauft werden. Schätze aus einem wunderbaren Garten, den kaum jemand kennt: „Wir nennen ihn unseren ,Secret Garden’, unseren geheimen Garten“, sagt Peter Hahnen, Leiter des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp. Touristen kennen vor allem die barocke Pracht des Terrassengartens oder den Kräutergarten: Den „Bruder-Konrad-Garten“, so wird das kleine grüne Paradies innerhalb der Klostermauern genannt, kennt hingegen kaum jemand – aus gutem Grund.
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„Da, wo sich heute der Bruder-Konrad-Garten befindet, war im Mittelalter der ursprüngliche Kräutergarten platziert“, erklärt Hahnen. Das zeigt auch ein altes Gemälde, das im Rokokosaal hängt. „Die Platzierung war nicht zufällig, liegt der Garten doch unmittelbar am ehemaligen „Infirmarium“ – dem Krankenflügel des Konvents. So hatten es die Heilkundigen nicht weit bis zu ihrer ,Apotheke’“. Der Namensgeber des Gartens, Bruder Konrad, war einer der Karmeliter, die eine Zeit lang im Kloster wohnten. „Er soll ein Faible für Pflanzen und Tiere gehabt haben.“
Auch heute wachsen noch Kräuter im Bruder-Konrad-Garten, die Hauptrolle spielen sie aber schon lange nicht mehr im gewachsenen Grün. Seit acht Jahren kümmert sich Gärtnerin Sabine Wans um die Pflege des Gartens – ehrenamtlich. In den Garten fand die 66-Jährige über die Kunst. Als sie ein Konzert im Rokokosaal besuchte, entdeckte sie auf einem Aushang, dass helfende Hände für den Kräutergarten gesucht werden. Dort half sie eine Zeit lang mit, bis jemand gesucht wurde, der sich in Eigenregie um den Bruder-Konrad-Garten kümmern könnte. „Und hier bin ich hängen geblieben“, sagt Wans und lächelt.
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Zeit für den Garten findet Wans, die in Geldern lebt, derzeit überwiegend am Wochenende – noch ist sie berufstätig. Arbeit gibt es reichlich: „Zum Herbst hin gibt es hier eigentlich am meisten zu tun“, weiß die Expertin. Dazu kommt, dass durch das feucht-warme Wetter vieles prächtig gedeiht, was Wans nicht in dieser Fülle in ihren Beeten sehen will. „Der ökologische Aspekt beim Gärtnern ist mir aber sehr wichtig.“ Hier auf der Wiese bleibt immer irgendwo der Klee stehen, Platz hat auch der wilde Majoran. „Wenn die Sonne scheint, summt und brummt es hier.“
Was der Bruder-Konrad-Garten für sie bedeutet? „Lebensfreude, Lieblingsplatz, Ruhe, Zufriedenheit.“ Abgestochene Rasenkanten und durchstrukturierte Blumenbeete seien nicht ihr Ding, sagt Wans. „Das muss und soll es geben, aber es ist eben nicht meins.“
Von der Magie des geheimen Gartens profitieren heute vor allem Seminargäste des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp. Hier finden sie in den Pausen Ruhe – und genießen einen exklusiven Blick auf eine andere grüne Schönheit – die des wohlgeordneten Terrassengartens...