Kamp-Lintfort. Familie Hilse hat einen Selbstversorgergarten. Sie gibt Tipps, wie sie Obst und Gemüse haltbar macht und wieso ihr Bio-Qualität wichtig ist.

Das warme Wetter der letzten Tage hat Obst und Gemüse in dem 600 Quadratmeter großen Selbstversorger-Garten auf dem Drei-Generationen-Hof noch einmal ordentlich wachsen lassen. Geerntet wird an der Saalhoffer Straße 40 schon seit Wochen – und damit werden auch Vorräte für den Winter angelegt. Über 15 Gemüsearten von der Aubergine bis zum Topinambur, 17 verschiedene Obstarten, Wal-, Hasel- und Erdnüsse und verschiedenste Kräuter gedeihen in bester Bio-Qualität – und wollen verarbeitet werden. „Hier wächst die Gemüse- und Obstabteilung eines kompletten Supermarktes“, sagt Stefano Heitmann und lacht. Auf dem alten Bauernhof mit der Streuobstwiese und dem großen Garten kümmert sich die Familie gemeinsam um das Grün. Den größten Teil der Arbeit stemmt aber Heitmanns Mutter, die 69-jährige Nina Hilse. „Weil es mir Spaß macht – und mich fit hält.“

Nina und Hans-Gerd Hilse genießen die Ernte auf ihre Art...
Nina und Hans-Gerd Hilse genießen die Ernte auf ihre Art... © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Ernte haltbar machen

Mit den Erträgen aus ihrem Selbstversorger-Garten kommt die Familie locker über den Sommer, ohne Gemüse oder Obst hinzukaufen zu müssen. Dafür werden verschiedene Möglichkeiten genutzt, die Ernte haltbar zu machen.

Einfrieren

Um das Gemüse besser in der Gefriertruhe aufbewahren zu können, wird ein Vakuumiergerät genutzt. Eingefroren werden zum Beispiel Bohnen. „Die brauchen nicht blanchiert zu werden. Beim Zubereiten dann nicht auftauen, sondern sofort verarbeiten“, rät Nina Hilse. Außerdem kommen auch Kohlrabi (blanchiert), Möhren oder Erbsen so in den Froster.

Einwecken/Einkochen

Gurken, Rote Bete, Bohnenkerne ebenso wie Obst wird auf diese Weise konserviert. Zusätzlich nutzt Hilse die Möglichkeit, verschiedene Kräuter- oder Gewürzpasten wie Basilikum- oder Chili-Pesto herzustellen. Tomaten können zu Sugo eingekocht oder in Öl eingelegt werden. Und natürlich wird auch Marmelade gemacht. Wenn viel Obst da ist, wird dies zu Saft verarbeitet.

Rocknen, Einlegen, Lagern: Es gibt viele Möglichkeiten, sich auch noch im Winter an den Früchten aus dem eigenen Garten satt zu essen.
Rocknen, Einlegen, Lagern: Es gibt viele Möglichkeiten, sich auch noch im Winter an den Früchten aus dem eigenen Garten satt zu essen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Trocknen

Auch das Trocknen ist eine gute Möglichkeit, Gemüse oder Obst weiter zu verwerten. Kräuter wie Minze oder Thymian werden zu Tees verarbeitet, Chili oder Rosmarin zu Pulver gemahlen. Schneller und effizienter als im Backofen geht das in einem Dörrautomaten, den es natürlich auch auf dem Hof gibt.

Kühl lagern

Das funktioniert bekanntlich mit Kartoffeln, aber natürlich auch mit Zwiebeln, Roten Beten oder Nüssen. „Bei uns bleiben zum Beispiel auch Möhren in der Erde, ebenso Topinambur“, so Heitmann.

Wer isst mit?

„Die Familie, aber natürlich auch Freunde“, sagt Hilse. Im letzten Jahr verkaufte sie Produkte auf dem Handmade-Markt bei Silvia und Armin Joos in Hoerstgen. „Es geht uns auch darum, anderen Menschen zu zeigen, was alles geht und ins Gespräch zu kommen“, erklärt Heitmann.

Wie lange halten Vorräte?

Als erstes werden Tomaten nach dem Sommer wieder zugekauft, dann irgendwann sukzessive Salat, Möhren, Zwiebeln, Kartoffeln und Erbsen – was halt am besten in der Küche läuft. Die Bohnenernte aber reicht zum Beispiel über das ganze Jahr.

Was ist mit Wintergemüse?

Angebaut werden Porree und Wintermöhren. Kohl ist schwieriger: „Wir haben hier mit der Kohlfliege zu kämpfen, deshalb funktioniert das bei uns mit dem Kohl nicht so gut.“

Wie kommt man an Saatgut?

Dafür gibt es ab Herbst eine weitere wichtige Arbeit: Saatgut für das nächste Jahr einlagern. Wie das funktioniert? „Am besten Früchte lange hängen und reifen lassen. Dann die Kerne auf Küchenpapier trocknen. Wichtig ist, dass das Fruchtfleisch entfernt ist“, rät Hilse. Das Praktische: Auf diese Weise hat man direkt ein Saatband.

Köstlich: Die selbst eingelegten Paprika...
Köstlich: Die selbst eingelegten Paprika... © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Platz für neue Rezepte oder neue Gemüse- oder Obstsorten im Garten ist immer. Sowie zum Beispiel das Experiment mit der Wassermelone. 13 Kilo war das schwerste Exemplar. „Es funktioniert“, sagt Heitmann, „und zwar ohne Chemie.“

Es mache schon stolz zu sehen, was aus einem Körnchen wächst, sagt Nina Hilse. Sie ist mit dem Gärtnern groß geworden. Das hat sie an ihren Sohn weitergegeben, jetzt erntet auch der Enkel schon gerne mit. Fest steht für die Gärtnerin: „Solange es Spaß macht, mache ich weiter.“