Moers/Phuket. Seemann Klaus Kraft aus Moers ist als Auswanderer in Thailand gestrandet. Auf Phuket fand er sein Glück – trotz eines traumatischen Erlebnisses.
Willkommen am Niederrhein. Er ist mal wieder in Moers: Kreuzfahrtdirektor Klaus Kraft, der hier seinen Wohnsitz hatte, bevor er nach Phuket auswanderte. Jetzt hat er den weißen Strand und das blaue Meer kurzzeitig hinter sich gelassen, um Söhne und Freunde zu besuchen und ein paar notwendige Behördendinge zu erledigen. „Natürlich könnte ich auch hier wohnen, aber dann ging’s mir nicht so gut“, sagt er.
Mit 19 Jahren zog er nach Moers, machte eine Ausbildung als Koch in dem renommierten Hotel Traube Tonbach im Schwarzwald und entschied sich später, den festen Boden unter den Füßen mit der Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff zu tauschen. Viele bunte Nadeln stecken in seiner Weltkarte, die zeigen, wo er überall war. Es sind im Grunde alle Weltmeere, die er befahren hat. 1989 versorgte er noch als Koch die Gäste, aber schnell machte er Karriere und stieg ins Management von Reedereien auf. Kreuzfahrtdirektor durfte er sich nennen, arbeitete für diverse Unternehmen.
Auswanderer aus Moers hat Tsunami 2004 miterlebt
Alle Orte in Russland, die Ziel seiner Schiffsfahrten waren, kann der heute 70-Jährige benennen. Nach seiner Russlandzeit dockte er bei einer Schweizer Firma an und schipperte Richtung Ägypten. Fast immer waren es gute Erfahrungen, die er machte. Nur: Einem amerikanischen Unternehmen schmiss er den Job vor die Füße. „Die haben ständig mehr Plätze an die Passagiere vergeben als Betten vorhanden waren. Das hieß, dass ich bei mir im Büro auf dem Boden schlafen musste. So was mach’ ich nicht mit“, sagt er. Nach acht Wochen quittiert er den Dienst.
Am 26. Dezember 2004 dann das einschneidende Ereignis, das die ganze Welt entsetzt. Er sitzt fröhlich mit zwei Freunden in einem Hotel im thailändischen Phuket, geht gegen 9.30 Uhr nur mal kurz in die zweite Etage auf sein Zimmer – da bricht in dem Moment der Tsunami über das Land und reißt seine beiden Freunde mit. „Ich hab sie nie mehr gesehen“, sagt er. Seine Art der Verarbeitung dieses traumatischen Ereignisses: Er beschließt, nach Phuket auszuwandern. „Es war wie ein Zwang“, schildert der 70-Jährige.
Auswanderer Klaus Kraft: Mit 168 Kilo Gepäck aus Moers nach Thailand
„2005 wollte mein Arbeitgeber die Belegschaft verjüngen und hat angeboten, mir ein Jahresgehalt komplett zu zahlen und damit das Arbeitsverhältnis zu beenden.“ Das nimmt der damals 53-jährige Autoliebhaber an, verkauft 2006 alles, was er hat. Auch seine heiß geliebten Mercedes-Coupés, denen er heute noch nachtrauert. Er packt in Moers seine Sachen und reist mit 168 Kilo Gepäck Richtung Thailand. Die Jahre danach betreut er für Unternehmen Gäste an Bord von Schiffen. Es läuft gut, er fühlt sich wohl.
Dann gibt’s für den welterfahrenen Schiffsmanager mal wieder eine Wende. 2019 weiß ein Freund, der in Phuket für Neckermann gearbeitet hat, nicht mehr weiter. Denn der Reise-Riese ist pleite und sein Freund arbeitslos. Da Neuanfänge für Kraft nichts Ungewöhnliches sind, machen die beiden ein gemeinsames Geschäft auf. Über die Facebook-Seite „Phuket + Khao Lak Klaus Kraft“ starten die Männer mit einer neuen Idee: Sie bieten hochwertige Ausflüge für Gäste an, die in den Städten Urlaub machen und etwas erleben wollen. Die Idee funktioniert. „4086 Mitglieder hat die Community aktuell – Tendenz steigend“, sagt der Manager stolz.
Leben in Thailand: Deutlich preiswerter als in Deutschland
Angeboten wird zum Beispiel ein Ausflug in einen Nationalpark mit Übernachtung in einem Baumhaus. „Die Teilnehmer sind alle versichert und haben einen Guide, der die jeweilige Sprache der Gäste spricht. Zum Beispiel deutsch, französisch oder englisch. Diese Ausflüge sind begehrt und die Reaktionen bei Facebook wirklich alle positiv“, schildert der gebürtige Niederrheiner. Natürlich hat er die Zeit genutzt, um auf die Schnelle in Moers ein paar Freunde zu treffen, über alte und neue Zeiten zu quatschen und Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. Für den Rückflug über Dubai am 26. August wünschen sie ihm gute Fahrt und hoffen schon jetzt auf ein Wiedersehen.
In Thailand kann man ausgesprochen preiswert leben, bezogen auf deutsche Verhältnisse. Und zwar dann, wenn man das konsumiert, was in dem Land produziert wird, erzählt Klaus Kraft, der seit über 15 Jahren auf Phuket lebt. Aber Luxusgüter sind extrem teuer. So zahlt man für einen Mercedes, der hier 100.000 Euro kostet, in Thailand 300.000 Euro. Bei einer Flasche Wein ist man schnell bei 50 Euro, weil es Importprodukte sind. „Aber ein Zimmer mit Frühstück in einem Drei-Sterne-Hotel für 14 Tage bekommt man für 568 Euro“, erklärt Kraft, der lange in Moers gelebt hat. Wenn man bei ihm eine zweitägige Tour mit Guide im Naturpark und Baumhaus bucht, kostet das 190 Euro, alles inklusive. Alles, was er anbietet, findet man auf seiner Facebookseite „Phuket + Khao Lak Klaus Kraft“.