Kamp-Lintfort. Im Sozialkaufhaus KadeDi in Kamp-Lintfort shoppen immer häufiger auch junge Menschen. Filialleiterin Claudia Dohr hat eine Theorie.
Zwei Euro für eine Kinderjeans, drei Euro für den Kinderfahrradhelm: Im Kamp-Lintforter KadeDi gibt es Waren aus zweiter Hand für wenig Geld. Vor fünf Jahren eröffnete das Sozialkaufhaus im Herzen der City. Waren es damals zum Start vor allem Menschen mit geringem Einkommen, die das günstige Warenangebot nutzten, ist in den letzten Jahren ein neues Klientel hinzugekommen: Kunden, die aus Gründen der Nachhaltigkeit im KadeDi shoppen gehen: „Viele kaufen hier mittlerweile ganz bewusst gebrauchte Sachen“, beschreibt Filialleiterin Claudia Dohr einen Trend, der nicht nur in Kamp-Lintfort zu beobachten ist.
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Ob Porzellan, Elektrogeräte, Kinderspiele, Deko-Artikel oder Kleidung: „Hier gibt es das gute Gebrauchte, das man weiter nutzen kann und das normalerweise auf dem Müll landen würde“, sagt Michael Richard-Sommer, Fachbereichsleiter Arbeit und Ausbildung beim Diakoniewerk Duisburg, dem Träger des KadeDi (Kaufhaus der Diakonie). Insgesamt betreibt das Diakoniewerk sieben solcher Kaufhäuser in Duisburg und am Niederrhein. Pro Jahr würden allein in diesen sieben Kaufhäusern etwa 500 Tonnen Ware durch den Wiederverkauf recycelt – 500 Tonnen weniger „Müll“, der damit nicht auf Deponien entsorgt werden müsse, konkretisiert Richard-Sommer.
Der Warenbestand setzt sich ausschließlich aus Spenden zusammen. Das Mitarbeiterteam im Kadedi nimmt zu den Öffnungszeiten täglich neue Ware an. Die wird begutachtet, gegebenenfalls repariert oder aufbereitet und, darauf legen die Verantwortlichen großen Wert, im Verkaufsraum ansprechend ausgestellt. Seit dem Start vor fünf Jahren seien vor allem viele junge Leute als Kunden dazugekommen, weiß Claudia Dohr. Welche Artikel besonders gefragt sind? „Eigentlich alle“, sagt die Filialleiterin. Viele kämen täglich auf der Suche nach neuen Angeboten. „Wir bestücken jeden Tag fünf, sechs Kleiderständer neu.“ Es sei sinnvoller, gebrauchte Kleidung dem KadeDi zu spenden, als sie in einen Altkleidercontainer zu schmeißen, wirbt Dohr um Spenden.
Wie das KadeDi auf diese Weise nicht nur Menschen mit schmalem Geldbeutel unterstützt, sondern eben auch Ressourcen schont, interessierte auch den SPD-Landtagsabgeordneten René Schneider auf der Sommertour durch seinen Wahlkreis. Auch er versuche, zunehmend mehr aus zweiter Hand einzukaufen, „zum Beispiel Bücher oder Technik“, sagte Schneider auf Nachfrage beim Ortstermin. Er sieht hier vor allem die jüngere Generation als Vorreiter, die mit gutem Beispiel vorangeht.
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Erfolgreich waren die Sozialkaufhäuser bislang aber auch bei der Wiedereingliederung langzeitarbeitsloser Menschen. Das sieht Richard-Sommer angesichts der Diskussionen um den Bundeshaushalt 2024 aktuell gefährdet: „Hier sind massive Kürzungen für die Jobcenter vorgesehen, das bereitet uns große Sorgen“, sieht der Fachbereichsleiter das „Gesamtsystem KadeDi“ in Gefahr. Jetzt bei Arbeitsmarktdienstleistungen den Rotstift anzusetzen, halte er für falsch. Auch im Kamp-Lintforter KadeDi würden Teile der Belegschaft im Rahmen des Teilhabechancengesetzes über Bundesmittel mitfinanziert. Zusätzlichen Druck gebe es durch die gestiegenen Energiekosten und gestiegenen Tarife. Ob wie bislang auch beim Jahresabschluss 2023 eine „schwarze Null“ gelinge, wisse er noch nicht.
INFO:
Das Kamp-Lintforter KadeDi (Moerser Straße 225) ist ein Gemeinschaftsprojekt des Diakoniewerks Duisburg, der Tuwas Genossenschaft und der Grafschafter Diakonie. Das Kaufhaus steht allen offen, ganz besonders richtet sich das Warenangebot aber an die Versorgung bedürftiger Menschen. Wichtiges Ziel der Diakonie-Kaufhäuser war von Anfang an, Menschen, die langzeitarbeitslos waren, durch sinnvolle Tätigkeiten zu qualifizieren und zu begleiten.
Öffnungszeiten: mo bis fr 10 bis 18 Uhr, samstags 9 bis 13 Uhr. Sachspenden werden während der Öffnungszeiten entgegengenommen.