Moers. Die Tankstelle in Moers-Kapellen ist als einzige von ehedem sechs übrig. Was die Eigentümerin über den Wandel sagt und was die Kunden erwartet.
In Kapellen gibt es an der Tankstelle Grund zu feiern. Seit 70 Jahren sind die Zapfsäulen auf dem Gelände an der Neukirchener Straße Anlaufstelle für Autofahrerinnen und -fahrer. Gerhard Olyschläger war es, der am 1. Juli 1953 die Tankstelle gegründet hat. Damals noch mit zwei Zapfsäulen. Und dazwischen das Öl fürs Gemisch. 1:25, Mopedfahrer kennen das noch. Sechs Jahre später übernahm Sohn Wilhelm das Geschäft.
„Aus der Zeit haben wir sogar noch das Kassenbuch“, erzählt Sigrid Stöcker, die Tochter des Gründers. Gut, das Buch wird nicht mehr benutzt, es fällt mittlerweile auseinander. Aber auf den Fotos sind die sorgfältigen handschriftlichen Eintragungen gut zu erkennen.
Zuerst wurden die Kunden an der Tanke bedient
Ursprünglich war auf dem Gelände auch eine Schmiede beheimatet. Olyschläger war Huf- und Wagenschmied; das passte alles gut zusammen. Dann wurden die Landmaschinen größer. Aber: Ausreichend Platz zum Expandieren gab es nicht. „Wir mussten uns einstellen auf die neue Zeit“, sagt Sigrid Stöcker.
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In den Anfangsjahren der Tankstelle wurden die Kundinnen und Kunden noch bedient, da musste niemand selbst aktiv werden. Es gab einen Klingelknopf für die Kundschaft. Klingeling – und schon kam jemand zum Auto, um den Tank zu befüllen. Besonders sonntags war das schön, wenn die Familie versammelt beim Essen saß. „Dann ging es reihum“, erinnert sich Sigrid Stöcker und lächelt. Ihr und ihrer Schwester gehört Tankstelle auch heute noch.
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Mit Scheibenputzen haben sich die beiden Mädchen damals ein paar Mark zum Taschengeld dazuverdient. Die zwei wussten genau, wann die Bergleute ihren Lohn bekamen und wann die anderen Kunden. Auf dem Dorf kennt man sich.
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Es muss 1983/84 gewesen sein, als auf Selbstbedienung umgestellt wurde. 1987 ist Vater Olyschläger in Rente gegangen. Von Januar 1987 bis September 1990 war das Ehepaar Diamant Pächter der Tanke. Dann kam die Familie Johannes. Die kannte sich im Gewerbe gut aus, hatte bereits eine Tankstelle auf der Bahnhofstraße. Bis 2015, also 25 Jahre lang pachtete die Familie Tanke und die nebenliegende Werkstatt.
Dann ein weiterer Wechsel. Die Familie Johannes konzentrierte sich seit 2016 auf die Autowerkstatt, der Tankstellenbetrieb ging an die Firma Fred Pfennings über – auch keine unbenannte in Kapellen. Denn: Sie hatte schon bisher den Sprit geliefert. Nun ist die Firma aus Baesweiler Hauptpächter und setzt die Betreiber ein.
Der kleine Tankstellen-Laden ist ein Raumwunder
Wer das erste Mal den kleinen Laden betritt, in dem kassiert wird, mag sich wundern, wie viele Dinge auf einem kleinen Raum Platz finden. Betreiber Steffen Welbers hat einen richtigen kleinen Shop eingerichtet und erweitert, mit Getränken, Kleinigkeiten, Zigaretten und Zeitschriften.
„Es gab früher einmal sechs Tankstellen in Kapellen“ erinnert sich Sigrid Stöcker. Übrig geblieben ist diese eine. Man kann sich auf die Suche nach den Gründen machen. Klar ist aber wohl, dass sich die Eigentümer, Pächter und Betreiber stets auf den Wandel eingelassen haben. „Die Tankstellen werden sich auch weiter wandeln“, davon ist Steffen Welbers überzeugt. In welcher Weise, das wird die Zukunft weisen. Zunächst wird das Jubiläum gefeiert. Dafür wird das Gebäude noch hübsch gemacht mit einem neuen Anstrich. Und für die Kunden soll es Kleinigkeiten geben.