Moers/Niederrhein. Kunden des Moerser Dienstleisters Enni sollen von fallenden Preisen an der Börse profitieren. Ab wann der Grundversorgungstarif beim Gas sinkt.

Die Strom- und Gaskunden der Enni Energie & Umwelt sollen von den sinkenden Preisen an den Börsen profitieren. Dies kündigte Geschäftsführer Stefan Krämer anlässlich der Vorstellung der Enni-Jahresbilanz 2022 an. Das Unternehmen werde die Einkaufsvorteile wenn möglich weitergeben, versprach Krämer. So werde der Grundversorgungstarif beim Gas ab Juli erneut sinken und dann rund 50 Prozent unter Vorjahresniveau liegen. Auch die eigentlich in Festpreisprodukten langfristig gebundenen Kunden sollen laut Krämer vom aktuellen Preisverfall profitieren.

Stefan Krämer ist Enni-Chef. Er stellt die Jahresbilanz für 2022 vor.
Stefan Krämer ist Enni-Chef. Er stellt die Jahresbilanz für 2022 vor. © Enni

„Hier werden wir abhängig von der Laufzeit nach Ablauf des ersten Vertragsjahres ab Oktober oder Januar neue Angebote machen“, verspricht der Enni-Chef in einer Pressemitteilung. Nach aktueller Lage werden Strom und Gas dann auch für diese Kundengruppe spürbar preiswerter. Obwohl die Börsenpreise anders als erwartet derzeit sinken, sei die Energiekrise nicht vorbei, betonte Stefan Krämer. „Der Gasmangel ist durch den sehr milden Winter, die Energiesparmaßnahmen und den schnellen Anschluss neuer LNG-Terminals an das Netz zwar ausgeblieben. Die Lage bleibt aber trotz gut gefüllter Gasspeicher unsicher“, erklärt Krämer.

Moerser Dienstleister Enni: für Stadtwerke war 2022 ein Jahr mit großen Risiken

Krieg mitten in Europa, eine Energiekrise historischen Ausmaßes und Folgen des Klimawandels – für Stadtwerke war 2022 ein Jahr mit großen Risiken. Vor allem im Zuge der Preisturbulenzen durch einen bis heute drohenden Energiemangel musste die Enni Energie & Umwelt im Energiegeschäft im Heimatmarkt Federn lassen. Nur weil sich die neuen, bis vor wenigen Jahren noch nicht vorhandenen Geschäftsfelder weiter gut entwickelten, konnte Geschäftsführer Stefan Krämer seinen Gesellschaftern jetzt ein deutliches Umsatzplus und mit 33 Millionen Euro inklusive eines Sondereffektes aus dem Verkauf des technischen Betriebshofes an der Wittfeldstraße zum elften Mal in Folge ein Rekordergebnis liefern. „Allein das Energiegeschäft in Moers und Neukirchen-Vluyn hätte dies nicht annähernd ermöglicht“, erklärt Enni-Geschäftsführer Stefan Krämer in einer Pressemitteilung. Damit stemmt sich das Unternehmen seit Jahren gegen den sonst drohenden Schrumpfkurs, für den es in der Stadtwerkelandschaft laut Krämer bereits einige Beispiele gibt. „In Osnabrück, Potsdam oder Konstanz müssen Städte teilweise Millionenbeträge zuschießen, um ihre Stadtwerke vor der Insolvenz zu schützen.“

So habe gerade das Krisenjahr gezeigt: Um wertschöpfend zu sein, sei die breite Aufstellung in Themen wie Energieerzeugung, Beteiligungen oder Dienstleistungen sowie der Schritt in das bundesweite Energiegeschäft für Enni alternativlos. „Mit diesen starken Standbeinen machen wir heute weit mehr als die Hälfte unseres Geschäftes“, so Krämer. So fließen alleine den am Niederrhein beteiligten Städten über Gewinne, Konzessionsabgaben und Ertragssteuern jetzt rund 31 Millionen Euro zu. Dies dient in Moers auch dazu, wichtige kommunale Aufgabenfelder wie die Erneuerung der Bäderlandschaft, der Eishalle oder der Friedhöfe zu finanzieren. Zudem bleiben 30 Prozent jedes durch Enni in der Region erlösten Euros über Investitionen, Einkäufe von Material und Dienstleistungen sowie Steuern oder Löhne und Gehälter am Niederrhein.

Umsatzerlöse beim Moerser Unternehmen stiegen sprunghaft auf 303 Millionen Euro

Insgesamt kletterten die Umsatzerlöse 2022 auch durch die gestiegenen Energiepreise sprunghaft auf 303 Millionen Euro. Gegenläufig wirkten die entsprechend deutlich höheren Aufwendungen für den Strom- und Gaseinkauf. So stand das Energiegeschäft 2022 unter Druck, mit großen Herausforderungen im Handel, der Energiebeschaffung und im Vertrieb. Der Stromabsatz ging deutlich um elf Prozent auf 604 Millionen Kilowattstunden zurück. Beim Gas konnte Enni nur durch bundesweite Vertriebserfolge bei Großkunden eine ähnliche Entwicklung verhindern.

In Moers und Neukirchen-Vluyn sank der Gasabsatz um knapp 15 Prozent, der Wärmeabsatz gab im Zuge der warmen Witterung und des Sparens der Kunden rund 12 Prozent nach. Gleiches Bild beim Wasser, wo der Absatz im Enni-Gebiet nach Jahren erstmals unter acht Millionen Kubikmeter fiel. Trotz der damit verbundenen Ergebnisrückgänge investierte Enni rund 24 Millionen Euro. Erfolgreich blieb Enni auch mit kaufmännischen und technischen Dienstleistungen für Kooperationspartner wie der Telekom und Vodafone, die Stadtwerke Dinslaken oder neu die Erdgasversorgung Schwalmtal. Hier stiegen die Erträge um rund 14 Prozent auf rund 7,6 Millionen Euro. Im Beteiligungsbereich verdoppelte Enni die Erträge auf fünf Millionen Euro, beim Energiehandel stiegen die Erlöse um 90 Prozent auf rund 74 Millionen Euro.