Moers. Nein, das Vor-Corona-Niveau ist beim Moers Festival noch nicht wieder erreicht. Für 2024 hofft Festival-Chef Tim Isfort besonders auf eine Sache.
Das Moers Festival für improvisierte Musik ist noch nicht wieder auf dem Stand der Zeit vor Beginn der Coronapandemie angekommen. 1250 Tickets sind verkauft worden, wie Geschäftsführerin Jeanne-Marie Varain am Montag zum Abschluss des viertägigen Festivals mitteilte. Im vergangenen Jahr waren es noch 1500 Tickets gewesen.
Dabei war das Moers Festival auch in diesem Jahr breit aufgestellt. Über 200 internationale Künstlerinnen und Künstler sorgten für 28 Auftritte in der Eventhalle, 27 am Rodelberg, 22 auf der Annexbühne am Gymnasium in den Filder Benden und – inklusive Pianomobil – 85 an anderen Orten. „Wir haben die Stadt wieder moersifiziert“, so der künstlerische Leiter Tim Isfort am Montag – und meint damit die Öffnung des Festivals zur Innenstadt.
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Die kostenlosen Angebote und die Festivalmärkte haben dieses Jahr laut Varain 20.000 Menschen besucht und damit deutlich weniger als 2019. Im letzten Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie hatte die Veranstalter noch von 30.000 Gästen gesprochen. Aktuell war zudem der deutsch-französische Sender Arte nicht dabei. Varain: „Dort haben sich die Schwerpunkte verschoben, aber wir bleiben im Gespräch.“
Trotz der Zurückhaltung der zahlenden Gäste steht das Moers Festival auf soliden Beinen, wie Varain am Montag mitteilte. Grund sind die Förderungen von Bund und Land sowie Sponsorengelder. Tim Isfort hofft zudem darauf, dass nächstes Jahr die Baustellen abgeschlossen sind. In einem Fall musste die Leitung die Polizei rufen, weil Falschparker die Rettungswege zur Eventhalle zugestellt haben.
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Ob nächstes Jahr auch die Inflation keine Rolle mehr spielt, ist zu bezweifeln. Isfort: „Vieles ist gnadenlos teuer geworden, wir schaffen es nur noch mit viel Ehrenamt und Selbstausbeutung.“ Der Etat sei nicht auf die Teuerungen abgestimmt, man brauche mehr Geld.
Musikalisch war das Festival einmal mehr Genresprenger, etwa mit der rasanten Klang- und Wortreise des kanadischen Ensemble Fyear am Freitag. Dass der in Moers praktizierte Aufbruch in neue Musikwelten keine Selbstverständlichkeit ist, sondern auch einer freien Gesellschaft bedarf, darauf machte Lukas Ligeti aufmerksam.
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Der Sohn des Komponisten Györgi Ligeti, dem ein musikalischer Schwerpunkt des Festivals gewidmet war, erinnerte über die Pfingsttage in verschiedenen Formationen und Projekten an das Werk seines Vaters. Das taten auch eindrucksvoll ganz junge Musikerinnen und Musiker: Lukas Döhler hatte für das Projekt „Le petit Macabre“ ein Arrangement aus Werken Ligetis gezaubert und führte dies gemeinsam mit Profis sowie Musikschülerinnen und -schülern vom Niederrhein auf.
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Gleich mehrere Uraufführungen in der Halle, beeindruckende Projekte in der Stadtkirche, mitreißende Konzerte auf dem Rodelberg, politische Diskussionen auf der Bühne oder im Vorübergehen: Das Moers Festival bleibt mit all seinen Facetten auch in diesem Jahr Gesprächsstoff.