Moers. Steve Sandhoop hat für seine Abitur-Prüfung einen OP-Roboter gebaut und eine Operation simuliert. Wie sein Projekt künftig Schule machen könnte.

Das Piepen der Herz-Überwachung ist nicht zu überhören. Der Bohrer arbeitet mit sirrendem Geräusch an der Stelle im Knie, die weggefräst werden muss. Keine Angst, hier fließt kein Blut. Das Knie kommt aus dem 3-D-Drucker. Wir sind im Klassenzimmer am Gymnasium in den Filder Benden. Doch der Roboterarm ist echt.

Steve Sandhoop, Abiturient, hat sich das Robotik-Projekt als besondere Leistung und fünftes Abi-Fach ausgedacht. Die weltweit erste Knie-OP im Klassenzimmer steigt am Mittwochmorgen und macht auch Marc Lachmann, Informatik-Lehrer und Mentor des jungen Tüftlers, stolz. Fast zwei Jahre Arbeit stecken in dem Projekt, mit dem Steve Sandhoop bereits am Vortag die Lehrerschaft im Rahmen der Abitur-Prüfung überzeugen konnte, wie Gudrun Kanacher als stellvertretende Schulleiterin bekundet.

Der Roboterarm mit Fräskopf und das Kniemodell.
Der Roboterarm mit Fräskopf und das Kniemodell. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Solche und andere Projekte, die als besondere Leistung und als fünftes Abiturfach in die Endnote eingehen, machen viel zusätzliche Arbeit. Was Steve kaum abschrecken konnte. „Ich interessiere mich schon lange für die Robotertechnik, vor allem für die Entwicklung“, sagt er. Zusammen mit seinem Fachlehrer habe er schließlich den OP-Roboter als Abiturprojekt ersonnen.

Dazu musste der Schüler eine Software entwickeln, bei der der Roboter auf einer unebenen Fläche etwas wegbohren sollte. Auch zahlreiche Modelle für den 3-D-Drucker zeichnete der Schüler. „Die digitale Version, also der Computer, übersetzt ja die Aktion der Maschine und überwacht sie auf dem Bildschirm“, erläutert der Abiturient. Verschiedene Motoren mussten darüber hinaus entwickelt und teils wieder verändert werden. Auch die Mechanik für die drehbaren Achsen des Arms musste der Schüler entwickeln.

Nicht zu vergessen, das Knie-Modell: „Dabei hatte ich Unterstützung von Chirurgen an der Klinik des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums in Kleve. Sie halfen mir vor allem bei der Anatomie“, erläutert der junge Forscher. Unterstützung materieller Art habe es auch von der Trägergesellschaft des Klinikums und vom Förderverein des Gymnasiums gegeben. Zudem steuerten die Hochschule Rhein-Waal mit ihrem FabLab sowie die Uni in Duisburg weiteres Knowhow zum Gelingen bei. Nach Abschluss des Projektes stellt der Abiturient fest: „Ich habe viel dazugelernt, was Physik, Elektronik, Anatomie, Mechanik und Motortechnik angeht.“

Das Projekt OP-Roboter sei, so Marc Lachmann, kein wirklicher Pilot für die Medizin. „Die Technik müsste noch viel weiter entwickelt werden. Der Arm arbeitet ja ganz selbstständig. In der Medizin gibt es bisher nur Computer unterstützte Operationen. Bis so etwas wirklich einsatzreif ist, kostet das alles wohl eine Million Euro.“ Das Projekt sei daher als Simulation gedacht, beispielsweise für Schulkassen im Fach Medizin.

Marc Lachmann weiter: „Eigentlich bin ich eher der Lehrling, Steven ist mir da in allen Belangen überlegen.“ So kann Steven sich künftig wohl Unis oder Firmen aussuchen, die ihn annehmen und weiter fördern wollen. Auch ein duales Studium komme in Betracht, sagt der Abiturient. Sein von ihm vorab errechneter Notenschnitt liege etwa bei 1,3. Die Abi-Zeugnisse gebe es aber erst im Juni.