Moers. Vor 30 Jahren haben 49 Gesamtschüler gemeinsam Abitur gemacht, jetzt sahen sie sich wieder. Was ihr Klassentreffen einzigartig macht.
Aus ganz Deutschland reisten am Samstag ehemalige Schüler der Moerser Geschwister-Scholl-Gesamtschule an. 30 Jahre nach ihrem Abitur trafen sich die Ex-Schüler zum Klassentreffen im Café Mondrian am Kastell und hatten einige Geschichten im Gepäck. „Wir waren der Pilotjahrgang fürs Abitur, also der erste Jahrgang, der an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule das Abitur absolviert hat“, erklärte Moerserin Annette Boniek (49).
Im Jahr 1993 legte der Jahrgang das Abitur ab. „Es gab Erweiterungs- und Grundkurse jeweils für die Schüler, die das Abitur absolvieren oder nicht absolvieren wollten“, sagte Boniek. 180 Schüler starteten, 49 schafften das Abitur. Was aus der damaligen Schulzeit besonders in Erinnerung blieb? „Das gute Verhältnis zu unseren Lehrern. Die Lehrkräfte waren sehr jung und jede Lehrkraft kannte jeden Schüler namentlich“, erinnerte sich Boniek.
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„Man hatte also einen Lehrer die gesamte Schulzeit lang in einem Schulfach. Manchmal war das gut, manchmal weniger“, sagte Lars Klosek (50) lächelnd, der mit Boniek ab dem neunten Jahrgang in einer Klasse war und heute in Ratingen lebt. Da war etwa sein Englischlehrer, mit dem er öfter aneinandergeriet und ihn später mochte. „Wir trafen uns 20 Jahre später zufällig an einem Getränkewagen und haben uns toll unterhalten“, so Klosek. „Es gehört zum Erwachsenenwerden dazu, sich mal mit Lehrern nicht zu verstehen.“
„Einfach mal auf Klassenfahrt“
Insgesamt erinnerten sich die Ex-Schüler am Samstagabend sehr gerne an die Lehrkräfte und ihre Eigenarten. Als die Klasse in der neunten Jahrgangsstufe neu sortiert wurde, gab’s eine der vielen Kuriositäten: „Unser Lehrer meinte, wir gehen einfach auf Klassenfahrt. Das wäre heute spontan kaum mehr möglich“, sagte Boniek. „Unser Deutschlehrer lud zum Grillen in seinen Garten ein.“
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Einen Teil dieser Grill-Kultur hielten die Schüler bei und trafen sich einmal jährlich zum Grillfest. „Da erinnerten sich die Lehrer an alle Namen. Das ist wirklich toll, wie persönlich wir beschult wurden.“ Eine dieser Lehrkräfte war Kunsterzieherin Karin Rohr-Arnolds (78), die am Samstag ebenfalls am Klassentreffen teilnahm: „Schön zu sehen, wie sich alle entwickelt haben“, sagte sie freudestrahlend.
Am Buffet gehörten auch Gespräche übers aktuelle Gesamtschulsystem zu den Themen, etwa der Wunsch nach Ausdehnung der Wahlpflichtfächer über Sprachen und Naturwissenschaften hinaus. „Durch Gesamtschulen haben Schülerinnen und Schüler die Chance, sich später doch fürs Abitur zu entscheiden“, sagte Klosek. „Bei uns waren Hauptschüler, Gesamtschüler und Realschüler in einem Jahrgang und es entstanden Freundschaften, die bis heute halten.“