Moers. In Moers wird die komplette Innenstadt saniert. Die Bürger sollen mitgestalten und Wünsche äußern. Was schon feststeht und wie es weitergeht.
Es ist ein Megaprojekt, das die Planer in der Moerser Innenstadt vor der Brust haben. „Eine Operation am offenen Herzen“, hat Bürgermeister Christoph Fleischhauer das Projekt am Dienstagabend genannt, als er im Bollwerk 107 die erste so genannte Innenstadtkonferenz eröffnet hat. Der Saal war nicht ganz gefüllt, neben den bekannten Menschen aus der Kommunalpolitik waren aber durchaus etliche andere Interessierte da, um zu hören, wie die große Innenstadtsanierung ablaufen soll, mit der die Stadt Ende 2024 beginnen will.
Am Dienstag wurde schon deutlich: Die Bürgerinnen und Bürger sollen mitdiskutieren, ihre Ideen einbringen, deutlich machen, was sie sich für ihre Innenstadt wünschen. Um ihnen den Weg zu ebnen, stellte Jens Imorde, der Geschäftsführer des Netzwerkes Innenstadt – einem freiwilligen Zusammenschluss von 170 Kommunen in NRW – in einem informativen wie unterhaltsamen Kurzvortrag vor, wie andere Städte vorgehen, um ihren Kern für die Zukunft aufzustellen.
Das Netzwerk Innenstadt hat in Moers Impulse gegeben
Seine Thesen dürften wichtige Impulse geliefert haben, um sich mutig der Umgestaltung zu stellen: Die Innenstadt der Zukunft wird wieder multifunktional (hat also nicht nur den Handel im Fokus). Einzelhandelsunternehmen müssen sich noch stärker mit den Veränderungen auseinandersetzen, als sie es bisher machen. Die Pandemie wurde von großen Unternehmen genutzt, um eine Flächenbereinigung vorzunehmen. Der Online-Handel ist nicht der alleinige Treiber der Innenstadtentwicklung. Mit der Pandemie konnten Themen angesprochen werden, die bisher tabu waren (bspw. die Verkleinerung von Fußgängerzonen). Die Innenstädte brauchen mehr Aufenthaltsqualität. Und schließlich seine letzte These: Eine autogerechte Stadt ist kein Konzept für die Zukunft.
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Dass eine Stadt ein Alleinstellungsmerkmal braucht, hat auch Irene Lohaus vom Planungsbüro Lohaus, Carl, Köhlmos bestätigt, das zusammen mit der bft-Gruppe aus Aachen Planung und Durchführung begleitet. Lohaus zeigte auf, was aus ihrer externen Sicht typisch Moers und mithin erhaltenswert ist. Sie nannte den mittelalterlichen Stadtkern, den Wassergraben, Alt- und Neustadt. Bei der Umgestaltung der Innenstadt müsse man nutzungsoffen vorgehen, sagte sie. Es gebe viele Veranstaltungen, die zu berücksichtigen seien. Barrierefreiheit ist ein weiteres wichtiges Thema.
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Es brauche attraktive Orte zum Verweilen in der City, an denen man sich unentgeltlich aufhalten könne. An den bestehenden schönen kleinen Plätzen gebe es Kunstwerke oder Erinnerungsbauwerke, lobte die Stadtplanerin. Allerdings: Die könnten mehr in Szene gesetzt werden. Lohaus sprach mit Blick auf den Gänsebrunnen beispielsweise von zusätzlichen Spielmöglichkeiten.
Dass das Thema Klimaresilienz wichtig ist, wurde im anschließenden Frageblock deutlich. Bäume, Möglichkeiten zum Abkühlen – auch das muss bedacht werden. Und natürlich wollten die Besucherinnen und Besucher auch wissen, wer die Musik bezahlt. Hier konnte Planungsdezernent Thorsten Kamp aufklären. Demnach gibt es zwei Auftraggeber: Die Enni ist zuständig für die Kanäle. Kamp: „Das ist gebührenfinanziert.“ Wie er ausführte, ist es folgerichtig, die Chance zu ergreifen und in einem Zug gleich die Oberfläche ebenfalls zu optimieren. Und was ist mit KG-Beiträgen? Kamp verwies auf Förderanfragen der Stadt. „Wir müssen jetzt nur noch einen qualifizierten Förderantrag stellen.“ Dann fließe Geld aus einem Städtebauförderungstopf.
So geht es mit der Bürgerbeteiligung weiter
Was mit der bisher diskutierten Planung am Königlichen Hof sei, wurde gefragt. Schließlich verläuft zwischen Eiscafé Adria und dem Busbahnhof die Grenze des Projektareals. Botschaft des Dezernenten: Man könne nicht alles auf einmal machen; er sprach von schwierigen Eigentümerverhältnissen und auch davon, dass die Planungen an der Unterwallstraße auch erst im Anschluss erfolgen sollen.
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Noch am Abend wurden erste Ideen gesammelt. Die nächsten Schritte: Zunächst soll sich eine Arbeitsgruppe von 15 bis 20 Bürgerinnen und Bürgern finden, die flankierend den Start des Projektes begleitet. Wer sich dafür interessiert, schickt eine Mail an innenstadtumbau@moers.de. Ein Losverfahren entscheidet. Treffen sind im Juni und August. Und es gibt eine Online-Beteiligung: ein Forum für Geschäftsleute, Bürgerinnen und Bürger, um sich zu informieren, Fragen zu stellen und Anregungen zu geben. Die digitale Pinnwand https://beteiligung.nrw.de/portal/moers/startseite ist bis zum 31. Mai geschaltet.