Meschede/Hochsauerlandkreis. Der Protest der Landwirte legt am Morgen länger als geplant die Straßen um Meschede lahm. Mehr als 1700 Teilnehmende auf dem Flugplatz.
Es ist der erste klirrend kalte Morgen mit strahlendem Sonnenschein, den der Januar bringen wird, an dem die Landwirte aus dem ganzen Hochsauerlandkreis und darüber hinaus zusammenkommen, um gegen die Sparmaßnahmen der Ampel-Koalition zu demonstrieren. Viele von ihnen sind schon seit dem frühen Morgen wach - einige von ihnen haben sogar schon Straßen gestreut, sie haben noch ihre Streuanhänger hinten am Traktor. Die meisten tragen ein breites Grinsen im Gesicht, als sie die Mengen an Menschen und anderen Traktoren sehen, wenn sie in ihrer Kolonne vorbei am Kundgebungsort hoch zur Start- und Landebahn des Flugplatzes in Meschede-Schüren fahren.
Parkplatz statt Landebahn
Am Montag, 8. Januar, ist die Landebahn vielmehr ein Parkplatz: Für immerhin mehr als 650 Trecker und über 200 weitere Landmaschinen und Lkw, die an der Sternfahrt von Brilon, Winterberg, Eslohe und Sundern aus zum Flugplatz teilgenommen haben. Jede Maschine wird eingewiesen, sie stehen eng an eng. Vorn in der Reihe hat ein Landwirt vergessen, das Licht auszuschalten, es glüht noch. Ein anderer bemerkt es, kontrolliert es - und als er die Fahrerkabine unverschlossen vorfindet, stellt er das Licht ab. „Nicht, dass der Kollege nicht nach Hause kommt!“, sagt er zu seinen Begleitern, als sie sich weiter auf den Weg Richtung Kundgebungsort machen.
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Am Ende sind es mehr als 1700 Menschen, die der Kundgebung folgen. Diese startet mit fast zwei Stunden Verzögerung nicht wie geplant um 10:30 Uhr, sondern erst um kurz vor 13 Uhr. Wilhelm Kühn, Vorsitzender des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands im Hochsauerlandkreis, hat das erste und das letzte Wort. Er startet mit einem Dank - an die Teilnehmenden, an die Sprecher - und endet auch damit: Bevor er die Versammlung beendet, dankt er der „großartigen Arbeit“ der Polizei, welche die Sternfahrten und auch die Veranstaltung von Beginn bis Ende begleitet hatten. Auch nach der Veranstaltung stehen sie an zahlreichen Knotenpunkten rund um Meschede bereit, um gegebenenfalls den Verkehr zu regeln.
Gejubelt und gebuht
Dazwischen passiert eine Menge: Als Vertreterinnen und Vertreter treten neben Wilhelm Kühn (WLV) auch Hubertus Bohle (LSV), Eberhard Freiherr von Wrede (WBV) und Kreislandwirtin Brigitte Wullenweber auf, als politische Sprecher Friedrich Merz (CDU), Landrat Dr. Karl Schneider, Dirk Wiese (SPD), Carl-Julius Cronenberg (FDP) und Dr. Gregor Kaiser (Bündnis 90/Die Grünen). Zwischen den Politikern moderiert Robert Gördes, Landwirt aus Sundern und selbst im WLV aktiv. Es wird geklatscht, gejubelt, gebuht und gepfiffen, allerdings bekommt jeder Redner auch die Chance, seine Sache vorzutragen. Zu einer wirklichen Diskussion kommt es nicht - die Wortbeiträge am Mikrofon, mit dem Fragen aus den Teilnehmerreihen an die Politiker gestellt werden können, sind stattdessen scharfe Kritik an der vorherrschenden Situation für die Landwirte. Eine davon lautet: „Die Leute wollen Fakten und nicht nur bla bla bla!“
Genau das fasst die Stimmung nach der Veranstaltung zusammen. „Viel geredet, aber nichts gesagt“, sagt ein Forstwirt aus Remblinghausen schulterzuckend. Man hatte auf Antworten gehofft, auf Lösungsvorschläge. Bekommen hat man politische Reden, die trotz vieler Diskursversprechen nicht in den Diskurs gegangen sind.