Kreis Wesel. Seit März konnten keine Spuren der Wölfin Gloria mehr gefunden werden. Auch ihr Partner scheint verschwunden. Das lässt Raum für Spekulationen.
Seit Monaten gibt es keine genetische Spur der Wölfin Gloria mehr. Das teilt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) auf dem NRW-Umweltportal mit. Der letzte Nachweis stammt demnach vom 13. März dieses Jahres. Auch gebe es für dieses Jahr keinen Hinweis auf Nachwuchs. Noch länger vermisst wird ihr Partner, der territoriale Rüde GW1587, der zuletzt Ende Januar 2022 Spuren hinterlassen hat. (Lesen Sie auch: Kreis Wesel: Wie verhalte ich mich bei einer Wolfsbegegnung?)
Das lässt Raum für Spekulationen: Vielleicht hat „Gloria“ einen neuen Partner gefunden, so das Lanuv, das die Wölfin lediglich mit ihrer Kennung benennt: GW954f. Im Juni konnte das Senckenberg Forschungsinstitut Gelnhausen einen neuen Wolfsrüden im Kerngebiet des Schermbecker Rudels nachweisen, er bekam die Kennung GW3616m. Es sei möglich, dass das neue Männchen den alten Rüden abgelöst hat und nun gemeinsam mit Gloria das Territorium besetzt, heißt es in der Mitteilung weiter. Unklar wäre dann, warum von der Wölfin aktuell jede Spur fehlt.
Neuer Rüde, neuer Riss im Wolfsgebiet Schermbeck
Der „Neue“ ist kein Nachkomme des Schermbecker Rudels, das stehe aufgrund seiner genetischen Merkmale fest. Er ist also ein Unbekannter: Das Tier wurde in Bottrop-Kirchhellen erstmalig genetisch erfasst und kann keinem Herkunftsterritorium zugeordnet werden. „Es entstammt der in Deutschland typischen mitteleuropäischen Flachlandpopulation“, so das Lanuv eher vage, über das Alter des Tieres seien keine Aussagen möglich.
Kirchhellen war auch Schauplatz des jüngsten, mutmaßlichen Wolfsrisses: Am 2. September wurden dort zunächst sieben tote Schafe und Ziegen auf einer Weide gefunden, vier weitere Tiere waren vermisst. Sie sind laut Bürgerforum Gahlen inzwischen tot aufgefunden worden. Das Lanuv war vor Ort und hat den Rissvorfall aufgenommen. Ob es einen Zusammenhang zwischen dem neuen Wolf gibt, ist unklar – und bleibt es vermutlich auch. Zunächst ist noch nicht nachgewiesen, ob es überhaupt ein Wolf war, der die Schafe angegriffen hat. „Und es ist auch nicht garantiert, dass sich ein Wolfsriss individualisieren lässt“, sagt Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann.
Im vergangenen Jahr sei es in NRW zu mehreren Ausfällen territorialer Wölfe gekommen. So war eine Wölfin zusammen mit einem Rüden laut Lanuv im Begriff, das Territorium Dämmerwald-Üfter Mark zu gründen. Ihre Spur verlor sich im September 2022, nur ihr Partner wurde seitdem noch genetisch bestätigt. In der Hohen Mark fehlt seit September 2022 der territoriale Rüde, in seinem Territorium wurde zuletzt ein anderer Wolf nachgewiesen. Die Gründe für diese Häufung von Ausfällen territorialer Wolfsindividuen seien nicht bekannt, das Lanuv führt als Möglichkeiten innerartliche Auseinandersetzungen oder natürliche Todesumstände wie Krankheiten an. (sz)