Bedburg-Hau. Im Landtag wurde über den Brand des Pflegeheims Bedburg-Hau berichtet, bei dem vier Menschen starben. Das soll die Brandursache sein.
Eine brennende Zigarette war offenbar die Ursache für den Brand im Bedburg-Hauer Pflegeheim Newcare Home (Haus Simon) am 4. März (wir berichteten). Im Gesundheitsausschuss des Landtages NRW legte jetzt das Gesundheitsministerium einen vorläufigen Bericht vor (siehe Video, ab 1:15:55 Stunde). Darin teilt Ministerialdirigentin Heike Weiß auch den Sachstand des Justizministeriums mit. Demnach sei das Feuer im Zimmer eines 71-jährigen Mannes ausgebrochen und habe sich dann über weitere Zimmer verteilt. Der Mann habe gegenüber Polizeibeamten angegeben, dass er im Zimmer geraucht habe. Er sei vermutlich eingeschlafen und als er wach geworden sei, habe es im Zimmer gebrannt.
Wo die Bewohner untergekommen sind
In der Einrichtung Newcare Home lebten 80 Menschen, die meisten Bewohner seien pflegebedürftige Menschen mit psychischen Erkrankungen, so die Ministerialdirigentin. Vier Menschen sind Anfang März gestorben, 18 Bewohner wurden verletzt. Zudem wurden eine Mitarbeiterin, ein Polizist und ein Feuerwehrmann verletzt.
Die Bewohner sind verlegt worden. Die Clivia Gruppe in Kleve und das Haus Neo Optima in Goch haben viele Bewohner aufgenommen. Auch die Newcare-Häuser in Kleve, Moyland und Till haben Bewohner aufgenommen.
>> So haben wird am 13. März 2024 berichtet:
Nach dem Brand im Bedburg-Hauer Pflegeheim Newcare Home erfahren die Bewohner und Mitarbeiter eine Welle der Hilfsbereitschaft. Eine Mitarbeiterin hatte auf einem Social-Media-Kanal um Sachspenden gebeten, weil die alten Menschen zum Teil nichts mehr zum Anziehen hatten. Alles war verbrannt.
„Die Hilfsbereitschaft war überwältigend“, sagt Marina Hümmer, Sprecherin von Newcare Home. „Wir haben so viele Sachspenden erhalten, vor allem Kleidung, dass wir den Bedarf mehr als abdecken konnten. Die Spendenbereitschaft war derart überwältigend, sodass wir den Aufruf gestoppt haben. Alle Bewohnerinnen und Bewohner sind sehr gut versorgt“, sagt sie gegenüber der NRZ.
Bewohner werden gut versorgt
Die Bewohner werden aktuell bestens in den Nachbareinrichtungen betreut und versorgt, größtenteils von den eigenen Mitarbeitern. „In Bezug auf die Rückkehr der Bewohner in unsere Einrichtung arbeiten wir eng mit den entsprechenden Behörden, Experten und Fachkräften zusammen, um die Situation sorgfältig zu bewerten und die notwendigen Schritte zu unternehmen. Die Rückkehr der Bewohner wird von verschiedenen Faktoren abhängen, darunter z.B. der Umfang der Schäden und die Wiederherstellungsarbeiten“, so Sprecherin Marina Hümmer.
So hatten wir am 5. März 2024 berichtet:
Der Pflegeheimbetreiber Newcare Home in Bedburg-Hau zeigt sich einen Tag nach dem Brand in der Einrichtung an der B57 in Qualburg bestürzt. In einer Pressemitteilung schreibt Geschäftsführer Markus Mitzenheim, dass man zutiefst erschüttert sei. „Unsere oberste Priorität liegt nun darin, den Betroffenen in jeder erdenklichen Weise beizustehen und sie bestmöglich zu unterstützen.“ 15 Bewohner würden derzeit noch im Krankenhaus behandelt, alle übrigen 65 Bewohner seien in Nachbareinrichtungen untergebracht worden. Die Betreuung und die Versorgung erfolge größtenteils durch die eigenen Mitarbeiter.
Fahrlässige Brandstiftung, Tötung und Körperverletzung
Johannes Hoppmann, Sprecher der Klever Staatsanwaltschaft, teilt mit, dass man gegen einen 71-jährigen Bewohner wegen fahrlässiger Brandstiftung, Tötung und Körperverletzung ermittele. Weitere Angaben zu den laufenden Ermittlungen wolle man nicht machen. Die Staatsanwaltschaft hat einen Brandsachverständigen hinzugezogen, der sich um die Brandursachenermittlung kümmert. Ein weiterer Sachverständiger wird die Funktionsfähigkeit der Brandschutzanlage analysieren.
Nähere Details zum 71-Jährigen wollte der Staatsanwalt nicht machen. Der Mann befinde sich noch im Krankenhaus.
Brandmeldesysteme hätten funktioniert
Die Newcare Holding teilt mit, dass in allen Einrichtungen regelmäßig die Brandschutzmaßnahmen überprüft werden. Sie entsprächen den geltenden Sicherheitsstandards. „Die Feuerwehr bestätigte, dass alle Brandmeldesysteme sowie Brandschutztüren einwandfrei funktionierten“, heißt es in der Pressemitteilung. Das Unternehmen kooperiere eng mit Polizei und Feuerwehr, um den tragischen Vorfall aufzuarbeiten und die genaue Brandursache zu ermitteln.
>> So haben wir am Montag, 4. März 2024 berichtet:
In Bedburg-Hau ist in der Nacht zu Montag in einem Seniorenheim ein Feuer ausgebrochen. Bei dem Brand in der Einrichtung New Care Home, ehemals Haus Simon, wurden am Montagmorgen 20 Menschen teils schwer verletzt, vier Menschen starben. Die Polizei ermittelt nun gegen einen 71-Jährigen, der verdächtig ist, den Brand fahrlässig verursacht zu haben.
Wie die Polizei am Montagnachmittag mitteilte, handelt es sich bei den vier Toten um zwei Frauen im Alter von 50 und 74 Jahren sowie zwei Männer im Alter von jeweils 66 Jahren. Alle vier Todesopfer waren Bewohner des Hauses. Bei den Verletzten handelt es sich um drei Schwerverletzte und 15 Leichtverletzte. Die Polizei schreibt: „Nach bisherigen Erkenntnissen brach das Feuer in einem Zimmer der Residenz aus und griff dann auf weitere Räume über.“ Die genaue Brandursache wird noch ermittelt.
Die Benachrichtigung der Hinterbliebenen und die Betreuung von Angehörigen erfolgte durch den polizeilichen Opferschutz.
Feuer in Seniorenresidenz in Bedburg-Hau: Feuerwehr um 3.50 Uhr alarmiert
NRW-Innenminister Herbert Reul traf am Morgen am Unglücksort ein und machte sich ein Bild von der Lage. „Es war ein außergewöhnliches Feuer, das einen nachdenklich und traurig macht. In einem Zimmer gibt es ein Feuer – und plötzlich sind vier Menschenleben vorbei“, sagte der Minister.
Er dankte den Rettungskräften: „Die Feuerwehr war schnell vor Ort. Es ist eindrucksvoll, wie alle zusammenarbeiten.“
Um 3.50 Uhr in der Nacht zu Montag war die Freiwillige Feuerwehr Bedburg-Hau durch den automatischen Feuermelder in der Seniorenresidenz alarmiert worden. Als die Einsatzkräfte wenige Minuten später an dem Altenheim an der B 57 ankamen, habe ein Zimmer im Erdgeschoss im hinteren, von der Bundesstraße abgewandten Bereich der Wohnanlage bereits in Flammen gestanden. Die Feuerwehrleute begannen sofort mit den Löschmaßnahmen. Gegen 4.15 Uhr wurde bei der Kreisleitstelle Vollalarm ausgelöst und weitere Einheiten wurden alarmiert.
Feuerwehrsprecher: „Situation war sehr dramatisch“
„Die Situation war sehr dramatisch“, sagte Feuerwehrsprecher Michael Hendricks. Demnach klopften einige Bewohner in ihrer Not von innen an den Fenstern. Die Feuerwehrkräfte mussten die Scheiben einschlagen, um die Menschen zu retten. Andere Bewohner lagen noch im Bett. In 27 Einsatzjahren habe er so etwas noch nicht erlebt, meinte Hendricks.
Vier Tote bei Großbrand in Seniorenheim in Bedburg-Hau
Inzwischen ist das Feuer gelöscht. 137 Einsatzkräfte waren bzw. sind noch vor Ort. Darunter 79 Feuerwehrleute und 58 Rettungskräfte aus den Kreisen Kleve, Borken und Wesel.
Feuer in Seniorenresidenz in Bedburg-Hau: Gebäude wird evakuiert
Bei dem Brand im Seniorenheim kamen vier Menschen ums Leben. Insgesamt 20 Menschen wurden verletzt, drei sind schwer verletzt. Feuerwehrsprecher Michael Hendricks berichtete, dass bei vier Menschen Reanimationsversuche vorgenommen wurden. Auch ein Feuerwehrmann und ein Polizist wurden verletzt, beide konnten das Krankenhaus jedoch bereits wieder verlassen.
Das Gebäude ist teilweise voller Ruß und wird evakuiert, 46 Bewohner müssen es verlassen. Die Mehrzweckhalle in Till-Moyland wurde für eine Evakuierung hergerichtet, aber nicht in Anspruch genommen. Einige bettlägerige Bewohner befanden sich am Morgen noch im Mensabereich..
Die Heimaufsicht war vor Ort und prüfte, ob die Brandmeldeanlage noch funktioniert. Davon hänge ab, ob die unbeschädigten Teile der Seniorenresidenz bewohnbar sind. Im Martinskrug in Qualburg wurde eine Sammelstelle für Angehörige eingerichtet, wo diese Informationen erhalten konnten.
Landrat Christoph Gerwers dankt den Einsatzkräften
Bedburg-Haus Bürgermeister Stephan Reinders wurde gegen 5 Uhr von seinem Ordnungsamt über den Großbrand informiert. Er machte vor Ort einen geschockten Eindruck. „Wenn es um Menschenleben geht, dann ist das noch einmal andere Hausnummer als beim Brand des Kerzenhauses“, sagte Reinders mit Blick auf den zurückliegenden Großeinsatz der Feuerwehr Bedburg-Hau.
Landrat Christoph Gerwers sagte vor Ort, dass er solch ein Unglück noch nie habe miterleben müssen. Er sprach den Einsatzkräften, die „46 Menschen das Leben gerettet haben“, ein großes Lob aus. Der Einsatz sei wegen vieler immobiler Bewohner besonders schwierig gewesen. Die Einrichtung von New Care Home stellt insgesamt 86 Heimplätze zur Verfügung.
Neun Patienten im Klever Krankenhaus
Neun der 20 Patienten wurden am Morgen ins St. Antonius-Hospital nach Kleve gebracht. Krankenhaussprecher Christian Weßels teilt der NRZ mit, dass die Aufnahme gut funktioniert und dass das Team des Krankenhauses einen guten Job gemacht habe. Die Altenheimeinrichtungen der KKLE haben ihre Hilfe angeboten. Bislang sei sie noch nicht in Anspruch genommen worden, so Weßels. Eine Person wurde ins Emmericher Krankenhaus gebracht.
Der Kreis Kleve teilte gegen 12 Uhr in einer Pressemitteilung mit, dass man die Einrichtung in Qualburg am 29. November 2023 im Rahmen einer routinemäßigen Kontrolle unter dem Aspekt „Pflege“ geprüft habe. Dabei seien in fast allen Prüfkategorien „keine Mängel“ festgestellt worden. Bei der ausreichenden Personalausstattung und der Fachkraftquote gab es „geringfügige Mängel“.
Alle Bewohner müssen das Haus verlassen
Die letzte Brandschutzprüfung habe am 14. November 2018 stattgefunden. Damals seien keine Mängel festgestellt worden. „Es wurden lediglich Hinweise zur Prüfung und Wartung der Brandschutztüren und der technischen Anlagen gegeben“, so der Kreis. Die nächste Kontrolle erfolgt turnusgemäß im November 2024.
Schon jetzt sei klar, dass alle 79 Bewohnerinnen und Bewohner in andere Einrichtungen untergebracht werden müssen. Andere Träger in Kleve und Goch würden Plätze zur Verfügung stellen. „Wir werden nach Kräften helfen, die Situation für die Betroffenen sowie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so schnell wir möglich zu normalisieren“, so Landrat Christoph Gerwers.
Unter der Rufnummer 02821/5042500 hat die Kreispolizei ein Bürgertelefon eingerichtet.