Es sind keine leichten Zeiten für die „psychosoziale Beratungsstelle für Jugendliche und (junge) Erwachsene” der Jugend-, Konflikt- und Drogenberatung (JKD). Nicht nur, weil in wirtschaftlich schwierigen Jahren die Suchtgefahr steigt.

Es ist auch nicht einfach derzeit, Süchtige in Arbeit zu bringen. Doch das, sagt Peter Schay, sei notwendig, um Kranken zu helfen. „Wenn es nicht gelingt, den Alltag der Menschen zu strukturieren, bringt die ganze Therapie nichts.”

JKD-Geschäftsführer Schay legte nun zusammen mit dem Vorsitzenden Frank Sichau und Mitarbeiterin Ingrid Liefke den Jahresbericht 2008 der Einrichtung vor, die sich um Suchtkranke in Herne kümmert.

Weil die Suchtexperten aus Eickel um den Wert einer geregelten Beschäftigung wissen, arbeiten sie eng mit Institutionen zusammen, die darauf spezialisiert sind, Menschen bei Unternehmen unterzubringen: der Gesellschaft freie Sozialarbeit (GfS), der Gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft Herne (GBH), der Caritas, der Arge. „Wir kooperieren mit 70, 80 Firmen”, sagte Schay, „die Menschen machen dort ein Praktikum, und oft bekommen sie danach eine Chance, länger in dem Unternehmen zu arbeiten.” Schay verteufelt auch nicht die vielkritisierten Ein-Euro-Jobs. „Ich halte für unsere Klientel eine Menge davon. Die Leute sollen da ja nicht verbleiben, aber die Jobs sind gut, um die Basiskompetenzen wieder zu erlernen.”

2008 bestätigten sich einige Trends. Die JKD habe zunehmend häufig mit jugendlichen „Rausch-Trinkern” zu tun, sagt Ingrid Liefke – in den Medien heißt dieses Phänomen plakativ „Koma-Saufen”. Auch für eine andere Entwicklung benutzt Liefke einen eher technischen Ausdruck. „Der pathologische PC-Gebrauch hat stark zugenommen.” Was nichts anderes heißt als: Jugendliche sitzen stunden-, teils tagelang vor dem Computer, daddeln, chatten. Und vergessen dabei, zu essen und zu schlafen. Im Jahresbericht heißt es zu den Folgen: „Leistungen in Schule und Beruf lassen nach, man will immer mehr Zeit im Netz verbringen und die soziale Isolation droht.”

Der PC kann zu einer echten Sucht führen, das steht für die JKD außer Frage: „Es gibt zwar keine physischen, wohl aber psychische Entzugserscheinungen”, sagt Liefke. „Das ist wie Spielsucht ohne Geld-einschmeißen.”

Die Suchtgefahr mag dieser Tage – Stichworte Finanzkrise, Firmeninsolvenzen, Hartz-IV-Familien – besonders groß sein. 275 Männer und Frauen vermittelte die JKD 2008 in Therapieprogramme, Sichau spricht in diesem Zusammenhang von „unserem harten Kern”. 2474 Klienten suchten im vergangenen Jahr den Kontakt zur Beratungsstelle. „Mit der Bilanz sind wir sehr zufrieden”, so Schay. „Mehr können wir mit dieser Personalstärke nicht leisten.”