Dieses Modell hatte in der RTL-Dokusoap "Unsere erste gemeinsame Wohnung" nichts zu suchen.Herner Klaus Harhaus gab Bochumer Polizei nach zwei Jahren erfolgloser Suche den entscheidenden Hinweis

Klaus Harhaus (li.) mit dem Corpus Delicti vor dem großen Bruder. Rechts im Bild Willi Fockenberg vom Bergbaumuseum.Fotos: WAZ, Wolfgang Quickels
Klaus Harhaus (li.) mit dem Corpus Delicti vor dem großen Bruder. Rechts im Bild Willi Fockenberg vom Bergbaumuseum.Fotos: WAZ, Wolfgang Quickels © WAZ

Der Fall war eigentlich schon zu den Akten gelegt. Bis, ja bis es sich Klaus Harhaus in seiner Wohnung an der Koppelheide in Baukau bequem gemacht hatte. Da das Wetter schlecht war an diesem Dezembertag des letzten Jahres, schaute der 62-jähriger Herner auch mal am Nachmittag in die Glotze. RTL, eine Dokusoap aus der Reihe "Unsere erste gemeinsame Wohnung". Nicht wirklich spannend - doch dann stutzte Klaus Harhaus. Denn in der Herner Wohnung des Pärchens stand ein etwa 150 Zentimeter großes Modell, das dem Elektriker, der 32 Jahre im Bochumer Bergbaumuseum malocht hat, sehr bekannt vorkam: nämlich die Abbildung des Förderturms der Zeche Germania in Dortmund-Marten, dem imposanten Wahrzeichen des Museums. Was der Regisseur der RTL-Soap nicht wusste, wusste der 62-Jährige: "Das Ding kenne ich doch. Das ist doch gestohlen worden."

Harhaus, seit Januar 2007 in Altersteilzeit, griff sofort zum Telefon, rief seine ehemaligen Kollegen im Museum an, diese informierten die Polizei - und eine kleine Lawine rollte an. Gestern kam sie zum Stehen, vor einem Medienaufkommen, das Polizei-Pressesprecher Volker Schütte "an ein Gewaltverbrechen" erinnerte.

Die Tat ist schnell erzählt: Das Modell warb, fest montiert auf einem dreirädrigen "Piaggio Ape-Kleintransporter", für einen Besuch im Bergbaumuseum. Allerdings nur bis Weihnachten 2005, denn dann schraubten es kriminelle Hände von dem urigen Rollermobil, das auf dem Werner Hellweg geparkt war, ab und es wurde nie wieder gesehen. "Trotz intensivster Bemühungen", so Schütte, gab es keine Ermittlungsansätze. Aber nur, bis es sich fast zwei Jahre später Harhaus in seinem Sessel bequem gemacht hatte. Dank seines Hinweises recherchierte die Polizei beim Sender, der sich kooperativ zeigte. Die Folge wurde gefunden, Wohnung und Mieter ermittelt. Mit einem Durchsuchungsbeschluss und einer richterlichen Anordnung wurde die Kripo dann tatsächlich fündig. Der kleine Förderturm stand im Garten des Paares, das mittlerweile innerhalb Hernes umgezogen war - diesmal aber ohne TV-Kameras. In ihrer Vernehmung gaben, so Schütte "beide durchaus glaubhaft an", den Förderturm auf einem Trödelmarkt in Herne gekauft zu haben. Für 30 Euro. Und der Verkäufer? An diesen konnte sich das Pärchen, 22 und 27 Jahre alt, nicht mehr erinnern.