Ab 2017 soll es in Wanne-Eickel und Herne jeweils nur noch eine Großpfarrei geben. Ursache für die Umstrukturierung sind weniger die Finanzen als der Schwund an Gläubigen und Hauptamtlichen
Die gute Botschaft zuerst: Im Dekanat Emschertal, zu dem Wanne-Eickel, Herne und Castrop-Rauxel gehören, werden keine Kirchen geschlossen, keine Gemeinden aufgelöst und keine kirchlichen Einrichtungen wie zum Beispiel Kindertagesstätten aufgegeben. Dennoch müssen sich die Katholiken im Dekanat in den nächsten Jahren auf einschneidende Änderungen einstellen.
Anders als im benachbarten Ruhrbistum spielt bei der geplanten Umstrukturierung in der Diözese Paderborn der finanzielle Aspekt eine eher untergeordnete Rolle, betonte Dechant Heribert Zerkowski, als er gestern das bis jetzt erarbeitete Konzept vorstellte. Im Erzbistum Paderborn mangele es an anderen Stellen: An Gläubigen nämlich, deren Zahl schon aufgrund der demografischen Entwicklung rückläufig sei und an Hauptamtlichen, nicht nur an Priestern, sondern auch an Gemeindereferenten. So wurden 2008 im Erzbistum Paderborn 35 Priester pensioniert - und nur sieben geweiht. Ein Trend, der sich nach Ansicht von Zerkowski in den nächsten Jahren fortsetzen wird.
Darüber hinaus gebe es aber noch einen Grund, der die Diözese zum Handeln zwinge: "Das sind die soziokulturellen Veränderungen, die sich in unserer Gesellschaft vollziehen", sagt Zerkowski. Das Leben der Menschen habe sich massiv verändert, es gebe heute kaum noch homogene Gruppen. "Jeder ist ein besonderer Fall", so der Dechant. Auch darauf müsse die Kirche mit neuen Strukturen reagieren: für Vielfältigkeit benötige sie größere Räume, andererseits müsse sie kleinräumig vor Ort präsent bleiben.
Diesen Spagat versucht das Emschertaldekanat nun zu gestalten - mit einem eigenen Weg, der die Vorgaben aus Paderborn berücksichtigt, aber auch den großstädtischen Strukturen gerecht werden will. Anders als vom Erzbistum vorgeschlagen, sollen hier die Pastoralverbünde ab 2012 nur vorübergehend vergrößert werden - um dann ab 2017 in Großpfarreien aufzugehen; die einzelnen Gemeinden bleiben dabei erhalten.
Konkret heißt das für Herne: Ab 2012 schließen sich die Pastoralverbünde Herne-Nord und Herne-Ost zusammen; das gleiche gilt für Herne-Mitte und Herne-Süd. Ab 2017 werden die beiden Verbünde die Großpfarrei St. Bonifatius bilden.
In Wanne-Eickel ist es etwas komplizierter: Dort verschmelzen ab 2012 die Verbünde Crange und Wanne, der Verbund Eickel und Holsterhausen bleibt unverändert. Ab 2017 gibt es dann auch dort nur noch eine Großpfarrei: Ob St. Marien oder eine andere Gemeinde ihr Sitz sein wird, ist aber noch offen: "Für St. Marien spricht die Historie", sagt Heribert Zerkowski, "von dort wurden die anderen abgepfarrt." Gegen St. Marien spreche aber die geografische Lage.
"Als pastorale Orte", betont der Dechant, "bleiben die Gemeinden jedoch bestehen." In den Kirchen werde nach wie vor die Messe gefeiert - aber wahrscheinlich nicht mehr so häufig. Von der Vorstellung "Kirche gleich Pfarrei gleich Pfarrer" müsse man sich jedoch lösen: Es werde künftig nur noch am Sitz der Großpfarrei ein Pastoralteam geben, zu dem ein Pfarrer und eine unterschiedliche Zahl Pastöre und Gemeindereferenten gehörten. Sie müssten dann untereinander klären, wer welche Aufgaben übernehme. "Wir wollen keine Priester einsparen", erklärt Zerkowski, "wenn wir sie hätten, würden wir sie gerne nehmen."
Auch die Laiengremien werden sich umstellen müssen: Analog zur Großpfarrei wird es nur noch einen Kirchenvorstand und einen Pfarrgemeinderat geben, der dann aber Ausschüsse für die einzelnen Gemeinden bilden kann.
Das Konzept geht nun zur Diskussion in die Pastoralverbünde, nach den Sommerferien soll ein klarer Plan stehen; das Bistum will bis Ende 2009 entscheiden. Ab 2010 geht es dann an die Umsetzung.