Es sind zwei echte Herner Traditionskneipen, die in dieser Woche ganz besondere Tage erleben. Während im „Bierdeckel” Altbewährtes fortgesetzt wird, steht in der „Gildenschänke” eine große Veränderung an.

Das Herner Kneipen-Original Branka Juran feiert am Mittwoch, 1. April, ihr 25-jähriges Jubiläum als Wirtin im „Bierdeckel” an der Neustraße/Ecke Bebelstraße. Vor 40 Jahren kam die gebürtige Kroatin nach Deutschland und schließlich nach Herne, wo sie 1989 zunächst als Angestellte in der Gaststätte arbeitete, die sie vor genau 25 Jahren übernahm. Früher hieß die Kneipe „Von 8 bis 8”, dann „Fiege-Stübchen” und seit dem großen Umbau 1993 nun „Bierdeckel”.

„Mit zehn D-Mark, ohne Kredit und nur mit Fleiß habe ich den Bierdeckel aufgebaut”, sagt Branka Juran nicht ohne Stolz. „Meine treuen, lieben Gäste sind mehr als eine Familie für mich. Wir haben uns gegenseitig immer Mut gemacht und uns geholfen, wo es ging”, sagt die Frau mit den Lackschuhen – ihr Markenzeichen. Wenn sie noch mal die Zeit zurückdrehen könnte, sagt Branka Juran, sie würde heute alles noch einmal genauso machen. „Natürlich haben wir heute alle ein bisschen weniger als früher, aber ich bin grundsätzlich sehr zufrieden”, freut sich die fast 57-Jährige über regen Betrieb in ihrer Wirtschaft. In letzter Zeit treffen sich dort mittlerweile bereits Vertreter der dritten Kneipen-Generation. „Erst waren Oma und Opa hier, dann die Eltern und jetzt kommen die jungen Leute.” Und die Wirtin? „Ich mache weiter, solange ich kann!”

Kurz vor dem Jubiläum, nämlich nach siebzehn Jahren, geben die Herner Wirtin Susanne Schneider und ihre Schwester Biggi die „Gildenschänke” in der Behrensstraße auf. „Es war eine lange und wunderschöne Zeit. Der Abschied fällt uns und auch unseren Stammgästen sehr schwer”, so die Wirtinnen. Die Gründe für den Rückzug: Krankheit und Ruhestand. In den vergangenen zwei Wochen haben sie einen Großteil des Inventars verkauft und den Abschied mit einer Fassleerung standesgemäß gefeiert. Zum 1. April übergeben sie die Gaststätte an Andrea Ixert.

Die Besitzerin von „Angies Taxi” will die „Gildenschänke” schon in der nächsten Woche wieder eröffnen und „bis auf die Deko nichts Großartiges verändern”. Der Kneipen-name, die Öffnungszeiten, das Frühstücks-Angebot – das alles soll bleiben. Die Stammgäste hätten sich schließlich daran gewöhnt, meint Ixert. Weil sie die Gaststätte mit ihrem Taxi häufig angefahren hat, kennt sie den Betrieb und „bestimmt 80 Prozent der Gäste” gut, sagt die Herner Taxi-Unternehmerin.

Künftig will sie auch ab und zu selbst hinter der Theke stehen. „Neuland ist das für mich nicht. Meine Eltern hatten früher in Wattenscheid eine große Gaststätte, da hab' ich oft mitgeholfen”, so Ixert. Mit einem Sektempfang, kleinen Snacks und einem frischen Fass will die neue Gildenschänke-Pächterin den Neustart nächsten Dienstag (7. April) ab 14 Uhr feiern.