Aber dann geht es bald schon an neuer Wirkungsstätte los: Der künftige Chef des Emschertal-Museums, Oliver Doetzer-Berweger, will ab Oktober neue Impulse wirken lassen - und das "im Dialog" mit den Mitarbeitern
Eigentlich ist er kein Krawattentyp. Aber zum Antritt bei seinem neuen Dienstherrn erschien Oliver Doetzer-Berweger am vergangenen Montag doch korrekt gekleidet. Neben dem Oberbürgermeister und der Kulturdezernentin lernte der künftige Chef des Emschertal-Museums bei der Stippvisite in Herne gleich seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kennen, und auch das Kulturzentrum sah sich "der Neue" schnell noch an. Bei Schaschlik mit Pommes frites blieb in der "Zille" sogar Zeit für ein Gespräch mit der WAZ, bevor Doetzer-Berweger am frühen Nachmittag per Auto die Heimreise nach Brandenburg antrat.
Seine Heimat ist Prenzlau nicht. Zwar hat der Historiker in der 22 000-Einwohner-Stadt im Norden von Berlin zweieinhalb Jahre lang die Kultureinrichtungen und das Kulturhistorische Museum der Uckermark im Prenzlauer Dominikanerkloster geleitet, doch groß geworden ist er "mit Blick auf Westfalen", in Holzminden an der Weser. In Bielefeld und Göttingen studierte er Geschichtswissenschaften, Volkskunde, Kulturanthropologie und Ethnologie, auch nach Lissabon und Jerusalem führte ihn die Wissenschaft.
Jetzt zieht es Oliver Doetzer-Berweger nach Westfalen zurück. "Wir freuen uns auf das Ruhrgebiet", sagt er. Seine Frau stammt aus Duisburg, sie ist Volkskundlerin und Kunsthistorikerin, und so ist die Kulturregion dem Paar vertrautes Terrain. Der Zeitpunkt für einen Ortswechsel erschien aus mehr als einem Grund günstig. Zum einen ist vor sieben Wochen der erste Sohn geboren, da erleichtert die Nähe zu den Großeltern bekanntlich einiges. Und: "Mich reizt die Aufgabe, ein Museum zu entwickeln", sagt Oliver Doetzer-Berweger, der "im Dialog" mit dem Team und, das ist ihm wichtig, dem dreigliedrigen Museum mit Schloss Strünkede, Städtischer Galerie und Heimatmuseum Unser Fritz neue Impulse geben will.
Seine bisherige Wirkungsstätte war in ihrer Vielfalt der Herner nicht ganz unähnlich. Bildende Kunst, Stadt- und Regionalgeschichte verbanden sich in Prenzlau mit sakraler Kunst des Mittelalters und Archäologie. Bedingt durch die Nähe zur polnischen Grenze arbeitete der Museumsleiter eng mit Kultureinrichtungen in Polen zusammen, u.a. für eine Ausstellung zur Unterwasserarchäologie des Mittelalters.
Vernetzung ist auch in Herne gefragt. So will das Museum enger als bisher mit dem Landesmuseum für Archäologie kooperieren, nicht nur im Hinblick auf die Mittelalter-Ausstellung "AufRuhr! Anno 1225" zur Kulturhauptstadt 2010. Museumspädagogisch dürften die beiden Leiter ebenfalls auf einer Wellenlänge liegen, hat doch Doetzer-Berweger selbst in Prenzlau Aktivitäten wie einen Mittelalter-Markt für Kinder initiiert. Für die Kulturverwaltung in Herne ein Pluspunkt unter vielen. Der wissenschaftliche Hintergrund, Erfahrungen im Kulturmanagement und in der Museumsfinanzierung: Mit dem neuen Museumsleiter sei man "breit aufgestellt", freut sich Peter Weber, Leiter des Fachbereichs Kultur, über die Entscheidung für den Mann aus Brandenburg, der sich unter 70 Bewerbern durchsetzen konnte.
Zum 1. Oktober fängt er an. Momentan streckt Oliver Doetzer-Berweger die Fühler auf dem Wohnungsmarkt aus. Die Familie will nach Herne ziehen, das mit seinen Tagen alter Musik zufällig noch eine musikalische Vorliebe der Ehefrau abdeckt, während der Museumschef besonders Jazz und Klezmer mag und gerne ins Theater geht. Günstig: Herne liegt am Wasser, so dass auch Kajakfahren und Rudern, die bevorzugten Sportarten, weiter praktiziert werden können.